Verlorene Eier
Lösung des Problems beitragen können. Zumindest kann er nach Oswestry fahren und ein paar Sachen einkaufen (Frascati, Eyeliner und ein paar Lebensmittel).
Nach einer Weile verschwindet der Satansbraten ins Badezimmer und taucht eine halbe Ewigkeit nicht mehr auf. Ich beginne mir Sorgen zu machen. Völlig zu Recht, wie sich herausstellt.
»Wieso liegen da lauter Männersachen in Ihrem Zimmer?«, fragt er.
»Warum warst du denn in meinem Schlafzimmer?« (Zum Glück liegt Daphne auf dem Sofa und schläft ihren Rausch aus.)
»Die Tür war offen.« (War sie nicht.)
»Schatz, man darf im Haus anderer Leute nicht in den Zimmern herumschnüffeln«, fährt Amber fort.
»Das waren Clives Sachen«, erkläre ich. »Es ist dumm von mir, ich weiß. Aber ich dachte, eines Tages …« Ich starre in die Flammen, um den tief in meinem Herzen schlummernden Schmerz darzustellen.
»Es tut mir leid, Angela«, sagt Amber und straft den Knirps mit einem vernichtenden Blick.
Doch er lässt nicht locker. »Und was ist das hier?«, will er wissen und zieht eines der Hühnerfilets aus der Tasche. Es ist mein Ersatzfilet, was bedeutet, dass er in meiner Wäschekommode gekramt haben muss. Kichernd wirft er es zwischen seinen Händen hin und her. Jede Hoffnung, ich könnte mir zumindest ein paar Sympathiepunkte bei ihm erarbeitet haben, entpuppt sich als kompletter Trugschluss.
»Das fühlt sich wie Wackelpudding an, Mom!«
Der Ausdruck auf Ambers Gesicht wechselt zwischen Entsetzen, Verwirrung und abgrundtiefer Verlegenheit. Eine gute Erklärung – eine, die in der Vergangenheit perfekt ausformuliert über meine Lippen gekommen wäre, weil mein Gehirn ausgerechnet in der Sekunde zu Hochform auflief, wenn eine Lüge vonnöten war – wäre jetzt genau das Richtige. Aber es gelingt mir nicht. Stattdessen spüre ich eine tiefe Resignation in mir, die ich lediglich mit den Worten Ich schaffe das einfach nicht mehr zusammenfassen kann.
»Augenblick, ich hole mir nur ein Glas Wasser«, krächze ich und stehe auf. »Und dann werde ich dir erklären, was das ist.«
Ich gehe in die Küche und lege meine Stirn einen Moment lang an die kühle Kühlschranktür, in der Hoffnung, der alte Electrolux liefere mir eine zündende Idee. Aber ehrlich gesagt ist es mir inzwischen egal. Ich werde alles gestehen. Schließlich bin ich der ehrlichste Mensch, dem Amber je begegnet ist.
Als ich mich zum Spülbecken umdrehe, blicke ich geradewegs in ein Gesicht vor dem Küchenfenster. In den wenigen Sekunden, bevor es verschwindet, sehe ich, dass es einem jungen, möglicherweise unterernährten Mann gehört und irgendwie rattenhaft und nicht vollständig entwickelt aussieht. Doch dann ist plötzlich nichts mehr von ihm zu sehen.
Ich kehre ins Wohnzimmer zurück, um der Sache auf den Grund zu gehen. Aber als ich die Tür aufreiße, stehen zwei Männer vor mir. Der eine mit dem Rattengesicht trägt weite helle Jeans und ein Kapuzenshirt, der andere ist größer, älter, stämmiger und trägt eine schicke Lederjacke und ein Hemd mit Schnürsenkelkrawatte. Außerdem hat er ein Ziegenbärtchen und einen Ohrring. »Hi, Herzblatt«, begrüßt er mit Schmelzstimme jemanden hinter mir.
Ich höre Amber nach Luft schnappen. In diesem Augenblick reißt Rattengesicht den Arm hoch, so dass ich das Maschinengewehr erkennen kann.
Lange Zeit sagt niemand etwas. Wenn das ein Lächeln auf dem Gesicht des Typs mit dem Ziegenbärtchen sein soll, ist es das merkwürdigste, das ich je gesehen habe.
Hinter ihm kreist eine Fledermaus im Halbdunkel.
»Wow, eine Uzi. Irre.«
KAPITEL SIEBEN
1
Er ist ein gut aussehender Rohling mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen und einer physischen Präsenz, die beim schwachen Geschlecht unter Garantie gewaltige Wirkung zeigt, auch wenn sie durch das dreieckige Fleckchen Schamhaar an seinem Kinn und dem Brilli im Ohr ein wenig geschmälert wird. Auch die Tatsache, dass er alt ist, trägt dazu bei, dass sich meine Laune augenblicklich hebt. Natürlich nicht richtig alt, aber Mitte vierzig ist er garantiert. Aber wenn sie mit ihm …
Auf die Idee, dass er hergekommen sein könnte, um uns alle zu töten, bin ich noch gar nicht gekommen.
»Hallo, Ma’am«, sagt er mit einem gewinnenden Lächeln – der Inbegriff des wohlerzogenen Psychopathen. »Phillip Pascocello.« Er streckt mir die Hand hin. »Und das ist mein Assistent, Mr Skinner.«
Rattengesicht sieht mich an und schnieft.
Wieder entsteht eine Pause. Etwas flackert in
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