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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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um den herrlichen Tag zu bestaunen, der sich uns präsentiert. Sie sieht so hinreißend aus, dass ich, wäre ich ein Mann, nun definitiv versuchen würde, sie zu küssen. (Sie wissen schon, was ich meine.) Sie blickt mich mit ihren bernsteinfarbenen Augen an, und ich spüre, wie meine Knie weich werden.
    »Angela, es tut mir ja so leid. Aber Ihr Bruder … er hat mir von Ihnen und …«
    »Clive.«
    Sie nickt.
    »Es hätte so schön sein können, meine Liebe. All das hier mit jemandem zu teilen. Und vielleicht auch ein …« Ich lasse meine Stimme verklingen.
    »Vielleicht passiert es ja eines Tages noch.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Man soll niemals nie sagen, stimmt’s?«
    »Ich habe mich viel zu sehr ans Alleinsein gewöhnt und bezweifle, ob ich noch einmal einen Mann um mich herum ertragen könnte.«
    »Manchmal findet dich die Liebe auf seltsamsten Wegen. Oh.« Sie schlägt sich die Hand vor den Mund. »Stammt das nicht aus einem Ihrer Bücher?«
    »Tatsächlich, meine Liebe?«
    »Ich glaube, das sagt die Großmutter in Das verbotene Erbe der Claudia Creevy .«
    »Wirklich? Jetzt wo Sie es sagen …« Ich erinnere mich dunkel.
    »Und dann antwortet Claudia: ›Großmama, ich weiß, dass die Liebe mich niemals finden wird. Nicht in diesem Leben.‹ Und auf der nächsten Seite läuft sie prompt Earnest Pluthero in die Arme, richtig?«
    Ich bin geschmeichelt und verlegen zugleich. Und ich habe das dumpfe Gefühl, dass sie recht hat. Denn Griffe in die Plot-Kiste wie dieser sind ein echter Greefe.
    Amber legt die Finger um mein Handgelenk. »Das könnte doch auch Ihnen passieren, Angela.«
    Ich widerstehe dem Drang, ihr zu sagen, dass Großmama Creevy a.) reine Erfindung, b.) ein hinterhältiges Miststück ist, das ich Claires Mutter nachempfunden habe, und deshalb c.) nicht vertrauenswürdig und d.) verabscheuungswürdig ist.
    »Amber, meine Liebe. Es besteht auch die Chance, dass ich im Lotto gewinne, aber das bedeutet noch lange nicht, dass es auch passiert.«
    »Trotzdem sollten Sie sich zumindest ein Los kaufen, oder nicht?«
    Tiefer Seufzer. »Ich habe schon mehr als eines gekauft, das kann ich Ihnen versichern. Im Lauf der Jahre ist ein ganzer Stapel zusammengekommen. Aber meine Zahlen sind nie gezogen worden. Es kann eben nicht jeder gewinnen.«
    »Aber in all Ihren Büchern gibt es ein Happy End. Das Mädchen kriegt den Mann, den es liebt. Sie heiraten. Bekommen Kinder. Es ist alles so romantisch. Sie müssen einfach daran glauben …«
    »Deshalb heißt es ja auch Roman, meine Liebe.«
    19
    Den restlichen Tag verbringen wir gemeinsam als eine Art grotesker Parodie einer Patchworkfamilie: Mutter und Sohn; die schrullige Tante (ich) und die Großmutter, die außer sich vor Wut ist (Daphne).
    »Wie lange müssen wir hier noch bleiben, Mom?«, fragt der Satansbraten, womit er wieder einmal mein Herz erobert.
    »Das hier ist unser kleines Abenteuer, mein Schatz«, erklärt Amber.
    »Ich find’s beschissen«, lautet sein vernichtendes Urteil.
    »Aber, Liebling, wir sind hier mitten im wunderschönen England, mit Feldern und Wiesen und …«
    »Felder sind beschissen.«
    In gewisser Weise kann ich es ihm nachfühlen. Als ich sieben war, fand ich Felder garantiert ebenfalls beschissen, auch wenn ich es vielleicht nicht ganz so drastisch ausgedrückt habe.
    Der nächste heikle Punkt naht, als die Akkus von Arthurs Spielzeug den Geist aufgeben und das Ladegerät nicht in die britische Steckdose passt.
    »Mir ist langweilig«, mault er.
    »Komm mit«, sage ich zu ihm. Der Satansbraten sieht mich zweifelnd an. »Ich möchte dich gern den Jungs vorstellen.«
    Ich führe ihn in den Garten zu der Stelle, wo die Kälber auf der Weide stehen und darauf warten, dass etwas passiert.
    »Kühe«, stellt Arthur fest, als wollte ich seine Geduld auf die Probe stellen.
    »Quatsch. Das sind junge Bullen. Wenn sie alt genug sind, kommen sie in den Schlachthof und werden zu Hamburger verarbeitet.«
    Das scheint das Interesse des Knirpses zu wecken, auch wenn das gewohnte »cool« nicht über seine Lippen kommt. Die Jungs, die mitbekommen haben, dass sich am Zaun irgendetwas tut, kommen herangetrottet, stellen sich im Halbkreis auf und beginnen zu schnaufen. Arthur betrachtet die Tiere, deren riesige Augen sich unmittelbar vor seinem Gesicht befinden, mit einigem Respekt.
    »Könnten die auch … einfach losrennen?«, fragt er mit einem Anflug von Furcht in der Stimme, als ihm aufgeht, dass ihn nur ein dünner Drahtzaun von

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