Verlorene Eier
oder?«
Nun muss ich lächeln. »Klar. Mach’s gut, Herzblatt.«
Die bernsteinfarbenen Augen weiten sich. Ich habe mit meiner Männerstimme gesprochen. Sie wendet sich ab und geht mit Arthur an der Hand in Richtung von Mr Skinners BMW . Doch als sie die Beifahrertür erreicht, dreht sie sich noch einmal um und wirft mir einen eigentümlichen Blick zu. Ich blase einen Kuss in ihre Richtung und gebe eine Kostprobe meines Queen-Elizabeth-öffnet-ein-Gurkenglas-Winkens.
Amber und Arthur winken zurück.
Eine Brise muss aufgekommen sein, denn meine Augen sind auf einmal feucht, so dass ich kaum noch etwas erkennen kann.
7
»Im Ministerium würden wir das als ›Vergeigte Aktion Erster Klasse‹ bezeichnen, Kumpel.«
Auch Kiki spricht inzwischen wieder mit seiner Männerstimme. Nachdem die vier verschwunden sind, scheint keinerlei Notwendigkeit mehr zu bestehen, sich zu verstellen. Daphne, die vom Knall der Schüsse aufgewacht ist, beäugt die beiden Frauen auf dem Sofa argwöhnisch.
»Ich dachte, du willst ihn über mich hinwegschubsen. So wie wir es früher immer mit Fatty Partington gemacht haben.«
»Und ich dachte, du ziehst ihm mit dem Buddha eins über die Rübe und machst ihn platt. So wie Fatty es mit seiner Chipstüte gemacht hat.«
Scheint so, als gebe es noch erheblichen Verbesserungsbedarf, um mit dem Projekt »Telepathische Transen jagen üble Verbrecher« wirklich Erfolg zu haben. Erst jetzt fällt mir wieder ein, dass es nach all den Jahren, in denen der arme Fatty von den anderen Kindern bis aufs Blut gequält worden war, irgendwann einen Vorfall gab, im Zuge dessen der kleine fette Chips-Fan mit einem Kricketschläger schreckliche Rache an einem seiner Peiniger nahm. Zum Glück traf der Schläger an der dicksten Stelle des Schädels seines Opfers auf, das jedoch laut Aussage von zwei Zeugen wie ein Mehlsack umkippte.
»Du bist überhaupt kein Spion, stimmt’s, Keith?«, sage ich betrübt.
»Bill, ich weiß, dass du jetzt enttäuscht sein wirst, aber ich bin tatsächlich keiner.«
Wir starren in die Flammen des Kaminfeuers, das den Raum in geheimnisvolles Orange taucht.
»Und du warst auch nie einer?«
»Nein, nie. Mein Metier waren schon immer die Fische, und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.«
Lange Zeit sagt niemand etwas.
»Was deine kleine Freundin angeht«, meint er schließlich, »liebst du sie?«
»Ich denke schon, Keith.«
»Sie ist sehr attraktiv.«
»Ich muss ununterbrochen an sie denken.«
»Und nur damit ich es richtig verstehe: Sie glaubt, dass du eine Frau bist, ja?«
»Genau. Aber trotzdem haben wir einen Draht zueinander, auch wenn ich weiß, dass das ziemlich verrückt klingt. Ich glaube, wir hätten eine Chance.«
»Nur als kleine Warnung, Bill, aber es ist durchaus möglich, dass sie als Bill nichts an dir findet. Kiki hat Freunde, die Keith für einen stocklangweiligen Beamten halten.«
»Ich war schon mal als Mann mit ihr zusammen, nur eben nicht als ich selbst. Stattdessen habe ich eine Figur erfunden. Einen verlogenen Jammerlappen. Einen Tierarzt. Es war nicht gerade ein durchschlagender Erfolg.«
»Der Junge war ziemlich nervtötend«, fährt Keith fort. (Ich glaube, das ist ein Versuch, mich von ihr abzubringen.)
»Er braucht einen Vater.«
»Dich?«
»Wieso nicht?«
»Ich bin nicht sicher, ob du der ›Daddy‹-Typ bist.«
»Du etwa?«
»So seltsam es klingen mag, aber ja, das bin ich.«
»Ich könnte auch ein guter Vater sein.«
»Könntest du ein Kind denn so lieben, als wäre es dein eigenes?«
»Wenn es ihres wäre, schon. Wenn es unseres wäre. Seltsamerweise habe ich den kleinen Satansbraten mittlerweile ins Herz geschlossen. Er erinnert mich an mich selbst in diesem Alter. Ich muss sie da rausholen, Keith.«
»Diese Männer waren bewaffnet.«
In diesem Augenblick fällt der Groschen. »Ich kenne Leute, die auch Waffen haben. Das glaube ich zumindest.«
Keith/Kiki drückt mein Knie. »Wir müssen die Polizei rufen.«
»Nein. Keine Polizei. Dann würde Angela nur auffliegen und der Verlag sein Geld zurückverlangen.«
Daphne springt auf und zeigt mit ihrem knorrigen Finger auf uns. »Ihr beide seid Männer!« Ihre wässrig-grauen Augen funkeln triumphierend. »Wusste ich es doch! Ich habe gleich gemerkt, dass mit euch Typen irgendetwas nicht stimmt.«
Was soll man darauf sagen? Keith und ich tauschen einen Blick. Sie klatscht begeistert in die Hände. »Köstlich! Und Sie sind unglaublich gut«, sagt sie zu Keith. »Wie
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