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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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Wissen über Waffen von einem Siebenjährigen stammt.
    Caerwen Griffiths, eingehüllt in einen rosa Flauschbademantel, betritt das Wohnzimmer.
    »Oh, tut mir leid, Urquharts, ich habe gar nicht gehört, dass ihr Besuch habt«, sagt sie. (Amüsiert registriere ich, dass sie die beiden der Einfachheit halber mit dem Nachnamen anspricht.)
    Si stellt die Anwesenden einander vor.
    »Das hier ist Mrs Du Maurier.« (»Miss« korrigiert Kiki ihn unverzüglich.)
    »Tut mir leid, wenn mein Handschlag ein bisschen feucht ist, aber ich komme gerade aus der Badewanne, Herzchen.«
    »Das ist Daphne …« Offenbar kann er sich an den Rest nicht erinnern.
    »… Ottershaw«, blafft Daphne. »Wie Otter. Und Shaw.«
    »Caerwen Griffiths. Eine Tasse Tee, Herzchen?«
    »Und jetzt bin ich gespannt, ob du herausfindest, wer das hier ist.«
    Caerwen mustert mich mit ihrem Schwesternblick. »Wir sind uns schon mal begegnet, ja?«
    »Ja. Ja. Sind wir.«
    Caerwens Miene wird ernst. Die Sekunden verstreichen. Noch ein paar. Okay, fünfzehn Sekunden. Dann scheint die Zeit auf einmal stillzustehen.
    »Oh. Mein. Gott.«
    »Es ist nicht so, wie es aussieht.«
    »Oh. Mein. Gott.«
    »Hör zu Caerwen, du verstehst das falsch …«
    »Du armer, armer Mann. Komm her.«
    »Caerwen, ehrlich. Es gibt eine absolut logische Erkläääääääää-mpff.«
    Die feuchte rosa Frotteefleischmasse drückt mich an ihren üppigen Busen, und ich spüre meine Hühnerfilets aus ihrer Behausung springen, von meinem Brustkasten einmal ganz abgesehen.
    »Der arme Mann. So lange mit einer Lüge leben zu müssen.«
    »Nein, es ist nicht …«
    »Es all die Jahre in sich hineinfressen zu müssen.«
    »Ich habe nichts in mich hineinge…« Ein Schwall ihres intensiven Parfums, mit dem sie sich großzügig übergossen hat, steigt mir in die Nase und löst einen heftigen Hustenanfall aus.
    »Na, siehst du. Und jetzt heul erst mal richtig, Herzchen, dann geht’s dir gleich besser.«
    »Hör jetzt auf! Bitte!« Mühsam löse ich mich aus dem walisischen Todesgriff. »Es gibt eine ganz einfache Erklärung.«
    »Ihr seid alle Transen, stimmt’s?«
    »Ich schon«, meldet sich Daphne mit boshaft glitzernden Augen zu Wort. »Mein richtiger Name ist Alfred Muncaster, und ich habe fünfundzwanzig Jahre lang für die Staatliche Bergbaubehörde Minenunglücke untersucht. Haben Sie zufällig einen Sherry im Haus? Meine Kehle ist völlig ausgedörrt.«
    »Hör zu, Herzchen. Ich bin ein ausgesprochen toleranter Mensch. Das muss man in meinem Job auch sein. In einem Krankenhaus sieht man so viele Dinge, da ist ein bisschen Verkleiden die reinste Bagatelle. Erst letzte Woche hatten wir einen Kerl da, dem mussten wir den Staubsaugeraufsatz aus dem Anus entfernen. Seine Frau ist beinahe ausgeflippt. Es war ein nagelneuer Dyson.«
    »Darf. Ich. Vielleicht. Endlich. Das. Ganze. Erklären?«
    »Sie sollten sich anhören, was er zu sagen hat, Schätzchen«, wirft Kiki ein. »Es ist wirklich süß.«
    Noch einmal schildere ich die Vorkommnisse der letzten Tage und Wochen: wie ich während einer Reise durch die USA ein Mädchen kennengelernt habe – eine junge Frau, besser gesagt, eine junge Mutter –, die mir quer durchs Land gefolgt war. Wie sie mir ihre traurige Geschichte erzählt hatte und mir immer mehr ans Herz gewachsen war. Aber die Geschichte entpuppte sich als völliger Blödsinn, und die wahre Geschichte (die noch viel tragischer war) handelte von einem Mädchen im Zeugenschutzprogramm, einem gewalttätigen Schwerverbrecher, der sich dank der Korruptheit eines Richters wieder auf freiem Fuß befand. Nach ihrer Flucht mit ihrem Jungen nach England versteckte sie sich in meinem Haus, bis der bis zu den Zähnen bewaffnete Bursche plötzlich vor der Tür stand, sie kidnappte und sie nun zwingen würde, ihn zu heiraten.
    »Und du liebst sie, ja?«
    Ich muss schlucken. »Ja. Ja. Es sieht ganz danach aus.« Mir wird bewusst, wie erbärmlich das klingt, daher bekräftige ich: »Ja. Ja. Das tue ich.«
    »Und deshalb musst du sie dir zurückholen, ja?«, fragt sie. Ich nicke. »Du musst diesen Phil E. Paintbrush fertigmachen.«
    »Nun ja, wenn ich eine Waffe hätte …«
    »Mit Feigheit hat allerdings noch keiner das Herz einer schönen Frau gewonnen, stimmt’s, Urquharts?«
    Die Brüder funkeln sie finster an.
    »Okay«, fährt Caerwen fort, »soweit alles klar. Aber wenn du keine Transe bist, verstehe ich eines noch immer nicht so ganz. Wieso läufst du in Frauenkleidern durch die

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