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Verlorene Illusionen (German Edition)

Verlorene Illusionen (German Edition)

Titel: Verlorene Illusionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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armen Liebhaber äußerst mißfiel.
    »Was werden sie über mich sprechen?« dachte er, als er die Treppe zu seiner öden Kammer hinaufging.
    »Der arme Junge ist hervorragend langweilig«, sagte Châtelet, als der Wagenschlag wieder geschlossen war. »So ist es mit allen, die eine Welt von Gedanken in ihrem Herzen und Hirn bergen. Die Menschen, die in Kunstwerken, mit denen sie sich lange herumtragen, so viel auszudenken haben, bezeigen eine gewisse Verachtung gegen die Konversation, die doch ein Verkehr ist, in dem der Geist in kleine Münze umgewechselt wird«, sagte die stolze Nègrepelisse, die noch den Mut hatte, Lucien zu verteidigen, weniger um Luciens als um ihrer selbst willen.
    »Ich gebe Ihnen das gerne zu,« sagte der Baron, »allein wir leben mit Menschen und nicht mit Büchern. Hören Sie, liebe Naïs, ich sehe, es ist noch nichts zwischen Ihnen und ihm, ich bin entzückt darüber. Wenn Sie sich entschließen, in Ihr Leben ein Interesse einzuführen, das Ihnen bis jetzt gefehlt hat, dann bitte ich herzlich, lassen Sie es nicht eins für dieses angebliche Genie sein. Wenn Sie sich täuschten! Wenn Sie in ein paar Tagen, wo Sie Gelegenheit haben, ihn mit wirklichen Talenten, mit ernstlich hervorragenden Männern, die Sie sehen werden, zu vergleichen, wenn Sie da merkten, meine liebe schöne Sirene, daß Sie nicht einen großen Sänger auf Ihre reizende Schulter genommen und zum Hafen getragen haben, sondern einen kleinen Affen ohne Manieren, ohne Bedeutung, einen dummen Prahlhans, der in Houmeau Geist haben kann, aber in Paris ein überaus gewöhnlicher Bursche wird! Alles in allem werden hier in jeder Woche Gedichtbücher herausgegeben, deren schlechtestes noch so gut ist wie die ganze Dichterei des Herrn Chardon. Ich bitte Sie, warten Sie, vergleichen Sie! Morgen am Freitag spielt man in der Oper,« fügte er hinzu, als er sah, daß der Wagen in die Rue Neuve-de-Luxembourg einfuhr; »Madame d'Espard verfügt über die Loge des ersten Kammerherrn des Königs und wird Sie ohne Zweifel dahin mitnehmen. Ich will Sie in Ihrem Glanze sehen und werde in die Loge der Frau von Sérizy kommen. Man gibt ›Die Danaiden‹.«
    »Adieu«, sagte sie.
    Am andern Tag versuchte Frau von Bargeton, sich eine Vormittagstoilette zusammenzustellen, die zum Besuch bei ihrer Cousine, der Madame d'Espard, paßte. Es war ziemlich kühl, und sie fand in ihren altmodischen Sachen von Angoulême nichts Besseres als ein Kleid aus grünem Samt, das sehr extravagant garniert war. Lucien seinerseits fühlte die Notwendigkeit, seinen famosen blauen Anzug holen zu gehen, denn er hatte vor seinem kümmerlichen Gehrock Abscheu und wollte sich immer in seinem Anzug zeigen, weil er dachte, er könnte die Marquise d'Espard treffen oder aufs Geratewohl zu ihr gehen. Er stieg in eine Droschke, um sein Gepäck sofort zu holen. In zwei Stunden gab er drei oder vier Franken aus, was ihm über die Geldverhältnisse des Pariser Lebens zu denken gab. Nachdem er sich aufs eleganteste ausstaffiert hatte, begab er sich nach der Rue Neuve-de-Luxembourg, wo er auf der Schwelle Gentil in Gesellschaft eines Leibjägers antraf, der einen großartigen Federhut trug.
    »Ich wollte eben zu Ihnen gehen; Madame übergab mir das Briefchen für Sie«, sagte Gentil, der sich auf die Ausdrucksweise, in der man in Paris den Respekt bezeigt, nicht verstand und an die Gutmütigkeit der Sitten in der Provinz gewöhnt war.
    Der Leibjäger hielt den Dichter für einen Bedienten. Lucien öffnete das Billett und erfuhr, daß Frau von Bargeton den Tag bei Marquise d'Espard verbrachte und abends in die Oper ginge; aber sie bat Lucien, er möchte sich dort einfinden, ihre Cousine gestatte ihr gern, dem jungen Dichter einen Platz in ihrer Loge einzuräumen, die Marquise mache sich ein Vergnügen daraus, ihm diesen Genuß zu verschaffen.
    »Sie liebt mich also! Meine Angst ist töricht;« sagte sich Lucien; »sie stellt mich noch heute abend ihrer Cousine vor.«
    Er war seelenvergnügt und wollte die Zeit bis zu diesem glücklichen Abend fröhlich verbringen. Er wandte sich nach den Tuilerien und dachte dort bis zu der Stunde, wo er bei Véry zu Mittag essen wollte, spazieren zu gehen. Lucien ging also tänzelnd, hüpfend, leichtfüßig über die Terrasse des Feuillants und betrachtete sich die Spaziergänger, die hübschen Frauen mit ihren Anbetern, die Stutzer, die Arm in Arm gingen und einander im Vorübergehen zunickten. Wie anders war diese Terrasse als Beaulieu! Die Vögel

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