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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Teil für das Puzzle, dachte er.
    »Mrs. Morrison.« Die Psychologin drückte ihre Hand. »Hatten Sie den Eindruck, er könnte Sie mit Desiree verwechselt haben?«
    »Nein«, antwortete Mary Beth nach einem Moment des Nachdenkens. »Er schien mich eher mit ihr verglichen zu haben. Jedesmal, wenn er ihren Namen erwähnt hat, klang so etwas wie Hochachtung in seiner Stimme mit. Aber ich habe mich wohl geirrt, das hört sich doch einfach zu dumm an, oder?«
    »Nein«, entgegnete Tess und warf einen Blick auf ihren Mann, »ganz und gar nicht.«
    »Er versuchte, freundlich zu mir zu sein, wenn auch auf eine ganz schreckliche Weise. Ich weiß auch nicht, wie ich das besser beschreiben soll. Es hatte irgendwie den Anschein, als erwartete er von mir, über sein Erscheinen beglückt zu sein. Der Junge wurde erst wütend, als ich mich gegen ihn gewehrt habe. Da ist er richtig fuchsteufelswild geworden, wie ein Kind, dem man sein Lieblingsspielzeug wegnimmt. Die Tränen standen ihm in den Augen, und er klang richtig quengelig. Er nannte mich dann eine Hure. Nein, er sagte, wir alle seien verlogene Huren, und beim nächsten Mal würde er uns das heimzahlen oder so ähnlich.«
    Ein verfetteter Cockerspaniel watschelte ins Wohnzimmer und beschnüffelte Tess.
    »Das ist Binky«, sagte Mary Beth und fing wieder an zu weinen. »Wenn er nicht gewesen wäre …«
    »Von nun an bekommt er bis ans Ende seiner Tage nur noch Steak zu fressen.« Harry küßte ihre Finger, und seine Frau mußte trotz ihres Schluchzens kichern.
    »Ich habe den armen Kerl vor die Tür gesetzt, weil ich dachte, er würde die Katze verbellen. Dabei hat er die ganze Zeit nur …« Die Stimme versagte ihr, und sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß, daß sich die Presse über diese Geschichte hermachen wird, aber es wäre mir lieb, wenn Sie so wenig wie möglich an die Reporter weitergeben könnten. Wegen der Kinder, Sie verstehen.« Sie sah die Psychologin an und wußte, daß hier eine Frau saß, der sie sich anvertrauen konnte. »Ich möchte nicht, daß die Kleinen einen Schrecken bekommen. Und was meine Tätigkeit für Fantasy angeht, nun, ich schäme mich nicht deswegen, aber ich fürchte, die anderen Mütter werden wenig Verständnis aufbringen, wenn sie erfahren müssen, daß die Frau, die sich so bei den Schulveranstaltungen engagiert, einer solchen Tätigkeit nachgeht.«
    »Wir sehen zu, was sich machen läßt«, versprach Ed ihr. »Aber wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, ich würde bei Fantasy aufhören.«
    »Ist schon erledigt«, erklärte Harry.
    »Und es wäre sicher angebracht, wenn Sie während der nächsten Tage nicht allein blieben.«
    Mary Beth wurde noch blasser. Aller Mut, den sie in den vergangenen Minuten angesammelt hatte, drohte sie zu verlassen. »Glauben Sie, er kehrt zurück?«
    »Man kann nie sicher sein.« Ed wollte der Frau keine Angst einjagen, aber es war seine Pflicht, ihr Leben zu schützen. »Dieser Mann ist außerordentlich gefährlich, Mrs. Morrison. Wir möchten nicht, daß Sie ein Risiko eingehen. Selbstverständlich werden wir Ihr Haus bewachen. Doch zunächst möchte ich, daß Sie mit uns aufs Revier kommen, sich dort die Verbrecherkartei ansehen und unserem Zeichner bei der Arbeit helfen.«
    »Ich will alles tun, wenn ich Ihnen nur dabei helfen kann, ihn zu fassen, und zwar rasch.«
    »Womöglich haben Sie uns schon einen entscheidenden Schritt weitergeholfen.« Ben erhob sich. »Vielen Dank für Ihre Mitarbeit.«
    »Ich … ich habe Ihnen nicht einmal einen Kaffee angeboten.« Mary Beth hatte urplötzlich große Angst davor, die Beamten gehen zu lassen. Ihre bloße Anwesenheit vermittelte ihr Schutz und Sicherheit. Immerhin waren sie Polizisten, und als solche wußten sie, wie man mit Verbrechern umzugehen hatte. »Es ist mir wirklich peinlich, nicht daran gedacht zu haben.«
    »Das macht doch wirklich nichts.« Tess drückte ihr wieder die Hand. »Sie sollten sich jetzt hinlegen. Ihr Mann kann Sie nach oben bringen. Er bleibt heute bei Ihnen. Und wenn Sie morgen auf die Wache kommen, erhalten Sie dort die Telefonnummern von Organisationen, die Ihnen dabei helfen können, die ganze Geschichte hinter sich zu bringen. Oder wenn Ihnen das lieber ist, rufen Sie gleich mich an.«
    »So viel Furcht habe ich noch nie erlebt.« Mary Beth erkannte in den Augen der Psychologin tiefe weibliche Anteilnahme. Und in diesem Moment wurde ihr bewußt, daß sie dieser noch mehr bedurfte als des Schutzes der Polizei. »In der Küche

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