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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aufgehoben hatten, sagte sie jedoch nicht nein.
    Sobald Harry von seiner Frau erfahren hatte, was geschehen war, hatte er die Kinder zu Nachbarn gebracht. Er saß jetzt ganz nah neben seiner Frau, hatte einen Arm um ihre Hüfte gelegt und streichelte ihr Haar. Harry hatte sie immer schon von ganzem Herzen geliebt, aber der heutige Vorfall hatte ihm klargemacht, daß sie der Anfang und das Ende seines Lebens war.
    »Wir haben schon mit der Polizei gesprochen«, erklärte er, als Ed ihm seine Marke zeigte. »Wie oft muß meine Frau denn noch die immer gleichen Fragen beantworten? Hat sie denn noch nicht genug durchgemacht?«
    »Tut mir leid, Mr. Morrison. Wir bemühen uns, es für Ihre Gattin so einfach wie nur möglich zu machen.«
    »Das einzige, worum Sie sich bemühen sollten, ist, dieses Schwein zu fassen. Dafür sind Polizisten schließlich da. Dafür bezahlen wir ihr Gehalt mit unseren Steuern.«
    »Harry, bitte …«
    »Tut mir leid, Schatz.« Sein Tonfall wurde augenblicklich sanfter, als er sich an seine Liebste wandte. Für ihn war es fast noch schlimmer, auf den schwarzblauen Fleck in ihrem Gesicht zu blicken, als sich vorzustellen, was unter anderen Umständen geschehen wäre. Schließlich war die Verletzung deutlich sichtbar, während der mögliche Albtraum zu schrecklich war, um ihn wirklich begreifen zu können. »Du mußt nicht mehr reden, wenn dir alles zuviel geworden ist.«
    »Wir haben auch nur ein paar Fragen.« Ben hockte sich auf einen Stuhl, weil er aus Erfahrung wußte, daß sitzende Personen leichter Vertrauen erweckten als solche, die im Stehen Auskünfte einholten. »Glauben Sie mir, Mr. Morrison, wir wollen nichts lieber, als diesen Mann aus dem Verkehr zu ziehen. Aber dazu benötigen wir Ihre Hilfe.«
    »Wie würden Sie sich denn fühlen, wenn es Ihre Frau erwischt hätte?« brauste Harry auf. »Wenn ich wüßte, wo ich ihn ausfindig machen könnte, wäre ich schon längst auf dem Weg dorthin.«
    »Das hier ist meine Frau«, entgegnete Ben ganz ruhig und zeigte auf Tess. »Und ich weiß ganz genau, was in Ihnen vorgeht.«
    »Mrs. Morrison«, begann Tess und hockte sich neben sie auf die Sofalehne, »vielleicht wäre es Ihnen lieber, mit mir zu sprechen. Ich bin Ärztin und Psychologin.«
    »Ich brauche keinen Arzt.« Mary Beth starrte auf das Glas Brandy, als wäre sie überrascht, es zwischen ihren Händen vorzufinden. »Er hat nicht … Ich weiß, er wollte es, aber er hat es nicht getan.«
    »Er hat sie nicht vergewaltigt«, sagte Tess leise. »Trotzdem wurde ihre Intimsphäre verletzt, hat er sie angegriffen und in Angst und Schrecken versetzt. Wenn sie alles schlucken und den Schock, die Furcht und die Scham nicht herauslassen …« Sie erkannte, daß die Scham für die Frau das schlimmste war, und wartete einen Moment. »Das alles in sich hineinzufressen, bringt einem nur noch mehr Schmerzen und Pein. Es gibt Stellen, an die Sie sich wenden können. Dort treffen Sie Menschen an, die ähnliches mitgemacht haben. Die wissen genau, wie es jetzt in Ihnen und in Ihrem Mann aussieht.«
    »In meinem eigenen Heim …« Mary Beth fing zum erstenmal seit dem Überfall an zu weinen. Die Tränen quollen aus ihren Augen und rannen dünn und heiß über ihre Wangen. »Alles ist so viel schlimmer, weil es in meinem eigenen Haus passiert ist. Die ganze Zeit beherrschte mich nur der Gedanke: Was wird er meinen Kindern antun. Und dann …« Tess hielt das Glas fest, als Mary Beths Hände zu zittern begannen. »Ich habe immerzu gebetet, das alles möge nur ein Traum sein … Er sagte, er kenne mich, und er nannte auch meinen Namen. Aber ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Für mich war er ein Fremder, ein Fremder, der gekommen war, um mich zu vergewaltigen … Und er hat mich … hat mich berührt … oh, Harry!« Sie legte den Kopf an seine Schulter und schluchzte.
    »Mein armer Schatz, er wird dir nie wieder etwas antun.« Seine Hände strichen sanft über ihr Haar, aber in seinen Augen stand ein Blick, der besagte, daß der Mann gewillt war, einen Mord zu begehen. »Du bist jetzt sicher. Keiner wird dir mehr weh tun. Verdammt, sehen Sie denn nicht, wie Ihre Fragen meiner Frau zusetzen?«
    »Mr. Morrison …« Ed wußte nicht so recht, wie er anfangen sollte. Die Wut des Mannes schien ihm gerechtfertigt zu sein. Er selbst verspürte jetzt Zorn auf den Täter, war aber Polizist genug, um sich davon nicht in seiner Pflichtausübung behindern zu lassen. Trotzdem gab es keinen Anlaß, dieses

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