Verlorene Liebe
– bereits eine Verbindung zu dem Täter besitzt.«
»Bist du verrückt?« Ed hatte sehr leise gesprochen. Zu leise. Und das warnte Grace mehr als alles andere, daß er kurz davor stand zu explodieren.
»Ich will es gern erläutern.« Um sich zur Ruhe zu zwingen, zündete sie sich eine Zigarette an. »Kathleens Stimme war die erste, von der unser Mann sich angezogen fühlte. Als meine Schwester und ich noch Kinder waren, haben wir uns gern einen Spaß daraus gemacht, uns am Telefon als die andere auszugeben. Hat immer funktioniert. Wenn ich mich mit Kathleens Stimme als Desiree melde, wird er versuchen, mich zu finden. Und wir alle wissen, daß ihm das möglich ist.«
»Das ist doch viel zu riskant. Der ganze Plan ist hirnrissig!« Ed preßte die Lippen zusammen, sah seinen Partner an und hoffte, bei ihm Unterstützung zu finden.
»Mir gefällt das Vorhaben auch nicht«, erklärte Ben, erkannte aber, daß zumindest eine Chance bestand, auf diese Weise an den Täter zu kommen. »Solide Polizeiarbeit hat sich immer schon mehr bezahlt gemacht als jedes Wagnis. Du hast keine Garantie, Grace, daß er auf deine Desiree-Imitation hereinfällt. Und noch weniger kannst du vorausberechnen, was er dann unternimmt. Davon ganz abgesehen sitzt Mrs. Morrison schon bei unserem Zeichner. Mit ein bißchen Glück bekommen wir noch heute eine brauchbare Täterbeschreibung.«
»Gut. Dann könnt ihr ihn ja womöglich fassen, bevor ich mich ans Telefon setzen muß.« Sie hob aus einem Impuls heraus die Hände, ließ sie aber ebenso rasch wieder sinken. »Ich würde mich aber nicht unbedingt darauf verlassen, was eine stark kurzsichtige, unter Schock stehende Frau in einem dunklen Raum gesehen zu haben glaubt.« Grace blies Zigarettenrauch aus und bereitete sich darauf vor, die nächste Bombe platzen zu lassen. »Ich habe heute morgen mit Tess telefoniert und sie gefragt, wie hoch die Chancen stehen, den Mann mit dem gleichen Namen, der gleichen Stimme und derselben Adresse anzulocken.« Sie sah Ben an, weil es ihr zu schwer fiel, Ed in die Augen zu blicken. »Tess meinte, er könne dieser Versuchung wohl kaum widerstehen. Schließlich sei es Desiree gewesen, die ihn überhaupt erst aktiv hat werden lassen. Und deshalb wird es auch Desiree sein, die ihn in die Falle tappen läßt.«
»Im allgemeinen vertraue ich den Worten unserer Psychologin.« Der Captain hob eine Hand, um Eds Protest abzuwehren. »Und darüber hinaus bin ich der Ansicht, daß wir nach drei Überfällen endlich stärkeres Geschütz auffahren sollten.«
»Und das Sonderkommando?« fragte Ed.
»Wird trotzdem seine Arbeit aufnehmen.« Der Captain tippte auf den zuoberst liegenden Ordner. »Wir halten wie geplant am Montag eine Pressekonferenz ab. Unser Ziel heißt jetzt vor allem, weitere Morde zu verhindern. Aus diesem Grund bin ich gewillt, Miß McCabe ihre Chance zu geben.« Er wandte sich an Grace. »Wenn wir uns Ihrer Theorie anschließen, müssen wir von Anfang bis Ende Ihrer hundertprozentigen Kooperation sicher sein. Wir könnten eine Beamtin in Ihr Haus setzen, die die Anrufe entgegennimmt, während Sie für eine Weile in ein Hotel ziehen.«
»Es geht aber um meine Stimme«, wandte Grace ein. Und um ihre Schwester. Sie würde nie vergessen können, was Kathleen widerfahren war. »Captain, Sie können gern so viele Beamtinnen einsetzen, wie Sie für richtig erachten, aber ich habe bereits alles Notwendige veranlaßt und werde für Fantasy arbeiten. Heute abend geht’s los.«
»Du wirst den Teufel tun!« Ed sprang auf, packte sie am Arm und zerrte sie aus dem Raum.
»He, Moment mal!«
»Sei still!« Lowenstein, die sich gerade auf dem Weg zum Kaffeeautomat befand, trat erschrocken einen Schritt zurück und ließ Ed vorüberrauschen. »Ich dachte immer, du hättest Grips im Kopf. Und da läßt du dir einen solchen Mist einfallen!«
»Ich habe auch Grips im Kopf, aber ich habe bald keinen Arm mehr, wenn du weiter so an ihm herumreißt. « Doch er war schon mit ihr durch die Tür und draußen auf dem Parkplatz. Grace blieb nichts anderes übrig, als ihm halb stolpernd und kurzatmig zu folgen. Vielleicht sollte sie doch das Rauchen einschränken, sagte sie sich.
»Du steigst jetzt in deinen Wagen und fährst auf der Stelle nach Hause. Ich rufe Cawfield an und erkläre ihr, du hättest es dir anders überlegt.«
»Ich habe dir schon einmal gesagt, daß ich mir nichts befehlen lasse, Ed.« Sie hatte Mühe, zu Atem zu kommen, und noch mehr, nicht zu
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