Verlorene Liebe
Schokoriegel.«
»Grace, über kurz oder lang werden wir uns wirklich einmal ernsthaft über deine Diät unterhalten müssen.«
»Ich mache doch gar keine Diät.«
»Genau deswegen.«
Sie verfolgte, wie er die Grütze in einen Suppenteller gab und diesen vor sich hinstellte. »Jackson, du bist so gut zu mir.«
»Das weiß ich.« Grinsend füllte er seine Schüssel. Als er dann die Pfanne auskratzte, fiel sein Blick auf den Scheck. Seine Hand blieb in der Luft hängen, und Porridge tropfte auf den Tisch.
»Daneben«, neckte sie ihn.
»Äh, kriegst du so etwas öfters?«
»Was meinst du? Ach so, die Tantiemen. Na ja, zweimal im Jahr, möge Gott jeden einzelnen meiner Käufer segnen.« Grace war hungriger, als sie angenommen hatte, und schob einen großen Löffel Brei in den Mund. Wenn sie nicht aufpaßte, würde sie sich noch an dieses Zeug gewöhnen, sagte sie sich. »Dazu kommen natürlich noch die Vorschüsse. Weißt du, es könnte dieser Pampe wirklich nicht schaden, wenn etwas Zucker hineinkäme.« Sie griff nach der Dose, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. »Stimmt irgend etwas nicht?«
»Was? Nein.« Er stellte die Pfanne in den Ausguß, besorgte sich einen Lappen und fing an, den Porridgeklecks vom Tisch zu wischen. »Ich habe einfach nie geglaubt, daß man mit Büchern so viel Geld verdienen kann.«
»Na ja, das läuft nicht immer so. Aber manchmal hat man eben Glück.« Sie trank ihren Kaffee, und plötzlich fiel ihr auf, daß er immer noch die Stelle abwischte, auf die der Brei getropft war. »Ist das vielleicht ein Problem für dich?«
Er dachte an das Haus nebenan, auf das er so lange gespart hatte. Bei ihrem Einkommen hätte Grace es aus der Portokasse bezahlen können. »Ich weiß nicht. Ich denke, ich sollte kein Problem damit haben.«
Das hatte sie nicht erwartet. Nicht von ihm. Geld hatte für Grace nie eine besondere Bedeutung gehabt. Sie hatte es immer gern ausgegeben, nicht weil sie sich alles leisten konnte, sondern weil sie viel zu sorglos damit umging. So war es bei ihr immer schon gewesen, auch am Anfang ihrer Karriere, als sie noch nicht sehr viel verdient hatte.
»Nein, solltest du wirklich nicht. In den letzten Jahren bin ich mit dem Schreiben reich geworden. Aber deswegen habe ich nicht damit angefangen. Und es täte mir wirklich weh, wenn du deswegen deine Meinung über mich ändern solltest.«
»Ich komme mir wie ein Idiot vor, weil ich bis eben geglaubt habe, du könntest in einem solchen Häuschen mit mir glücklich werden.«
Sie legte die Stirn in Falten, und ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Das ist vermutlich das erste Mal, daß ich dich etwas wirklich Blödes sagen höre. Kann sein, daß ich mir noch nicht darüber im klaren bin, was für uns beide das beste ist. Aber wenn es soweit ist, ist es mir wirklich verdammt egal, an welchem Ort wir leben werden. Und jetzt halt endlich die Klappe. Selbstmitleid steht dir überhaupt nicht.« Grace schob die Post beiseite und schlug die Zeitung auf. Als erstes fiel ihr das Phantombild des Täters ins Auge, das der Polizeizeichner mit Mary Beth’ Hilfe erstellt hatte.
»Ihr seid aber wirklich schnell«, sagte sie leise.
»Wir wollten, daß das Bild möglichst rasch in die Zeitungen kommt. Wird übrigens auch im Fernsehen gezeigt. Damit haben wir wenigstens etwas für die Pressekonferenz in der Hand.«
»Hm, ein Durchschnittstyp. Könnte praktisch jeder sein.«
»Mrs. Morrison war leider nicht in der Lage, uns mit mehr Details zu versorgen.« Ed gefiel überhaupt nicht, wie sie das Bild studierte, so als wollte sie sich jede einzelne Linie einprägen. »Die Frau meinte aber, die Gesichtsform und die Augen seien ziemlich gut wiedergegeben.«
»Der ist ja noch ein halbes Kind. Wenn ihr die High Schools der Umgegend abklappert, findet ihr mindestens ein paar hundert Jungs, die so aussehen.« Sie verspürte ein Brennen im Magen und stand auf, um sich ein Glas Wasser zu holen. Sie hatte sich wirklich das Gesicht eingeprägt. Auch wenn es sich dabei nur um eine Phantomzeichnung handelte, sie würde diese Züge nicht mehr vergessen. »Ein halbes Kind«, sagte sie wieder. »Einfach unfaßbar, daß ein Teenager so etwas meiner Schwester angetan haben soll.«
»Nicht alle Teenager stehen auf Schulbälle und Pizzerien, Grace.«
»Das weiß ich auch, ich bin schließlich nicht blöde!« Wütend starrte sie ihn an. »Ich weiß, wie es draußen in der Welt zugeht, verdammt nochmal! Mag sein, daß ich mein Leben
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