Verlorene Liebe
eine Telefonsex-Leitung einklinkt. Jetzt kann er stundenlang in seinem Kämmerchen hocken, zuhören und sich die Stimme heraussuchen, die ihn am meisten anmacht. Er lauscht ihr immerzu, wenn sie anderen Männern scharfe Sachen erzählt. Billings, wäre ihm so etwas möglich, ohne daß die Frau oder der Kunde etwas davon mitbekommt?«
»Mit der nötigen Ausstattung kann er sich wirklich in jedes Telefonat einklinken. Ich habe hier einige Anlagen, mit denen Sie alles von hier bis zur Westküste abhören können. Allerdings kostet so etwas eine Stange Geld.« Billings’ Interesse war erwacht. Andere Leute zu belauschen hatte ihn immer schon begeistert. Wenn er eine Regierung gefunden hätte, die ihm vertraute, hätte er sich sicher der Spionage verschrieben. »Woran arbeiten Sie beide denn gerade?«
»Lassen Sie mich die Geschichte noch ein Stück weiterspinnen.« Ben hob die Kristallpyramide vom Schreibtisch und betrachtete sie eingehend. »Angenommen, unser neugieriger Lauscher beschließt, die Frau aufzusuchen, die ihm immer so angenehme Gefühle bereitet. Er kennt weder ihren richtigen Namen noch ihre Adresse, und er hat auch keine Vorstellung, wie sie aussieht. Nun möchte er sie aber so gerne einmal kennenlernen, hat aber nicht mehr zur Verfügung als ihre Stimme und die betreffende Telefonleitung. Ist es ihm irgendwie möglich, sie ausfindig zu machen?«
»Hat er wirklich etwas auf dem Kasten?«
»Sagen wir ja.«
»Nun, wenn er außerdem noch über einen guten PC verfügt, kann er alles herausfinden. Geben Sie mir mal Ihre Telefonnummer, Paris.« Ben nannte sie ihm. Billings setzte sich an seine Anlage und tippte die Zahlenfolge ein. Der große Computer fing an zu summen und zu klicken. »Aha, eine Geheimnummer«, murmelte der Privatdetektiv. »Das macht es nur um so spannender.«
Ben zündete sich eine Zigarette an. Bevor er sie halb aufgeraucht hatte, erschien seine Adresse schon auf dem Bildschirm.
»Kommt Ihnen diese Anschrift bekannt vor?« fragte Billings.
»Kann so etwas jeder?«
»Jeder Hacker, der etwas auf sich hält. Ich sage Ihnen was: Mit diesem Baby hier und einem kleinen bißchen Fantasie kann ich alles herausfinden. Geben Sie mir noch eine Minute.« Er arbeitete weiter mit Bens Namen und Adresse. »Hm, auf Ihrem Konto sieht es aber etwas flau aus, Paris. An Ihrer Stelle würde ich nichts kaufen, das teurer ist als fünfundfünfzig Dollar.« Er drehte sich wieder zu den beiden um. »Man braucht Erfahrung, Geduld und die richtige Ausrüstung. Wenn ich noch ein paar Stunden an diesem Baby sitze, kann ich Ihnen die Schuhgröße Ihrer Mutter sagen.«
Ben drückte seine Zigarette aus. »Wenn wir Sie mit unserem Lockvogel verbinden, könnten Sie dann dem Lauscher auf die Spur kommen?«
Billings grinste. »Für einen alten Kumpel – und gegen angemessene Bezahlung – finde ich sogar heraus, was er heute zum Frühstück zu sich genommen hat.«
»Tut mir wirklich leid, Sie stören zu müssen, Senator, aber Mrs. Hayden ist am Telefon. Sie sagte, es sei dringend.«
Hayden studierte weiterhin die überarbeitete Rede, die er heute nachmittag vor der League of Women Voters halten wollte. »Welche Leitung, Susan?«
»Die Drei.«
Er klemmte den Hörer zwischen Schulter und Kinn ein und drückte auf den entsprechenden Knopf. »Ja, Claire, was gibt’s? Ich stehe etwas unter Termindruck.«
»Charlton, es geht um Jerald.«
Nach zwanzig Jahren Ehe kannte er seine Frau gut genug, um sofort herauszuhören, daß sie in größter Sorge war. »Was ist denn mit ihm?«
»Ich wurde gerade aus der Schule angerufen. Jerald war in eine Prügelei verwickelt.«
»Eine Prügelei? Unser Jerald?« Er grinste grimmig und wandte sich wieder dem Manuskript zu. »Mach dich nicht lächerlich.«
»Charlton. Rektor Wight hat höchstpersönlich angerufen. Unser Sohn hat sich mit einem anderen Schüler geschlagen!«
»Claire, für jeden, der Jerald kennt, ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Außerdem halte ich es geradezu für eine Belästigung, uns anzurufen, bloß weil er mit einem anderen ein wenig aneinandergeraten sein soll. Wir reden später darüber, wenn ich wieder zu Hause bin.«
»Charlton!« Sie klang so aufgeregt, daß er den Hörer noch nicht auflegte. »Nach dem, was Wight mir mitzuteilen hatte, war es nicht nur eine harmlose Balgerei.
Der andere Junge mußte ins Krankenhaus gebracht werden.«
»Lachhaft! Hört sich für mich ganz so an, als wollte jemand ein paar Beulen und Schrammen maßlos
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