Verlorene Liebe
werden.«
Sie heulte und wimmerte, und jeder Schluchzer ließ ihren Körper erzittern. Jerald ritt sie und geriet in eine Zustand der Erregung, der ihm die Sinne nahm. Er spürte, wie der Orgasmus mit tosender Macht herannahte, und wußte, daß der Zeitpunkt gekommen war.
Lächelnd und mit halbgeschlossenen Augen band er die Telefonschnur um Roxannes Hals und zog kräftig zu.
Ed nahm schon nach dem ersten Klingeln den Hörer ab und war im selben Moment hellwach. Auf der Matt-Scheibe unterhielt David Letterman sein Late-Night-Publikum. Ed bewegte seinen eingeschlafenen Arm, starrte verwirrt auf den Bildschirm und räusperte sich.
»Jackson.«
»Zieh deine Hose an, Partner. Wir haben eine Leiche.«
»Wo?«
»Wisconsin Avenue. Ich hol dich gleich ab.« Ben lauschte für einen Moment und bemerkte dann: »Wenn du eine Frau hättest, würdest du nachts nicht bei David Letterman einschlafen.«
Ed legte auf und taumelte ins Badezimmer, um den Kopf unter kaltes Wasser zu halten.
Eine Viertelstunde später saß er in Bens Wagen auf dem Beifahrersitz. »Ich wußte, daß es zu schön ist, um wahr zu sein.« Ben biß ein Stück von seinem Schokoriegel ab. »Immerhin ist schon eine Woche vergangen, seit man mich zum letzten Mal mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt hat.«
»Wer hat dir das denn angetan?«
»Ein paar Streifenbeamte. Jemand hat bei ihnen angerufen und einen Überfall gemeldet. In einem Apartment im Erdgeschoß, das von einer alleinstehenden Frau bewohnt werde. Die Polizisten sind hin und haben ein offenstehendes Fenster entdeckt, aus dem ein Stück herausgeschnitten war. Sie sind dann hinein und stießen auf die Bewohnerin. Die hat es wohl hinter sich.«
»Einbruch?«
»Keine Ahnung. Mehr hat man mir leider nicht mitgeteilt. Der Polizist, der bei mir anrief, war wohl noch ein Frischling. Der Kollege meinte, der Junge hätte Mühe, sein Abendbrot bei sich zu behalten. Ach übrigens, bevor ich es vergesse, Tess hat sich beschwert, du würdest sie vernachlässigen. Warum kommst du nicht auf einen Drink bei uns vorbei? Und bring deine Schriftstellerin mit.«
Ed schnaubte leise und sah seinen Partner von der Seite an. »Will sie mich sehen oder Grace kennenlernen?«
»Beides.« Ben grinste und verdrückte das letzte Stück vom Schokoriegel. »Du weißt doch, wie sehr sie dich mag. Wenn ich nicht so viel besser aussähe als du, hättest du unter Umständen vielleicht Chancen bei ihr. So, da wären wir. Schau sich einer nur einmal diese Burschen an! Die wollen wohl sicherstellen, daß alle in der Straße von der Leiche erfahren!«
Er stellte sein Auto hinter zwei Streifenwagen ab. Die Lichter auf den Dächern drehten sich, und aus den Funkgeräten drangen immer neue Klanggewitter. Ben nickte dem ersten Beamten in Uniform zu, dem sie begegneten.
»Apartment Nr. 101, Sir. Offenbar ist der Eindringling durch das Wohnzimmerfenster hineingelangt. Das Opfer lag im Bett. Die Beamten, die sie gefunden haben, befinden sich in der Wohnung.«
»Spurensicherung?«
»Ist schon auf dem Weg, Sir.«
Ben schätzte den Mann auf höchstens zweiundzwanzig. Die werden auch jedes Jahr jünger, dachte er. Zusammen mit Ed marschierte er ins Haus und betrat die Wohnung. Zwei Polizisten standen im Wohnzimmer. Der eine kaute Kaugummi, der andere war leichenblaß und schwitzte.
»Wir sind die Detectives Paris und Jackson«, erklärte Ed. »Gehen Sie nach draußen, frische Luft schnappen.«
»Danke, Sir.«
»Kannst du dich noch an deine erste Leiche erinnern?« fragte Ben seinen Partner auf dem Weg ins Schlafzimmer.
»Ja. Nach Dienstschluß habe ich mich gleich volllaufen lassen.« Ed stellte ihm nicht die gleiche Frage.
Er wußte, daß Bens erste Leiche die seines eigenen Bruders gewesen war.
Als sie auf der Schwelle zum Schlafzimmer standen, fiel ihr Blick gleich auf Mary. Die beiden sahen sich an. »Scheiße«, war alles, was Ben sagen konnte.
»Hat ganz den Anschein, als hätten wir es mit einem Serienmörder zu tun. Der Captain wird alles andere als begeistert sein.
Ed behielt recht.
Um acht Uhr am nächsten Morgen befanden sich die beiden Detectives im Büro von Captain Harris. Ihr Vorgesetzter saß an seinem Schreibtisch und studierte mit seiner neuen und unmöglich aussehenden Brille ihre Berichte. Dank seiner Diät hatte er bereits fünf Pfund abgenommen, war aber auch im gleichen Maße verdrießlicher geworden. Mit den Fingern einer Hand trommelte er immerzu einen monotonen Takt auf die
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