Verlorene Liebe
Blumen zu ihrer Beerdigung geschickt?«
»Habe ich das getan?« Morgan machte ein verwundertes Gesicht. »Nun, diese Dame gehörte gewiß nicht zu meinem engeren Bekanntenkreis, aber ich schicke zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten Blumen. Meist aus politischen Gründen. Meine Sekretärin kümmert sich für gewöhnlich darum. Margaret!« Er rief sie wohl etwas zu laut, denn er erlitt gleich einen Hustenanfall.
»Sie bringen sich noch ins Grab!« schimpfte die Frau, als sie in den Raum eilte. »Trinken Sie Ihren Tee, und hören Sie auf, hier herumzuschreien.«
Er hat doch gar nicht geschrien, dachte Ed. »Margaret, kenne ich eine Kathleen Breezewood?«
22 7
»Meinen Sie vielleicht die Frau, die vor ein paar Tagen ermordet wurde?«
Die Rötung, die der Husten auf seinem Gesicht ausgelöst hatte, verging, und er wandte sich an Ed. »Meine ich die Kathleen Breezewood?«
»Ja, Sir.«
»Haben wir ihr zur Beerdigung Blumen geschickt, Margaret?«
»Warum sollten wir? Sie haben die Frau ja nicht einmal gekannt.«
»Bei einer Blumenhandlung namens Bloom Town wurde mit Ihrer Kreditkarte ein Strauß für die Beerdigung bestellt.« Ed warf einen Blick in sein Notizbuch und trug die Nummer vor.
»Ist das meine Karte?« fragte der Abgeordnete.
»Ja, aber ich habe dort kein Gebinde bestellt. Wenn es um Blumen geht, wenden wir uns sowieso stets an Lorimar Florists, weil wir dort ein Konto unterhalten. Bei Bloom Town haben wir noch nie etwas bestellt. Und seit mindestens zwei Wochen haben wir keinen Strauß mehr in Auftrag gegeben. Der letzte ging an die Frau von Parsons, als sie ihr Baby bekommen hat.« Sie sah Ben triumphierend an. »Steht alles im Haushaltsbuch.«
»Holen Sie das Buch bitte, Margaret.« Morgan wartete, bis sie das Zimmer verlassen hatte. »Gentlemen, ich erkenne nun, daß die Sache ernster ist, als ich bislang angenommen habe, aber auf Ehre und Gewissen, ich fürchte, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.«
»Kathleen Breezewood wurde am Abend des zehnten April ermordet.« Ed wartete, bis der Kongreßabgeordnete sich ein weiteres Mal geschneuzt hatte. »Können Sie uns sagen, wo Sie sich an dem betreffenden Tag zwischen zwanzig und dreiundzwanzig Uhr aufgehalten haben?«
»Am zehnten April.« Morgan rieb sich mit zwei Fingern die Augen. »Da hat doch die Spendenparty in Shoreham stattgefunden. Sie wissen schon, wir haben Wahlkampf. An dem Tag fing es bei mir mit der Erkältung an. Ich habe mich trotzdem hingeschleppt. Meine Frau war deswegen sehr böse. Wir haben an der Veranstaltung teilgenommen von neunzehn Uhr bis, äh, irgendwann nach zweiundzwanzig Uhr. Danach sind wir direkt nach Hause gefahren, weil mich am nächsten Morgen ein Arbeitsfrühstück erwartete.«
»In dem Buch sind seit dem Parsons-Baby keine Blumenbestellungen aufgeführt.« Margaret kehrte zurück und reichte es Ben. »Es gehört zu meinen Aufgaben, immer zu wissen, wann wem Blumen geschickt werden müssen.«
»Abgeordneter«, begann Ed, »wer außer Ihnen kann noch Ihre Kreditkarte benutzen?«
»Nun, Margaret. Und meine Frau, obwohl sie ihre eigenen Karten hat.«
»Und Ihre Kinder?«
Morgan verkrampfte sich kurz, bevor er antwortete: »Meine Kinder benötigen noch kein Plastikgeld. Meine Tochter ist erst fünfzehn. Und mein Sohn besucht im zweiten Jahr die St. James Prepatory Academy. Beide erhalten regelmäßig Taschengeld, und größere Ausgaben müssen sie erst mit uns besprechen. Offensichtlich ist der Verkäuferin in der Blumenhandlung ein Fehler unterlaufen, als sie die Nummer der Kreditkarte notierte.«
»Könnte sein«, murmelte Ed, obwohl er bezweifelte, daß die Verkäuferin auch noch den Namen falsch verstanden haben sollte. »Es würde uns vielleicht weiterhelfen, wenn Sie uns sagen würden, wo sich Ihr Sohn an dem betreffenden Abend aufgehalten hat.«
»Das lehne ich ganz entschieden ab.« Trotz seiner Erkältung setzte Morgan sich kerzengerade auf.
»Abgeordneter, wir haben es mit zwei Morden zu tun.« Ben schloß das Haushaltsbuch. »Wir sind leider nicht in der Lage, Sie mit Samthandschuhen anzufassen.«
»Ihnen ist doch hoffentlich bewußt, daß ich keine Ihrer Fragen beantworten muß. Aber um des lieben Friedens willen werde ich darauf eingehen.«
»Das kommt uns sehr gelegen«, entgegnete Ben milde. »Also, zu Ihrem Sohn.«
»Er hatte eine Verabredung.« Morgan goß sich ein Glas Saft ein. »Michael trifft sich seit einiger Zeit mit der Tochter von Senator Fielding. Julia. Ich glaube, sie wollten
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