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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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die sie benötigte.
    Sie wollte sich nicht einfach so in ihrer eigenen Küche ermorden und ihren Mann und ihre Kinder im Stich lassen. Laut kreischend fuhr sie ihm mit den Fingernägeln durchs Gesicht, und als er gellend schrie, gelang es ihr die Tür aufzureißen. Aber Binky wollte den Helden spielen.
    Der Hund war nicht besonders groß, besaß aber scharfe Zähne. Er biß Jerald sofort in den Unterschenkel. Der junge Mann heulte vor Wut und trat den Hund fort. Doch als er herumwirbelte, sah er sich der Spitze eines langen Küchenmessers gegenüber.
    »Hinaus aus meinem Haus!« Mary Beth hielt den Griff mit beiden Händen. Sie war viel zu verwirrt, um zu erkennen, daß sie sofort zustechen würde, wenn der Eindringling auch nur einen Schritt näher kommen sollte.
    Binky rappelte sich wieder auf. Kaum hatte er sich durchgeschüttelt, fing er erneut an zu knurren.
    »Du Biest!« zischte Jerald sie an, während er sich rückwärts in Richtung Hintertür bewegte. Keine der Frauen hatte ihm bisher weh getan. Sein Gesicht schmerzte, und er spürte, wie Blut durch den Stoff seiner Jeans drang. Dafür sollte sie bezahlen. Sie alle würden dafür bezahlen. »Verlogenes Hurenpack. Dabei bin ich nur gekommen, um dir das zu geben, was du dir gewünscht hast. Und glaub mir, ich hätte es dir schön gemacht.« Er klang jetzt wieder quengelnd, und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Ihr Gegenüber hörte sich an wie ein verzogenes Kind, das sein Lieblingsspielzeug kaputt gemacht hatte. »Ich wollte es dir wirklich traumhaft schön machen. Aber das hast du dir selbst verdorben. Das wirst du noch bitter bereuen. Beim nächsten Mal.«
    Als Harry zwanzig Minuten später mit den Kindern zurückkehrte, hockte Mary Beth immer noch am Küchentisch, umklammerte das Fleischermesser und starrte auf die Hintertür.
     
    »Für jeden Wein, mit Ausnahme der werdenden Mutter.« Grace reichte jedem ein Glas. »Du bekommst Saft, Tess. Frag mich nicht, was da drin ist. Bei Ed weiß man nie.«
    »Papaya«, erklärte er, als die Psychologin vorsichtig an ihrem Glas roch.
    »Ich möchte einen Trinkspruch ausbringen«, sagte Grace. »Auf neue Anfänge und Kontinuität.«
    Sie stießen miteinander an.
    »Wann willst du eigentlich Möbel hier reinstellen?« fragte Ben, der neben seiner Frau auf einer Kiste hockte. »Du kannst doch nicht bis ans Ende deiner Tage auf einer Baustelle leben.«
    »Ich habe halt Prioritäten gesetzt. Dieses Wochenende steht der Putz im Schlafzimmer an. Was machst du denn so morgen?«
    »Da bin ich beschäftigt«, antwortete sein Partner sofort. »Ich, äh, werde das Gemüsefach im Kühlschrank reinigen. Tess kann ich in ihrem Zustand doch nicht zumuten, sich der Fron der Hausarbeit zu ergeben.«
    »Den Satz werde ich mir merken«, grinste seine Frau und nippte an ihrem Saft. »Wie dem auch sei, ich muß sowieso morgen für ein paar Stunden in die Klinik. Ich könnte dich doch am Revier absetzen.«
    Ben bedachte sie mit einem säuerlichen Blick. »Danke. Ed, meinst du nicht, daß Tess etwas kürzertreten und statt zu arbeiten lieber die Füße hochlegen sollte?«
    »Na ja …« Er lehnte sich an einen Sägebock. »Ein reger Geist und viel Bewegung kommen sowohl der Mutter als auch dem Säugling zugute. Studien, die Geburtshelfer während der letzten zehn Jahre durchgeführt haben, besagen, daß …«
    »Scheiße«, unterbrach Ben ihn. »Wenn man einmal eine einfache Frage stellt. Was hältst du davon, Grace? Du bist doch auch eine Frau. Meinst du nicht, daß eine werdende Mutter sich vor allem schonen sollte?«
    Ohne sich um das Sägemehl zu scheren, hockte sie sich im Schneidersitz auf den Boden. »Kommt ganz darauf an.«
    »Worauf.«
    »Ob Tess dann nicht vor Langeweile eingehen würde. Mir erginge es bestimmt so. Wenn es aber darum ginge, an einem Marathonlauf teilzunehmen, sollte man das zumindest vorher diskutieren. Das denkst du doch auch, Tess?«
    »Nun, ich dachte eigentlich, zuerst mit einem Hundertmetersprint zu beginnen.«
    »So spricht eine wahre Mutter«, entschied Grace. »Tess ist eine wirklich sensible Frau. Du hingegen«, sie wandte sich an Ben, »verhältst dich mal wieder absolut typisch.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, eben typisch männlich. In diesem Fall und unter den gegebenen Umständen führst du dich päpstlicher als der Papst auf. Eigentlich ist das okay. Und irgendwie süß von dir. Ich bin mir sicher, daß Tess als Frau und erfahrene Psychologin dir das in den verbleibenden sieben

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