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Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Titel: Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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Krankengeschichte gar nicht kenne?“, fragte sie.
    „Kamillentee“, sagte er, mit einer Betonung, als hätte er ihr ein Staatsgeheimnis verraten.
    „Kamillentee?“
    „Ja, Lara Kaiser steht auf Kamillentee. Alle Neulinge bekommen ihn.“
    „Das klingt ja alles sehr engagiert und fürsorglich. Aber einen Diätplan stellt man besser erst nach erfolgter Untersuchung auf. Oder?“, fragte sie den Mann, der gerade seinen Teller voller Brötchen lud.
    „Fürsorglich. Ja so ist sie, die Kleine. Wo kommen Sie denn Herr, Frau Doktor?“, fragte er. Ihre Frage beantwortete er nicht. Verschmitzt legte er unglaubliche Mengen von Wurst und Käse auf einen weiteren Teller.
     
    „Ich komme aus Frankfurt“, antwortete sie nicht ganz bei der Sache. Ihr Blick wanderte über die Auslagen. Das Angebot war reichlich. Da fiel ihr der Zettel ein, den sie noch immer in der Hand hielt. Sie überflog den Inhalt.
    Für ihr Frühstück waren Müesli und Knäckebrot mit Frischkäse vorgesehen. Sie hasste Knäckebrot. Müesli ging so gerade noch, aber zu ihren Präferenzen, was das Frühstück anging, gehörte es sicher nicht. Dr. Pütz frühstückte gerne deftig. Käse, Wurst, dunkel gebackenes Brot. Vollkorn am Liebsten. Das alles lud sich gerade Theo Bartolomay auf seinen Teller. Sie tat es ihm gleich, ging mit zwei Tellern voller Leckereien zu ihrem Stuhl zurück. Geschickt balancierte sie dazu noch eine frische Tasse Kaffee.
    Der Speisesaal hatte sich immer noch nicht weiter gefüllt. Sie blieb so an ihrem Tisch alleine. Genüsslich biss sie in ihr mit Käse und Wurst belegtes Brot. Ihr Blick strich mit Ruhe durch den Raum, als sie aus der hinteren Ecke Unheil anrollen sah. In Gestalt von Lara Kaiser, sowie einer ganz in weiß gekleideten, untersetzten Dame, mit dem Charme einer Catcherin. Dr. Pütz bildete sich ein, sie könnten nicht ihretwegen unterwegs sein. Sie steuerten auf ihren Tisch zu und bauten sich bedrohlich vor ihrem Tisch auf.
    Lara Kaiser atmete einmal tief durch. „Frau Doktor Pütz, ich muss protestieren. Ihr Verhalten ist kontraproduktiv“, stieß sie hervor.
    „Frau Kaiser, sie wieder. Im Vergleich zu was ist mein Verhalten kontraproduktiv?“
    Sie schaute verwirrt. „Seien Sie nicht spitzfindig, Frau Doktor. Sie haben meinen Diätplan erhalten und Sie kümmern sich nicht darum. Was denken Sie, warum ich Ihnen den Plan aushändige?“, fragte Lara Kaiser.
    „Frau Kaiser“, antwortete Carola Pütz weiter kauend, „Ganz ehrlich, die Frage habe ich mir auch bereits gestellt. Und wie Sie sehen, habe ich sie für mich auch beantwortet. Solange es für mich keinen personalisierten Diätplan gibt, sehe ich keinen Sinn darin, einen generalisierten Plan zu akzeptieren.“
    Kaiser rollte wieder mit ihren Kuhaugen. Pütz schaute sie fest an.
    „Diese, wie Sie es nennen, generalisierten Pläne, sind von unseren Ärzten vorgegeben, und zwar basierend auf der Grundlage amerikanischer Studien“, antwortete Kaiser.
    „Hmh, ich wusste gar nicht, dass wir hier in Wellville sind. Lassen Sie mich mal überlegen. Kommt gleich Dr. Kellogg um die Ecke, und bringt mir ein Schälchen Corn Flakes vorbei?“, antwortete Dr. Pütz mit einer Anspielung auf ein Buch von T.C. Boyle.
    „Was?“, fragte Lara Kaiser.
    „Ach, das hätte ich wissen sollen. Als das Buch auf den Markt kam, waren Sie noch nicht geboren. Bitte lassen Sie mich frühstücken. Bei meiner Vorstellung bei den Klinikärzten bin ich gerne bereit, einen Diätplan zu akzeptieren. Wissen Sie, falls Sie mir erklären, warum ich heute unbedingt diäten soll, wo ich gestern Abend noch schlemmen durfte, höre ich Ihnen noch eine Weile zu. Das macht keinen Sinn, oder?“
    „Gestern Abend war ich nicht hier.“
    „Was dann bedeutet, ich habe mich nur an ihren Diätplan zu halten, wenn Sie anwesend sind?“, fragte Dr. Pütz die langsam zappelig werdende Diätassistentin.
    Die beiden Frauen guckten sich betreten an.
    „Ich werde Ihr Verhalten an oberster Stelle melden“, sagte Lara Kaiser. Ihre Freundin, die kleine Zornesfalte, war wieder zwischen den Äugelchen , zu sehen.
    „Ich freue mich darauf“, antwortete Dr. Pütz unfreundlich.
    Sie beschloss spontan, die beiden Frauen zu ignorieren. Die Catcherin stieß ein pfeifendes Geräusch aus, als wolle sie irgendeine Art von Überdruck loswerden. Ein munteres Brabbeln begleitete die beiden Frauen, als sie verschwanden und verwandelte sich in ein zischendes Tuscheln, je weiter sie sich vom Tisch entfernten.
    Carola

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