Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
Kleine auf den Leichentisch und hat keine Ahnung, wie es am Tatort aussieht“, sagte sie aufgebracht.
„Ist es denn nicht meist so?“
„Ja, leider ist es so. Wir haben viel zu wenig hervorragende Gerichtsmediziner in Deutschland. Und die wenigen richtig Guten sind überlastet.“
„Es ist bei uns in der Schweiz aber auch nicht anders“, sagte Winterhalter. Gerade rollte der letzte Polizeiwagen an ihnen vorbei. Darin saß der Beamte, der sie befragt hatte. Er nahm keinerlei Notiz von ihnen. Als die letzten roten Rückleuchten aus der Einfahrt verschwunden waren, drehte sich Pütz zu ihm herum. „Es tut mir leid, aber ich bin jetzt hundemüde. Wenn Sie wollen, treffen wir uns morgen auf einen Kaffee am Nachmittag. Dann wäre ich bereit mehr über ihren Beruf zu erfahren. Bis jetzt klingt es sehr vielversprechend.“
Winterhalter nickte.
Sie zückte ihr Smartphone und er diktierte ihr seine Nummer.
Pütz wählte kurz durch, sodass auch er ihre Nummer erhielt.
Dann verabschiedeten sie sich. Hinter der Glasscheibe der Eingangstüre sah sie ihm heimlich nach, bis seine Gestalt sich in der Dunkelheit verlor.
Wie sehr hatte sich die junge Frau ihrem Schicksal entgegen gestemmt? Der Gedanke kreiste in ihrem Kopf. Hin und her. Die halbe Nacht. Genauer gesagt, die zweite Hälfte der Nacht. Die erste Hälfte hatten sie ja bereits im Park zugebracht. Mit Reto Winterhalter.
Reto.
Was für ein Name. Der wird bestimmt nur in der Schweiz vergeben, dachte sie. Mit einem Lächeln dachte sie an den Dialekt. Er gefiel ihr. Aber nicht nur der Dialekt. Der ganze Mann hatte Eindruck hinterlassen.
Wie kurz hatten sie sich doch erst gekannt. Und doch hatten sie bereits zusammen ermittelt. Oder wie man das Vorgehen im Schwimmbad nennen wollte. Nicht nur der Mann war von großem Interesse. Auch die Angelegenheit, die er ihr skizzenhaft berichtete, hatte ihre volle Aufmerksamkeit erregt. Er war für seine Zeitung unterwegs, und zwar recherchierte er an der Grenze zur Tschechischen Republik. Daher war er hier. Das genaue Thema hatte er ihr allerdings noch verschwiegen.
Beim gemeinsamen Kaffee am Nachmittag wollte er sie einweihen. Das würde er sich nicht tun, wenn er ihr nicht vertrauen würde. Einerseits freute sie sich auf das Treffen, aber sie hatte auch Angst vor der Gewissheit. Ein Mann wie er würde sicher nicht aus der Schweiz anreisen, um über eine Nichtigkeit zu berichten. Nicht eine Andeutung hatte er gemacht. Nur hatte er sich noch an ihre Frage erinnert, die sie ihm gestellt hatte.
„Nein, ich habe noch kein totes Kind gesehen. Aber schon einige, die lieber tot wären“, hatte er gesagt. Danach hatte er beharrlich geschwiegen. Was hatte er damit gemeint?
Mit dieser Frage im Kopf schlief sie endlich ein.
Kapitel 4
Die Bezeichnung Vogtland rührt von der einstigen Verwaltung durch die Vögte von Weida, Gera, Plauen und Greiz her. Sein Name, Vogtland, oder wie man es nannte, Land der Vögte, wurde von dem Sachverhalt abgeleitet, dass Kaiser Barbarossa im 12. Jahrhundert die sogenannten Vögte mit der Verwaltung des Gebietes beauftragt hatte. Sie mauserten sich später zu regelrechten Landesfürsten. Später zerfiel das Vogtland unter den Ansprüchen der mächtigeren Nachbarn.
Das Vogtland ist heutzutage eine Region im Grenzgebiet der drei deutschen Freistaaten Bayern, Sachsen und Thüringen. Auf der tschechischen Seite kommt noch das Gebiet um Esch im Verwaltungsgebiet von Cheb hinzu.
Der Kurort Bad Elster wird zum sächsischen Vogtland gezählt. Zum Vogtland gehören demzufolge Landstriche in Böhmen, der heutigen Tschechischen Republik, in Oberfranken, dem Freistaat Bayern sowie der meist allgemein als "Vogtland" bezeichnete Teil des Freistaats Sachsen. Ein Zipfel des böhmischen Vogtlandes wird von Bayern und Sachsen liebevoll in die Zange genommen. Der südliche Teil Sachsens wiederum wird von der tschechischen Seite wie ein Trichter umgrenzt. In diesem Zipfel liegt Bad Elster. Von Bad Elster bis nach Esch auf der tschechischen Seite sind es Luftlinie circa zehn Kilometer.
Die Landschaft des Vogtlandes wirkte durch Felder, Wiesen und bewaldete Hügelkuppen sehr idyllisch. Im Süden und Südosten stieg das Vogtland zum Mittelgebirge an und nahm, vor allem im Osten, auch Teile des Erzgebirges ein. Diese Gegend nannte man das Obere Vogtland.
*
Die Kurklinik ‚Sachsenglück‘ war auch am Morgen noch in hellem Aufruhr. Sindy Partsche und Franziska Eichhorn standen hinter der Rezeption unter
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