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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hindern, von diesem Vorhaben abzugehen und jemand anderen umzubringen, weil er an Sie nicht rankommt?«
    »Er braucht mich. Bisher ist er dreimal mit mir in Verbindung getreten. Er hat mich in der Kirche gesehen.
    Riten und Symbole haben für ihn eine große Bedeutung.
    Ich war in der Kirche – in seiner Kirche. Ich ähnele seiner Laura. Ich habe ihm gesagt, daß ich ihm helfen will. Je mehr er das Gefühl hat, mir nahe zu sein, desto notwendiger ist es für ihn, seine Mission durch mich zu erfüllen.«
    »Sie glauben immer noch, daß er am achten Dezember erneut zuschlägt?« Lowenstein hatte die Mitschrift in der Hand, schaute jedoch nicht hinein.
    »Ja. Ich glaube nicht, daß er erneut von seinem Schema abweichen könnte. Dazu hat ihm der Mord an Anne Reasoner zuviel abverlangt. Die falsche Frau, die falsche Nacht.« Tess’ Magen verkrampfte sich kurz, doch sie setzte sich gerade hin und riß sich zusammen.
    »Wäre es nicht möglich«, sagte Ed, »daß er, da er sich so auf Sie fixiert hat, früher auf Sie losgeht?«
    »Möglich wäre es durchaus. Bei Geisteskrankheiten gibt es nur wenige absolut sichere Faktoren.«
    »Sie stehen weiterhin rund um die Uhr unter
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    Polizeischutz«, warf Harris ein. »Bis wir ihn geschnappt haben, bleibt Ihr Telefon angezapft. Unsere Beamten werden ständig in Ihrer Nähe sein. Sehen Sie bitte zu, daß Ihr berufliches und Ihr privates Leben weiterhin seinen gewohnten Gang nimmt. Da er Sie beobachtet hat, wird er darüber Bescheid wissen. Wenn es so aussieht, als käme man an Sie heran, können wir ihn vielleicht aus der Reserve locken.«
    »Warum sagen sie ihr nicht, worauf das alles
    hinausläuft?« fragte Ben von der Tür her. Seine Hände steckten in den Taschen, seine Stimme klang ruhig und entspannt. Tess brauchte ihm jedoch nur in die Augen zu sehen, um zu wissen, was in ihm vorging. »Sie wollen sie als Köder benutzen.«
    Harris sah ihn fest an. Seine Stimme veränderte sich weder in der Lautstärke noch im Tonfall, als er antwortete.
    »Der Mörder hat sich Dr. Court ausgesucht. Was ich will, spielt dabei keine Rolle. Deshalb wird sie ständig bewacht
    – zu Hause, in der Praxis und selbst wenn sie einkaufen geht.«
    »Sie sollte für die nächsten zwei Wochen in Schutzhaft genommen werden.«
    »Das wurde in Erwägung gezogen, jedoch abgelehnt.«
    »Abgelehnt?« Ben stieß sich von der Tür ab. »Von wem?«
    »Von mir.« Tess faltete die Hände auf ihren Akten.
    Dann saß sie reglos da.
    Nachdem er einen flüchtigen Blick auf sie geworfen hatte, goß Ben seinen ganzen Zorn über Harris aus. »Seit wann benutzen wir Zivilpersonen? Solange sie draußen herumläuft, ist sie in Gefahr.«
    »Sie wird ständig bewacht.«
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    »Ja. Und wir alle wissen, wie schnell da was schiefgehen kann. Ein falscher Schritt, und Sie können ihr Bild zu den anderen ans Brett heften.«
    »Ben.« Lowenstein legte ihm eine Hand auf den Arm, doch er schüttelte sie ab.
    »Wir haben kein Recht, sie dieser Gefahr auszusetzen, wenn wir wissen, daß er hinter ihr her ist. Sie kommt in Schutzhaft.«
    »Nein!« Tess preßte ihre Hände so fest zusammen, daß die Knöchel weiß wurden. »Ich kann meine Patienten nicht behandeln, wenn ich nicht in die Praxis und in die Klinik gehe.«
    »Wenn du tot bist, kannst du sie auch nicht behandeln.«
    Er wirbelte herum und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Dann mach doch Urlaub. Kauf dir ein Ticket nach Martinique oder nach Cancún. Ich will dich aus dieser Sache raushaben.«
    »Das geht nicht, Ben. Selbst wenn ich meine Patienten ein paar Wochen im Stich lassen könnte, vor allem übrigen kann ich nicht davonlaufen.«
    »Paris – Ben«, verbesserte sich Harris in ruhigerem Ton.
    »Dr. Court weiß, welche Alternativen es für sie gibt.
    Solange sie hier ist, steht sie unter unserem Schutz.
    Dr. Court selbst meint, daß er sie aufsuchen wird. Da sie bereit ist, mit dem Dezernat zusammenzuarbeiten, sind wir in der Lage, sie scharf zu bewachen und ihn daran zu hindern, etwas zu unternehmen.«
    »Wir ziehen sie heimlich aus dem Verkehr und lassen eine Polizistin ihren Platz einnehmen.«
    »Nein.« Diesmal stand Tess auf, ganz langsam. »Ich will nicht, daß noch jemand statt meiner stirbt.«
    »Und ich will dich nicht mit einem Schal um den Hals in 315
    irgendeiner Gasse finden.« Er drehte ihr den Rücken zu.
    »Sie benutzen sie, weil die Ermittlungen auf der Stelle treten, da ein schwachsinniger Zeuge, ein Geschäft für Kirchenbedarf in Boston und

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