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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nachdem er wieder einmal vergebens fünfzig Cent reingesteckt hatte. »Der Sache sollte man mal nachgehen. Paß auf deine Schuhe auf, Frau Doktor.«
    Er führte sie ins Dezernat, wo um acht Uhr morgens bereits die Telefone schrillten.
    »Paris.« Lowenstein warf einen Pappbecher in Richtung ihres Papierkorbs. Der Becher traf auf den Rand und 304
    purzelte hinein. »Die Tochter des Captains hat letzte Nacht ihr Baby bekommen.«
    »Letzte Nacht?« Er blieb bei seinem Schreibtisch stehen, um nachzusehen, ob irgendwelche Mitteilungen für ihn da waren. Unter anderem hatte seine Mutter angerufen, was ihn daran erinnerte, daß er sich seit fast einem Monat nicht bei ihr gemeldet hatte.
    »Abends um zehn Uhr fünfunddreißig.«
    »Scheiße, hätte sie nicht noch ein paar Tage warten können? Ich hatte auf den fünfzehnten gewettet.«
    Immerhin bestand noch die Chance, daß sie sich kooperativ gezeigt und einen Jungen bekommen hatte.
    »Was ist es?«
    »Ein Mädchen, siebeneinhalb Pfund schwer. Jackson hat genau richtig geraten.«
    »Typisch.«
    Sie stand auf und warf rasch einen sachkundigen Blick auf Tess. Lowenstein schätzte, daß die Handtasche aus Schlangenleder etwa hundertfünfzig Dollar gekostet hatte, und verspürte einen leichten, harmlosen Anflug von Neid.
    »Guten Morgen, Dr. Court.«
    »Guten Morgen.«
    »Äh, falls Sie einen Kaffee haben möchten, den holen wir uns zur Zeit im Konferenzzimmer, bis draußen wieder alles in Ordnung ist. Dort versammeln wir uns auch in ein paar Minuten.« Französisches Parfüm, und zwar echtes, wie Lowenstein feststellte, als sie schnell mal diskret schnupperte.
    »Danke, dann warte ich.«
    »Warum setzt du dich nicht hin, bis der Captain soweit ist?« schlug Ben vor und hielt Ausschau nach einem freien Stuhl. »Ich muß ein paar Leute zurückrufen, die in meiner 305
    Abwesenheit angerufen haben.«
    Aus dem Gang war plötzlich wüstes Geschimpfe zu hören, dem ein lautes Scheppern folgte. Tess drehte sich um und sah, wie das schmutzige Wasser aus dem Eimer den Gang entlangfloß. Dann war auf einmal die Hölle los.
    Ein sehniger Schwarzer, dem die Hände mit
    Handschellen auf den Rücken gefesselt waren, schaffte es, bis zur Tür zu rennen, bevor ihn ein Mann mit Mantel einholte und in den Schwitzkasten nahm.
    »Seht euch mal den Fußboden an!« Der vor Wut fast auf und ab hopsende Hausmeister kam in Sicht und fuchtelte mit seinem nassen, spritzenden Mop herum. »Ich werde mich bei der Gewerkschaft beschweren. Da könnt ihr Gift drauf nehmen.«
    Der Verhaftete wand sich wie ein Aal hin und her, während der verantwortliche Beamte sich bemühte, ihn festzuhalten. »Nehmen Sie doch den nassen Mop aus meinem Gesicht.« Keuchend und mit leicht gerötetem Gesicht versuchte er, der nächsten Dusche zu entgehen, während der Schwarze ein schrilles, klagendes Heulen ausstieß.
    »Verdammt noch mal, Mullendore, kannst du nicht besser auf deine Gefangenen aufpassen?« Ohne sich sonderlich zu beeilen, kam Ben ihm zu Hilfe. In dem Moment schaffte der Schwarze es, die Zähne in
    Mullendores Hand zu schlagen. Mullendore fluchte knurrend. Der Gefangene riß sich los und prallte mit Ben zusammen. »Mensch, hilf mir doch mal. Der Typ ist ja wie ein wildes Tier.« Mullendore packte den Gefangenen von hinten, so daß er zwischen den beiden Männern eingeklemmt war. Einen Moment lang sah es so aus, als schickten sie sich an, Rumba zu tanzen. Dann rutschten alle drei auf den feuchten Fliesen aus und purzelten zu 306
    Boden.
    Mit lässig in die Hüften gestemmten Armen stand Lowenstein neben Tess und sah dem Ganzen zu.
    »Wäre es nicht besser einzugreifen?« fragte Tess.
    »Der Typ ist gefesselt und wiegt vielleicht hundert Pfund. Gleich werden sie’s geschafft haben.«
    »Mich sperrt ihr nicht in eine Zelle!« Der Schwarze wand sich schreiend hin und her und schaffte es schließlich, Ben mit dem Knie kräftig in die Weichteile zu treten. Reflexhaft riß Ben den Ellbogen hoch und traf den Schwarzen unter dem Kinn. Während sein Körper
    erschlaffte, brach Ben ebenfalls zusammen. Mullendore stand keuchend neben ihnen.
    »Danke, Paris.« Mullendore hob seine verletzte Hand und betrachtete die Zahnabdrücke. »Meine Güte, wahrscheinlich brauche ich eine Spritze. Der Typ ist völlig ausgeflippt, als wir ins Gebäude kamen.«
    Ben gelang es, sich auf Händen und Knien aufzurichten.
    Sein Atem pfiff, als er Luft holte, und brannte wie Feuer in seinen Lungen. Er versuchte zu sprechen, holte noch einmal

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