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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Sie liebt ihn, trägt aber Scheuklappen, damit sie nichts zu sehen braucht, was sich nicht direkt vor ihr befindet. Ich habe ihm jede Woche einen
    behelfsmäßigen Verband angelegt, doch die Wunde verheilt nicht.«
    »Du kannst sie nicht zwingen, den Jungen in die Praxis zu bringen. Vielleicht ist eine Verschnaufpause tatsächlich ganz hilfreich. Dann kommt ein bißchen Luft an die Wunde.«
    »Ich wünschte, das könnte ich glauben.«
    Es war der Ton ihrer Stimme, der ihn veranlaßte, den 324
    seinen zu ändern, der sie ihm näherbrachte. Als ihre Schreie ihn geweckt hatten, war ihm das Blut in den Adern erstarrt. Jetzt strömte es wieder warm durch seinen Körper. »Sieh mal, Frau Doktor, wir beide haben einen Beruf, bei dem man Menschen verlieren kann und bei dem es immer wieder vorkommt, daß man nachts um drei plötzlich aufwacht. Dann starrt man die Wand an oder schaut aus dem Fenster. Ab und zu muß man einfach abschalten.«
    »Ich weiß. Regel Nummer eins lautet innerer Abstand des Behandelnden.« Als sie ihm das Gesicht zudrehte, streifte sein Haar ihre Wange. »Wie schaffst du es am besten abzuschalten?«
    Sie sah ihn im matten Licht grinsen. »Willst du das wirklich wissen?«
    »Ja.« Ihre Hand strich ihm über die Seite und blieb auf seiner Hüfte liegen. »Das will ich jetzt ganz genau wissen.«
    »Das klappt normalerweise.« Mit einer einzigen, mühelosen Bewegung zog er sie auf sich. Er spürte, wie ihre festen und gleichzeitig elastischen Brüste sich gegen ihn preßten, – und roch den Duft ihres Haars, das ihm übers Gesicht hing. Er packte sie bei Haaren und zog ihren Mund an seine Lippen.
    Wie gut sie doch zu ihm zu passen schien. Dieser Gedanke schoß ihm durch den Kopf. Es war äußerst wohltuend, wenn sie ihm mit den Fingerspitzen über die Haut strich. Ihre Verhaltenheit hatte etwas, das seine Erregung auflodern ließ. Wenn er ihr mit den Fingern über die Innenseite der Schenkel strich, erbebte sie gerade stark genug, um ihn wissen zu lassen, daß sie ihn begehrte, aber noch nicht ganz soweit war.
    Er wußte nicht, warum ihm mit Tess alles so neu 325
    vorkam. Jedesmal, wenn er sie in Dunkelheit und Stille umarmte, war es wie das erste Mal. Sie gab ihm etwas, das er zuvor nie vermißt hatte und auf das er jetzt nicht mehr verzichten wollte.
    Ihr Mund glitt sacht über sein Gesicht. Er verspürte den Wunsch, sie auf den Rücken zu rollen und sie wild zu nehmen, bis sie beide vor Lust außer sich gerieten. Bei den meisten Frauen war es immer diese letzte kurze Sekunde der Ekstase gewesen, die alles andere fortgespült hatte.
    Bei Tess war es eine Berührung, ein Murmeln, eine leichte Liebkosung mit den Lippen. Deshalb zügelte er den ersten Ansturm der Lust und ließ sich mit ihr treiben.
    Er kann so sanft sein, dachte sie benommen. Manchmal ging alles sehr rasch und sehr heftig vor sich, wenn er sie liebte. Und dann wiederum … wenn sie es am wenigsten erwartete, war er zärtlich, von fast träger Langsamkeit, bis all das Süße und Sanfte ihr fast das Herz brach. Jetzt ließ er sie den Körper berühren, den sie inzwischen so gut kannte wie ihren eigenen.
    Seufzer waren zu hören. Seufzer der Zufriedenheit.
    Gemurmel war zu hören. Verheißungsvolles Gemurmel.
    Er vergrub seine Hände in ihrem Haar, während sie seinen Körper erkundete, zunächst schüchtern, dann mit wachsender Selbstsicherheit. Da gab es zum Beispiel Muskeln zu entdecken, gespannte Muskeln, und es entzückte sie, daß sie es war, die diese Spannung verursachte.
    In seinen Hüften waren Knochen, lange und schmale Knochen. Als ihre Zunge darüberglitt, bäumte er sich auf.
    Sie fuhr mit dem Finger über die Stelle zwischen Schenkel und Unterleib, und sein Körper erbebte. Seufzend ließ sie ihre Lippen dem Weg ihres Fingers folgen. Jetzt dachte sie nicht mehr an ihren Alptraum.
    326
    Er war schon von Frauen berührt worden. Vielleicht von zu vielen Frauen. Aber keine von ihnen hatte sein Blut derart in Wallung gebracht. Er wünschte, stundenlang so daliegen zu können, um jede einzelne Empfindung zu genießen. Er wollte, daß sie ebenso in Schweiß geriet und bebte wie er.
    Er setzte sich auf und packte sie bei den Handgelenken.
    Für einen langen Moment starrten sie einander im matten Licht an. Sein Atem ging stoßweise. Seine Augen waren dunkel und von Leidenschaft verschleiert. Der Duft des Verlangens hing schwer im Zimmer.
    Langsam drückte er sie nieder, bis sie auf dem Rücken lag. Während seine Hände immer noch ihre

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