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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Handgelenke festhielten, bediente er sich seines Mundes, um sie auf den Höhepunkt der Lust zuzutreiben. Ihre schmalen zarten Gelenke wanden sich in seinen Händen hin und her. Ihr Körper zuckte und bäumte sich auf, nicht um Widerstand zu leisten, sondern im Taumel der Lust. Seine Zunge glitt über sie, in sie, bis sie glaubte, der Druck würde ihre Lungen aufblähen und zerbersten lassen. Er spürte, wie sie starr wurde, und hörte sie aufschreien, als sie kam. Ihr Duft verbreitete sich im Zimmer. Als er sich in sie ergoß, war ihr Körper so schlaff, als fehlten ihm die Knochen.
    »Jetzt will ich dich noch mal kommen sehen.«
    Er stützte sich mit den Armen ab und ging, obwohl jeder Muskel vor Anstrengung zitterte, mit köstlicher Langsamkeit zu Werke. Sie stöhnte und öffnete die Augen, als die Lust von neuem in ihr aufstieg. Ihre Lippen zitterten und öffneten sich, um seinen Namen zu rufen.
    Dann bohrten sich ihre Finger in das zerwühlte Laken.
    Ben vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und ließ sich gehen.
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    »Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie mir Ihre Zeit opfern, Monsignore.« Als Tess vor Logans Schreibtisch Platz nahm, kam ihr kurz zu Bewußtsein, wie ihre Patienten sich beim ersten Therapiegespräch fühlen mußten. Ein nicht sehr angenehmes Gefühl.
    »Ist mir ein Vergnügen.« Er hatte es sich auf seinem Stuhl gemütlich gemacht. Sein Tweedsakko hing über der Rückenlehne, die Hemdsärmel waren hochgerollt, so daß man seine kräftigen, hier und da mit allmählich grau werdenden Haaren bedeckten Unterarme sehen konnte.
    Wieder dachte sie bei sich, daß er ein Mann zu sein schien, der eher mit dem Rugbyplatz vertraut war als mit Messen und Weihrauch. »Möchten Sie einen Tee?«
    »Nein, danke, Monsignore.«
    »Warum nennen Sie mich nicht Tim? Schließlich sind wir Kollegen.«
    »Ja, gern.« Sie lächelte und gab sich den Befehl, sich zu entspannen, beginnend mit den Zehen. »Auf diese Weise fällt mir sicher alles ein bißchen leichter. Mein heutiger Besuch bei Ihnen kam ganz spontan zustande, aber …«
    »Wenn ein Priester Probleme hat, sucht er einen anderen Priester auf. Wenn ein Analytiker Probleme hat …«
    Während seine Stimme sich verlor, stellte Tess fest, daß ihr der bewußte Versuch sich zu entspannen, gelang.
    »Genau.« Die Finger, mit denen sie ihre Handtasche umklammert hielt, lockerten sich. »Das bedeutet vermutlich, daß es Sie aus beiden Richtungen erwischt.«
    »Es bedeutet aber auch, daß mir zwei Wege zur Wahl offenstehen, wenn ich selbst Probleme habe. Das ist eine 328
    Sache, die ihre Vor- und Nachteile hat, aber Sie sind sicher nicht zu mir gekommen, um über das Thema Christus kontra Freud zu diskutieren. Warum erzählen Sie mir nicht einfach, was Sie bedrückt?«
    »Im Moment verschiedene Dinge. Ich habe nicht das Gefühl, den Schlüssel zur Denkweise des … des Mannes, den die Polizei sucht, gefunden zu haben.«
    »Und Sie meinen, Sie hätten ihn finden müssen?«
    »Ich meine, ich müßte mehr in der Hand haben, da ich jetzt in der Sache drinstecke.« Ihre Hand machte eine Geste, die Frustration und Unsicherheit ausdrückte. »Ich habe dreimal mit ihm gesprochen. Es verdrießt mich, daß ich nicht imstande bin, meine Angst, vielleicht auch meine Selbstsucht zu überwinden, um auf die richtigen Knöpfe zu drücken.«
    »Glauben Sie, daß Sie diese Knöpfe kennen?«
    »Es ist mein Beruf, sie zu kennen.«
    »Tess, wir beide wissen, daß das Gemüt eines
    Psychotikers ein Labyrinth ist und daß die Wege, die zum Mittelpunkt führen, sich immer wieder verlagern können.
    Selbst wenn wir ihn unter idealen Bedingungen einer intensiven Therapie unterziehen könnten, würde es vielleicht Jahre dauern, um die richtigen Antworten zu finden.«
    »Oh, ich weiß. Logisch und medizinisch gesehen weiß ich das.«
    »Aber nicht emotionell, nicht wahr?«
    Emotionell. Sie befaßte sich tagtäglich mit den Gefühlen anderer Menschen. Wie sie jetzt feststellte, war es eine ganz andere und wesentlich schwierigere Sache, die eigenen Gefühle einem anderen zu offenbaren. »Ich weiß, daß es unprofessionell ist, und das ärgert mich, aber ich 329
    bin über den Punkt hinaus, wo ich objektiv sein kann.
    Monsignore Logan … Tim … mit der Frau, die zuletzt getötet wurde, war ich gemeint. Ich habe sie in jener Gasse gesehen. Das kann ich nicht vergessen.«
    Seine Augen blickten freundlich drein, aber sie konnte kein Mitleid darin sehen. »Sich schuldig zu fühlen, ändert nichts an

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