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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Sie betrachtete seine geröteten Augen und empfand Mitgefühl, als er von einem Hustenanfall gepeinigt wurde. »Das hört sich aber gar nicht gut an.
    Waren Sie schon beim Arzt?«
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    »Keine Zeit.«
    »Das halbe Dezernat liegt mit Grippe im Bett«, warf Ben ein. »Ed hat schon angedroht, demnächst eine
    Schutzmaske zu tragen.« Als ihm sein Partner einfiel, blickte er zur Kirche zurück. »Vielleicht hatten die anderen mehr Glück.«
    »Ja, vielleicht«, erwiderte Roderick mit pfeifendem Atem. »Fährst du aufs Revier?«
    »Ja, ich muß ein paar Telefonate erledigen. Tu mir einen Gefallen. Geh nach Hause und nimm was gegen deine Grippe ein. Dein Schreibtisch steht zu nahe bei meinem.«
    »Ich muß noch meinen Bericht schreiben.«
    »Scheiß auf den Bericht«, sagte Ben. Als ihm einfiel, daß er vor einer Kirche stand, schlug er jedoch einen anderen Ton an. »Bleib mit deinen Bazillen ein paar Tage zu Hause, Lou.«
    »Na ja, mal sehen. Ruf mich an, falls Ed irgend etwas entdeckt hat.«
    »Klar. Keine Bange.«
    »Und gehen Sie zum Arzt«, fügte Tess hinzu.
    Er quälte sich ein Lächeln ab und ging davon.
    »Hört sich so an, als stünde er kurz vor einer Lungenentzündung«, murmelte sie, doch als sie sich umdrehte, bemerkte sie, daß Ben bereits an andere Dinge dachte.
    »Hör mal, ich weiß, daß du erpicht darauf bist, deine Telefonate zu erledigen. Ich werde mit einem Taxi nach Hause fahren.«
    »Wie?«
    »Ich habe gesagt, ich werde mit einem Taxi nach Hause fahren.«
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    »Wieso das? Hast du mich satt?«
    »Nein.« Zum Beweis hauchte sie ihm einen Kuß auf die Lippen. »Ich weiß, daß Arbeit auf dich wartet, die du erledigen willst.«
    »Dann komm mit.« Er war nicht bereit, sie jetzt schon gehen zu lassen oder auf die privaten, unkomplizierten Stunden, die vom Wochenende übrigbleiben mochten, zu verzichten. »Wenn ich mit allem fertig bin, können wir in deine Wohnung zurückfahren und …« Er beugte sich herab und biß sie zärtlich ins Ohrläppchen.
    »Ben, wir können uns doch nicht die ganze Zeit lieben.«
    Den Arm um sie gelegt, ging er mit ihr zum Auto. »Klar können wir das. Ich werd’s dir zeigen.«
    »Nein wirklich nicht. Dafür gibt es biologische Gründe.
    Du kannst mir ruhig glauben, ich bin schließlich Ärztin.«
    Er blieb neben der Autotür stehen. »Was für biologische Gründe?«
    »Ich komme fast um vor Hunger.«
    »Oh.« Er öffnete ihr die Tür und ging zur Fahrerseite hinüber. »Okay, dann machen wir unterwegs kurz beim Supermarkt halt. Du kannst den Lunch zubereiten.«
    »Ah ja?«
    »Ich habe schließlich Frühstück gemacht.«
    »Oh, stimmt.« Sie lehnte sich zurück. Die Aussicht auf einen gemütlichen Sonntagnachmittag sagte ihr durchaus zu. »Na schön, dann kümmere ich mich um den Lunch.
    Ich hoffe, du magst Käsesandwiches.«
    Er beugte sich zu ihr, so daß sein Atem über ihre Lippen strich. »Und dann zeige ich dir, was man an
    Sonntagnachmittagen so macht.«
    Tess klapperte mit den Augenlidern und schloß sie halb.
    »Was denn?«
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    »Man trinkt Bier und sieht sich im Fernsehen Football an.« Er küßte sie heftig und ließ den Motor an, während sie lachte.

    Er sah, wie sie im Auto saßen und die Köpfe
    zusammensteckten. Er hatte sie in der Kirche gesehen. In seiner Kirche. Natürlich war es ein Zeichen, daß sie gerade in seine Kirche gekommen war, um zu beten.
    Zunächst hatte ihn dieser Umstand ein wenig verwirrt, doch dann war ihm klargeworden, daß Gott sie dort hingeführt hatte.
    Sie würde die Letzte sein. Dann kam er selbst an die Reihe.
    Er sah, wie das Auto davonfuhr, und bekam durch das Seitenfenster flüchtig ihr Haar zu sehen. Ein Vogel setzte sich auf einen Ast des kahlen Baums neben ihm und blickte mit glänzenden schwarzen Augen – den Augen seiner Mutter – zu ihm herunter. Er ging nach Hause, um sich auszuruhen.
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    »Ich glaube, ich habe was gefunden.«
    Ed saß verbissen am Schreibtisch und bearbeitete im Zweifingersystem seine Schreibmaschine.
    »Ah ja?« Ben saß an seinem eigenen Tisch und hatte wieder den Stadtplan vor sich. Geduldig zog er mit einem Bleistift Linien, um die Schauplätze der Morde miteinander zu verbinden.
    »Was hast du denn gefunden?«
    »Eine Wohnung.«
    »Aha.«
    Jemand machte die Kühlschranktür auf und beschwerte sich lautstark, daß seine Cola geklaut worden sei.
    Niemand schenkte ihm Beachtung. Infolge der Grippe sowie eines Doppelmordes in der Nähe der Georgetown University war die Belegschaft des

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