Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)
ohne seine Betrachtung zu unterbrechen. Er war diesen Blick gewohnt. Logan wusste, welche Wirkung er auf das andere Geschlecht hatte, aber er war an kurzen Affären eigentlich nicht interessiert. Seit Jahren teilte er das Bett mit seiner Mätresse Melissa, deren sanftes Wesen er schätzte, besonders, weil sie keine Ansprüche an ihn stellte. Er wusste, Melissa liebte ihn und hoffte immer noch, er würde irgendwann seine Gefühle für Roxana, die Frau seines Bruders überwinden und sich ihr zuwenden.
Logan rief die Kellnerin zu sich. Sie beugte sich seitlich zu ihm herunter und offenbarte ihm einen Blick auf ihre vollen Brüste. Wie zufällig streifte ihre Hüfte seinen Arm.
„Mylord. Welche Wünsche kann ich Euch erfüllen?“
Er war längst über Roxana hinweg. Tatsächlich hatte er jedes zärtliche Gefühl tief unter seiner Enttäuschung vergraben und würde sich nie wieder so demütigen lassen. Melissa hoffte vergeblich – ihre Zeit lief bereits ab.
Logans Augen ruhten in dem Tal zwischen den Brüsten der Kellnerin, und es war Devlin, der antwortete.
„Mein Freund sucht ein Bett für die Nacht.“
Damit erhob er sich, warf eine Münze auf den Tisch und ging in Richtung des Theaters davon, aus dem nun eine Schar von Zuschauern strömte.
Devlin trat durch die Tür aus dem gleisenden Abendlicht in die beinahe bedrückende Dunkelheit des Theaters. Seine Augen brauchten einen Moment, sich daran zu gewöhnen. Es roch nach Tabak und Holz und nach muffigen Vorhängen.
Das Bühnenbild zeigte einen Hafen und eine tief stehende Sonne, die, von Schnüren gehalten, wohl im Meer versinken konnte.
„Die Vorstellung ist beendet“, schallte es aus dem Schatten der Kulisse. „Die nächste Vorstellung findet morgen statt.“
„Ich bin nicht wegen der Vorstellung hier!“, rief Devlin und suchte den Mann, der zu der Stimme gehörte.
Mit einem leisen Knarren drehte sich die Kulisse und verwandelte sich in das Boudoir einer Dame. Große Spiegel, Kerzen, samtene Bettvorhänge und unzählige Tiegel und Fläschchen. In den goldenen Kissen lag ein Mann.
„Weswegen dann?“, fragte er und erhob sich langsam. In seinen Händen ein blutiger Dolch.
Devlin trat einen Schritt zurück und spannte sich an.
„Keine Sorge. Das ist nur eine Requisite – kein echtes Messer, kein echtes Blut. Ich bin Lorenzo Moretti. Was führt Euch in mein bescheidenes Reich?“
Devlin musterte sein Gegenüber und entspannte sich. Er musste sich ein Lächeln verkneifen, denn es war ganz eindeutig, dass Rose diesen Mann niemals heiraten würde. Er war schlank und wirkte beinahe feminin. Seine klare Stimme hatte einen angenehmen Klang, welcher die Direktheit in seinem Blick unterstrich.
„Halt, sagt es nicht! Lasst mich raten.“ Lorenzo kam näher und umrundete ihn. Devlin spürte beinahe, wie Lorenzos Blick über ihn glitt, und er trat einen Schritt zurück.
„Eure Augen sind dunkel wie die Nacht – erst einmal ist mir jemand mit so einem inspirierenden Blick begegnet. Ihr müsst ein Windham sein, richtig? Gehört Ihr zu Signora Rose?“
„Sie ist meine Schwester, und ich bin auf der Suche nach ihr. Sie ist nicht zufällig bei Euch?“
Lorenzo lächelte.
„Natürlich. Wie konnte ich hoffen, Ihr wäret meinetwegen hier?“ Ein kurzer Schatten huschte über Lorenzos Gesicht. „Die schöne Signora – sie ist also verschwunden?“
„Wir dachten, sie wäre zu Euch zurückgekehrt.“ Devlin sah ihm ins Gesicht. „Ihr müsst wissen, sie liebt Euch“, gestand Devlin.
Lorenzo nickte.
„Das tun sie alle. Sie lieben meine Worte, sie lieben die Vorstellung von Liebe, die damit einhergeht, und sie lieben die Freiheit, die meine Gedichte beherrscht. Aber keine Sorge. Dies ist zumeist nur von kurzer Dauer. Wenn sie erkennen, wie viel ihnen das wahre Leben bietet, vergessen sie mich und meine Poesie wieder. Nichts ist von Dauer …“ Er sah Devlin an und lächelte bedauernd, „außer … wahre Liebe.“
Kapitel 12
Bristol
D ie Flammen im Kamin waren beinahe heruntergebrannt. Der Schweiß auf ihren Körpern war getrocknet, und Rose kuschelte sich in seinen Arm. Sie hatte ihre Augen geschlossen, aber Alex wusste, dass sie wach war. Im Schein der rötlichen Glut schimmerte ihre Haut golden, und er gab der Versuchung nach, ihre Schulter zu küssen und ihren Duft in sich aufzunehmen. Ihr Haar kitzelte seine Brust, und, obwohl sie sich gerade erst geliebt hatten, erwachte seine Männlichkeit zu neuem Leben. Sie reizte ihn wie noch nie
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