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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich.
    »Wunderbar«,
sagte sie. »Da kann ich wenigstens noch sechs Whiskies verdrücken, bevor ich gehen muß.«
    »Nach
diesem Glas mußt du dich selber bedienen«, sagte ich entschlossen. »Ich muß
meine Energien sparen.«
    Sie
schlug absichtlich ein Bein so über das andere, daß ihr das Goldlamékleid bis
über die Knie hochrutschte. Ich beobachtete das Manöver sorgfältig, während mir
kein Quadratzentimeter Nylonstrumpf entging. Selbst wenn ich gewollt hätte,
hätte ich nicht anders können als hinzusehen. Das ist nun mal bei mir so, seit
ich Stimmbruch gehabt habe.
    Melanie
beobachtete mich eine Weile sorgfältig und fing dann an, sich zu entspannen.
Ein zuversichtliches Lächeln begann langsam, um ihre Lippen zu spielen. Das
Testmanöver hatte die gewünschten Reaktionen hervorgerufen.
    »Es
tut mir leid wegen heute morgen, Al«, sagte sie leise. »Ich war so wütend, daß
ich nicht mehr wußte, was ich sagte. Ich war sehr gemein zu dir.«
    »Ich
habe den ganzen Tag weinen müssen«, sagte ich.
    Ihre
Finger berührten meinen Arm, und sie drückte ihre Knöchel wie geistesabwesend
in meine Muskeln. »Und alle diese schrecklichen Sachen, die ich über Alice
gesagt habe«, fuhr sie fort. »Weißt du, Al, ich habe es nicht so gemeint.
Bitte, glaube mir. Denn es ist mir schrecklich ernst. Ich habe wirklich nicht
eine einzige Sache, die ich über sie gesagt habe, so gemeint. Ich war einfach
so wahnsinnig wütend auf dich. Ich habe einfach alles gesagt, was mir gerade in
den Kopf kam.«
    Die
Finger glitten meinen Arm entlang und ergriffen schließlich meine Hand. »Du
verzeihst mir doch, Al?« sagte sie leise. Wie geistesabwesend legte sie meine
Hand auf ihre rechte Brust und holte dann tief Luft, um diese neue Beziehung zu
zementieren. »Hast du mir vergeben?« murmelte sie.
    »Nur
weiter so, und du wirst mir noch besser gefallen als heute früh«, sagte ich.
    »Wenn
du die Wahrheit über Alice wissen willst«, sagte sie ganz nüchtern, »sie war
genauso wie ich.«
    »Melanie,
Darling«, sagte ich ehrlich überzeugt, »dich gibt’s doch nur einmal.«
    »Das
stimmt nicht ganz«, sagte sie gut gelaunt. »Ich würde eher sagen, ich bin
Mitglied einer nicht sehr verbreiteten weiblichen Gruppe — zu der auch Alice
gehört haben könnte. Glaubst du, es wäre mir bei ihr entgangen, was ich selber
empfinde? Wenn sie sagte, sie wollte sich amüsieren, so bedeutete das, daß sie
einen Mann haben wollte.«
    Ich
drückte sie sanft mit den Fingern meiner Rechten, und sie reagierte einen
Augenblick lang mit Schnurren darauf. »Also verschaffte ich ihr den Mann«,
sagte sie. »Duke Amoy. Ehrlich gesagt, sie hätte an einen Schlimmeren als Duke
kommen können. Er war taktvoll, und er war nicht hinter ihrem Geld her.«
    »Was
soll das Ganze?« sagte ich. »Das ist doch alles endgültig passé.«
    Ich
zog meine Hand zurück, stand auf, ging zum Tisch hinüber und goß mir mit nicht
ganz sicheren Händen ein neues Glas ein.
    Melanie
lachte mit einem Lachen, das tief aus ihrer Kehle kam. »Mir kommst du nicht
mehr aus, Al«, sagte sie. »Und du weißt es auch. Wenn du mich auch beleidigst,
mir den Rücken zudrehst — das spielt alles keine Rolle. Du bist mir verfallen.«
    »Warum
gehst du nicht zum Club ? «fragte ich sie. »Amoy ist doch jetzt frei? Frei und zu haben —
so pflegt man doch zu sagen.«
    »Mir
gefällt’s hier sehr gut«, sagte sie zufrieden.
    »Bevor
du herkamst, hat es mir hier besser gefallen«, sagte ich.
    »Ist
das die bei der Polizei übliche Art, sich zu verabschieden?« fragte sie.
»Möchtest du, daß ich gehe?«
    »Du
hast’s erfaßt.« Ich fuhr fort, ihr den Rücken zuzukehren und konzentrierte mich
auf meinen Whisky. Hinter mir ertönte ein schwaches Rascheln, doch gab ich mir
alle Mühe, nicht darauf zu achten. Dann sagte sie: »Al?«
    Ich
fuhr herum wie ein Eisenkern, der plötzlich in den Annäherungsbereich eines
Magneten geraten ist. Das Goldlamékleid lag quer über
der Couch. Lässig die Hände in die Hüften gestemmt, stand Melanie davor und
betrachtete mich. Barfuß bis zu den Ohrringen. »Du wirst mich doch in diesem
Aufzug nicht in die bittere Kälte hinausjagen wollen, Süßer«, sagte sie und zog
eine Schnute. »Sei lieb zu mir, Al.«

ELFTES KAPITEL
     
    D ie Neonreklame, die normalerweise den Confidential Club anzeigte, brannte nicht, und
die Club-Tür war verschlossen. Ich hämmerte dagegen und wartete dann. Auf
meiner Uhr war es Viertel vor zehn, es war also möglich, daß ich noch

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