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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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war.
    »Und du meinst wirklich, das merkwürdige Ding – wie nennst du es? – Wurzelbalg hat mir dieses Kräuterharz auf meine Wunde gerieben?« Rai schüttelte den Kopf. »Warum sollte es das tun?«
    »Das weiß ich auch nicht, mein wissbegieriger, junger Freund«, entgegnete Barat. »Aber es gibt keine andere Möglichkeit. Gestern war kaum noch Leben in dir, und Xelos’ Feuer brannte schon in deinen Adern. Heute sprudeln wieder tausend Fragen über deine Lippen, und mich plagt keine Furcht, dass dieser Strom so schnell wieder versiegen könnte. Der Wurzelbalg war außer mir der Einzige, der sich dir genähert hat, deshalb muss er es sein, dem du deine Genesung zu verdanken hast.«
    Rai kratzte sich an der Stirn. »Merkwürdiges Gefühl, einem Tier sein Leben zu verdanken.«
    »Hast du schon mal ein Tier gesehen, das eine Heilsalbe zubereiten kann?«, fragte Barat nachdenklich.
    »Du meinst, kein Tier?« Rai runzelte die Stirn. »Aber was dann? Ein Mensch war es ja wohl nicht, und außer uns gibt es doch keine denkenden Wesen in den Ostlanden, oder?«
    »Nun, es wird behauptet, Drachen wären sehr intelligent …«, setzte Barat zu einer Antwort an, wurde aber von Rai unterbrochen.
    »Ja, genau, Drachen …« Rai pfiff verächtlich durch die Zähne. »Und nicht zu vergessen Kobolde, Gnome und Waldfeen! Ich meinte eigentlich echte Wesen, keine Fabelkreaturen!«
    »Und was glaubst du, sind die Zarg?«, erwiderte Barat. »Meinst du, das sind kleine Menschen in schwarzen Kutten? Mein allzu junger Freund, ich glaube, du musst noch vieles sehen, um dir ein Bild von dieser Welt zu machen! Sie ist vielleicht um einiges vielgestaltiger, als du denkst.«
    Rai wirkte ein wenig eingeschüchtert, zuckte aber schließlich mit den Schultern und meinte: »Stimmt schon. Außer Tilet habe ich wirklich noch nicht so viel gesehen von der Welt. Aber jetzt bin ich ja gerade dabei, das nachzuholen, oder vielleicht nicht?« Rai lachte, und Barat konnte nur zustimmend nicken. Der Veteran war wirklich froh, dass er jetzt wieder Gesellschaft auf dieser vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Flucht und an diesem seltsamen Ort hatte.
    »Was machen wir denn jetzt, Barat?«, fragte Rai nach einer Weile.
    »Zunächst musst du wieder zu Kräften kommen. Ich denke nicht, dass uns unsere Verfolger hier ohne Weiteres finden werden, also können wir uns schon noch ein paar Tage ausruhen. Der Fluss versorgt uns mit Wasser und Fischen, und Brennholz gibt es auch im Überfluss. Der Wurzelbalg scheint uns eher helfen als schaden zu wollen – ich glaube, es gibt schlechtere Orte, um zu rasten. Und sobald du wieder laufen kannst, sehen wir mal, ob es eine Möglichkeit gibt, dieses Tal auf dem Landweg zu verlassen!«

    Nach vier Tagen war Rai wieder so weit genesen, dass die beiden Gefährten bereits kurze Wanderungen durch den nahen Wald unternehmen konnten. Der Wurzelbalg war während dieser Zeit mehrmals in ihrer Nähe aufgetaucht, hatte sie mit großen Augen eine Weile beim Fischen beobachtet oder war ihnen einfach bei ihren Streifzügen durchs Unterholz gefolgt. Manchmal saß er auch nur ein paar Schritt entfernt von ihrem Lagerplatz und starrte die beiden Menschen an, auch wenn diese nichts weiter taten, als ihrerseits das fremde Wesen neugierig zu mustern. Eine weitergehende Kontaktaufnahme schien nicht möglich zu sein, denn die Kreatur hatte in der ganzen Zeit nicht einen Laut von sich gegeben, noch hatte sie auf lockende Worte reagiert oder selbst irgendetwas unternommen, das als Verständigungsversuch gedeutet werden konnte. Barat und Rai gaben sich damit zufrieden, dass sie das faszinierende Wesen aus der Nähe betrachten konnten. Beide empfanden eine gewisse Zuneigung zu dem kleinen Waldbewohner, nicht nur weil dieser Rai aus irgendeinem unerfindlichen Grund das Leben gerettet hatte, sondern auch, weil dessen Aussehen, ließ man die krallenbewehrten Füße und die Hautfarbe außer Acht, so unweigerlich an ein menschliches Kind erinnerte.
    Nach drei weiteren Nächten auf dem unbequemen Kiesbett beschlossen die beiden, nun endlich tiefer in den Wald vorzustoßen, um vielleicht einen Weg aus dem Tal ins Landesinnere zu finden. Sie waren sich schnell einig gewesen, dass es keinen Sinn hatte, mit ihrem kleinen Fischerboot weiter an der Steilküste entlangzufahren und auf eine geeignete Landungsmöglichkeit zu hoffen. Das Risiko, in einen Sturm zu geraten und an den Klippen zu zerschellen, war viel zu hoch. Außerdem patrouillierten dort

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