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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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möglicherweise noch immer die Tileter Kriegsschiffe, während in diesem versteckten Tal ganz offensichtlich niemand nach ihnen suchte. Daher hatten sie sich für den Fußweg aus dem Tal entschieden, falls es denn einen solchen gab.
    Obwohl keine Verfolgung drohte, bestand Barat darauf, das Boot in einem nahen Dickicht am Rande des Waldes zu verstecken. Nachdem sie ihre wenigen Habseligkeiten zusammengepackt und die Feuerstelle mit Steinen zugedeckt hatten, lag schließlich nur noch das dunkle Schwert zwischen den Kieseln, als hätte es der Fluss dort angespült. Barat blickte zu Rai, der anscheinend zögerte, die schwarze Klinge an sich zu nehmen. Seit den Ereignissen in jener Nacht, als der Wurzelbalg Rais Wunde mit der Heilsalbe bestrichen hatte und Barat von dieser Fülle von Sinneseindrücken überwältigt worden war, hatte der altgediente Soldat nicht mehr gewagt, die Waffe zu berühren. Deshalb wollte er es jetzt auch gerne Rai überlassen, die Klinge zu tragen. Schließlich hob sein junger Freund vorsichtig, fast ehrfürchtig das schwarze Schwert vom Boden auf, um es in seinen Gürtel zu stecken. Angespannt forschte Barat nach irgendeiner Reaktion seines Gefährten auf die erneute Berührung des dunklen Stahls, doch was auch immer er erwartet hatte, blieb aus. Rai blickte fragend zu ihm herüber: »Brechen wir auf?« Barat nickte nur und ging voran. Sie folgten dem Flusslauf, der sie in den Wald hineinführte. Das Dickicht am Waldrand schien sich beinahe wie eine lebendige Wand gegen ihr Eindringen zu wehren. Dornenranken zerrten an der Kleidung, knorrige Wurzelfinger ließen die Füße straucheln, tief hängende Äste schnellten ins Gesicht. Doch so mühsam sich ihr Fortkommen zunächst auch gestaltete, so plötzlich hatten sie diese grüne Barriere auch bereits hinter sich gelassen. Zu ihrer beider Erstaunen stießen sie unvermittelt auf einen Trampelpfad, der in geringer Entfernung zum Wasserlauf das Unterholz durchschnitt. Es waren keine deutlichen Spuren zu erkennen, aber offensichtlich hatten hier zahlreiche Füße den Waldboden verdichtet und von herabgefallenem Laub und Nadeln befreit. Der Weg verlief parallel zum Fluss, und ein Fortkommen war hier ohne Dornenranken und vermodernde Baumstümpfe, die ihnen den Weg verstellten, beträchtlich leichter.
    »Scheint, als hätte dieser Wald mehr Bewohner als vermutet«, bemerkte Rai zögernd, während er sich besorgt umblickte.
    »Na ja, hoffen wir mal, dass einer dieser Waldbewohner sich dazu bereit erklärt, heute Abend über unserem Feuer zu brutzeln.« Barat lachte und schlug Rai beschwichtigend auf die Schulter. »Mein junger Freund, das ist nur ein Wildpfad – unser Abendessen läuft hier entlang!«
    Rai blickte zu seinem Gefährten hinüber, um herauszufinden, ob dieser wieder seinen Spott mit ihm trieb, doch als er sah, wie Barat gerade die Spitze ihres Holzspeeres mit dem Daumen prüfte, entschied er sich dafür, dass dies eine ernst gemeinte Bemerkung gewesen war.
    »Ich war noch nie in einem so großen Wald«, erklärte Rai etwas kleinlaut. »Eigentlich war ich überhaupt noch nie in einem Wald.«
    »Darauf wäre ich nie gekommen.« Barat lächelte ihn über die Speerspitze hinweg an. »Auf jetzt, wir müssen weiter.«
    Der schmale Pfad führte sie tiefer zwischen die schlank aufragenden Bäume hinein. Barat hatte selbst nur ein paar Mal während seines Militärdienstes einen Wald dieser Größe durchquert, und damals hatten stets ortskundige Führer dafür Sorge getragen, dass die Truppen solche ungastlichen Gehölze wohlbehalten und auf direktem Weg wieder verlassen konnten. Diesmal war Barat auf sich allein gestellt, denn Rai meisterte zwar die Gefahren einer Großstadt wie kaum ein Zweiter seines Alters, aber in diesem Dickicht schienen ihn sowohl sein Mut als auch seine Fähigkeiten im Stich zu lassen. Zudem kam Barat einiges an diesem Wald immer merkwürdiger vor, je weiter sie in sein Inneres vordrangen. Dass sie hier einem Wildpfad folgten, mochte zwar seinem jungen Freund glaubwürdig erschienen sein, jedoch hatte Barat sich selbst nicht darüber hinwegtäuschen können, dass keine einzige Hufspur eines ihm vertrauten Jagdwildes zu entdecken war. Der Boden schien einfach nur platt getreten, und an einigen Stellen waren Einkerbungen zu sehen, die er nicht zu deuten wusste. Auch wunderte sich Barat über die enorme Zahl von Tieren, die notwendig wäre, um einen solch deutlichen Pfad zu formen. Was ihn aber in zunehmendem Maß beunruhigte,

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