Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
Vom Netzwerk:
unbestimmbaren Zahl von Stunden, rückten die begrenzenden Felswände des Tals auf beiden Seiten mit jedem Schritt näher, sodass sie sich bald in einer Art Klamm bewegten, in der nur noch wenige Bäume Platz fanden. Der munter plätschernde Fluss sprudelte beinahe wieder auf Höhe ihres Weges und schmiegte sich dabei eng an die grauen Felsen zu ihrer Rechten. Auf der anderen Seite streckten sich ein paar schlanke Fichten auf der Suche nach Sonnenlicht empor, wurden aber dennoch von den massiven Steintürmen in ihrem Rücken überragt.
    Die beiden flüchtigen Diebe beschlich angesichts dieser beengten Passage das Gefühl, in eine Falle zu tappen, weshalb sich ihr Tempo unwillkürlich verringerte und sie wachsam die schattigen Winkel im Schutze der Felswände im Auge behielten. Aber die Klamm war wie ausgestorben. Weder ein Wurzelbalg noch ein anderes Lebewesen ließ sich sehen. Immer weiter bergauf wand sich der zunehmend schmaler werdende Weg, entlang dem übermütig über große Findlinge und Felskanten abwärts springenden Wasserlauf. Das Rauschen der unzähligen Kaskaden hing über der Klamm wie ein Geräuschvorhang, was es unmöglich machte, sich in angemessener Lautstärke zu unterhalten oder etwaige verräterische Geräusche einer nahenden Gefahr wahrzunehmen. Nachdem Rai und Barat eine weitere Windung des Pfades passiert hatten, wurde das allgegenwärtige Plätschern durch ein tieferes Grollen ergänzt, das, während die beiden ihren Weg fortsetzten, bald schon zu einem regelrechten Donnern anschwoll.
    Noch ein letzter Anstieg, und Felsen wie Bäume wichen zurück, um den Blick auf einen weiten Talkessel zu eröffnen, dessen Grund von saftigen, mit Wildblumen bunt gesprenkelten Wiesen bedeckt war. Dominiert wurde dieser Ort jedoch unbestreitbar von dem gewaltigen Wasserfall, der tosend die gegenüberliegende Felswand hinabstürzte. An ihrem Fuße sammelte er sich in einem kleinen Becken, um schließlich in den eiligen Wildbach zu münden, dem Barat und Rai entgegen seiner Laufrichtung bis hierher gefolgt waren. Neben dem Teich erhob sich ein flacher Hügel, der beinahe ein Viertel des gesamten Talgrunds einnahm. Obwohl diese Erhebung an der höchsten Stelle nur zwei Schritt maß, waren doch ihre enorme Breite und die eigenartig symmetrische Form augenfällig. Rings um den plateauförmigen Hügel machten sich Wurzelbälger zu Hunderten an geschnittenen Ästen, Wurzeln oder an ganzen Stämmen zu schaffen. Offensichtlich wurde hierher das geschlagene Holz aus dem Wald transportiert.
    Barat starrte gebannt auf das hektische Treiben, bis er sich schließlich mit einem erwartungsvollen Grinsen auf den Lippen seinem jungen Gefährten zuwandte und auffordernd mit dem Kopf in Richtung Wasserfall deutete. Rai verdrehte die Augen, brachte aber sonst nicht mehr als ein resignierendes Schulterzucken zustande. Mittlerweile hatte er seinen Ärger bereits wieder vergessen und war eigentlich selbst ein wenig neugierig auf diese quirligen Fabelwesen, die er sich nicht einmal in seinen gewagtesten Fantasien hätte ausmalen können. So stapfte er in angemessenem Abstand, um nicht allzu interessiert zu wirken, seinem älteren Freund hinterher, damit er dieses Schauspiel aus der Nähe betrachten konnte.
    Erneut schenkten ihnen die Wurzelbälger keinerlei Beachtung, viel zu beschäftigt schienen sie mit ihren jeweiligen Arbeiten zu sein. Die meisten schabten mit flachen, geschärften Steinkeilen wie besessen an den großen Baumstämmen herum, wodurch sie eine Wolke feiner Späne produzierten, die rings um den Stamm zu Boden rieselten wie hölzerne Schneeflocken. Wieder zeigten sie dabei ein Maß an Harmonie, das alles, was menschliche Arbeiter an koordiniertem Werkzeuggebrauch leisten konnten, bei Weitem übertraf. Obwohl mindestens fünf Dutzend gleichzeitig an dem Baum arbeiteten, glitten die Steinkeile immer in gleich bleibendem Rhythmus auf und ab, wodurch sie die gesamte Oberfläche des Stamms bearbeiten konnten, ohne sich dabei gegenseitig zu behindern. Zudem war eine ganze Schar Arbeiter damit beschäftigt, die Holzflocken zusammenzuscharren und in einer wellenförmigen Bewegung von einem zum nächsten weiterzufegen, bis die Späne in einen kleinen Kanal fielen, der von dem Hauptfluss abzweigte. Dieser Nebenlauf verschwand gluckernd in einem steil abfallenden Tunnel in der dem Wasserfall zugewandten Flanke des Hügels. Aus nächster Nähe waren jetzt auch vereinzelt weitere Öffnungen an allen Seiten der Erhebung zu

Weitere Kostenlose Bücher