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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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summen.
    Es war inzwischen draußen völlig dunkel geworden. Im Schankraum verbreiteten die beiden Talglampen ein gemütliches Licht, das vor allem Brostan sehr zum Einnicken einlud. Doch Rai und sein älterer Freund sorgten durch lautes Husten dafür, dass der Kopf des Gardisten wieder in die Höhe fuhr, sobald er zur Brust zu sinken begann. So verging ein großer Teil von Brostans Schicht, ohne dass etwas Aufregendes passiert wäre.
    Brostan war gerade wieder durch einen lauten Hustenanfall Rais aufgeschreckt worden und streckte mit einem geräuschvollen Gähnen seine Glieder, als unvermittelt ein leises Schaben an der Tür zu vernehmen war. Allen stellten sich die Nackenhaare auf.
    »Was war das?«, flüsterte Brostan plötzlich hellwach. Rai und Barat hielten gleichzeitig den Atem an, um besser zu hören. Wieder ein Schaben, gefolgt von einem Geräusch, das sich anhörte, als würde man einen Bogen Papier zerreißen. Dann Stille. Brostan presste sein Ohr gegen die Bretter der Tür. Nichts, kein Laut. Er wollte sich gerade umdrehen, als ein gewaltiger Knall die stabile Holztür in kleine Splitter zerfetzte. Durch die Wucht der Explosion wurde Brostan umgeworfen. Sein Gesicht war blutüberströmt, und seine weit aufgerissenen Augen blickten mit einem Ausdruck von verständnisloser Überraschung ins Leere. Er war tot.
    Barat, der den Gardisten vor seinen Füßen gar nicht zu bemerken schien, starrte mit angstverzerrtem Gesicht durch den nun weit offenen Hauseingang in die lauernde Dunkelheit vor der Tür. Sein junger Freund hatte sich zunächst mit einem Angstschrei noch weiter in seine Ecke gedrückt. Aber nach dem ersten Entsetzen wurde Rais Geist rasch wieder klar. Er entledigte sich aller überflüssiger Gedanken und konzentrierte sich nur auf sein Überleben. Das war die Art wie sein Verstand bei Gefahr funktionierte, es waren die Straßen von Tilet, die ihn geformt hatten. Er rollte sich, so gut es mit gebundenen Händen und Füßen eben möglich war, über den blutverschmierten Brostan, um an das Schwert des Gardisten zu gelangen. Währenddessen kamen kurz nacheinander die anderen drei Soldaten aus dem hinteren Teil des Hauses angerannt. Bis auf Biun, der am Hintereingang Wache geschoben hatte, trugen sie nur Unterwäsche, doch alle hatten ihre Waffen in der Hand. Biun beugte sich kurz über Brostan und stellte fest, dass er tot war. Da er Rai, der halb über der Leiche lag, ebenso für tot hielt, kümmerte er sich nicht weiter um ihn. Der Verlust seines Kameraden Brostan ließ ihn in ein lautes Wutgeschrei ausbrechen, was gleichzeitig der letzte Laut war, den er noch von sich geben sollte. Fünf kleine, geduckte Gestalten waren fast unbemerkt durch den Eingang in den Schankraum gehuscht. Biun, der der Tür am nächsten stand, konnte den von schwarzen Kutten verhüllten Gestalten noch einen zornigen Blick zuwerfen, bevor er mit aufgeschnittener Kehle gurgelnd zu Boden sank. Die beiden verbliebenen Soldaten, Kal und Miro, stürzten sich tapfer mit lautem Kampfgeheul auf den schwarzverhüllten Zwerg, der ihren Anführer niedergestreckt hatte. Mit der Kraft ihrer Verzweiflung gelang es ihnen sogar, alle fünf Zarg, die wegen der Enge des Schankraums nicht gleichzeitig nebeneinander gegen die Gardisten kämpfen konnten, bis an die Tür zurückzudrängen. Dies gab Rai die letzte Möglichkeit für einen Befreiungsversuch. Biun war direkt über ihm zusammengebrochen, sodass sein Schwert neben Rais Handfesseln zu liegen gekommen war. Mit geringer Mühe zerschnitt er das Seil an der scharfen Klinge. Kurz darauf hatte er auch seine Füße befreit. Geistesgegenwärtig begann er, Biuns Körper abzutasten. Er beachtete Barat nicht, der lautstark darauf drängte, auch von seinen Fesseln befreit zu werden. Rai war nicht entgangen, dass Biun bei ihrer Gefangennahme das schwarze Schwert eingesteckt hatte. Und er konnte sich noch erinnern, wie der Schwarzkittel im Palast darauf reagiert hatte. Seine fieberhaft suchenden Finger fanden unter Biuns Mantel etwas Hartes, das mit einem Riemen auf dessen Rücken geschnallt war. Das Schwert! Mit einiger Mühe löste er die Befestigung und riss es aus seiner Hülle. Er sprang auf, die dunkle Klinge schützend vor sich.
    Keine Sekunde zu früh, denn gerade sah er noch den letzten Gardisten wie einen Sack Mehl umkippen – es war Kai. Die schwarzen Gestalten machten einige kleine Schritte auf Rai zu, um dann unschlüssig zu verharren. Es schien, als wäre die ganze schaurige Szene zu

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