Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
Turm der Festung in den Tod. Das schwarze Schwert nahm er an sich.
Indes, bald reute ihn seine Tat, und um dies wiedergutzumachen, begnadigte er alle Menschen, die in unsere Gefangenschaft geraten waren. Von den Zarg jedoch ist uns nicht ein einziger in die Hände gefallen. Entweder sie starben alle bei der Verteidigung ihres Herrn, oder sie verschwanden auf unerklärliche Art und Weise aus der Festung. Wie und wohin sie entkamen, weiß ich bis heute nicht.« Der alte Soldat blickte mit sorgengefurchter Stirn auf seinen jugendlichen Gefährten.
»Ecorim gab dann den Befehl, die Festung zu schleifen. Sie wurde Stein für Stein abgetragen. Viele Wochen arbeiteten wir daran und machten noch manch grausige Entdeckung. Nur die eisernen Mauern stehen noch heute, da sie selbst nach der Einnahme der Festung nicht zu zerstören waren. So bleiben sie für immer als mahnende Erinnerung für kommende Generationen auf der Ebene von Arch Themur.
Als Arch Themur vernichtet war, erinnerte König Jorig, der Führer der Inselherren, Ecorim an sein Versprechen. Ecorim musste noch in den Ruinen der Festung den endgültigen Thronverzicht erklären und wurde außerdem aus Citheon verbannt. Was jedoch entscheidend ist, mein lieber Rai, er nahm nur sein Schwert Cor mit sich, nicht das des dunklen Herrschers. Ich habe das andere Schwert nie aus der Nähe gesehen, doch du sagtest selbst, dass ein schwarzer Kerl und ein schwarzes Schwert gut zusammenpassen! Was ist, wenn das Schwert von Arch Themur von König Jorig in die Schatzkammer von Citheon gebracht worden wäre? Ist es vielleicht dieselbe Klinge, die deine unglückliche Hand ergriff, als der Zarg dich bedrängte? Und was, wenn das genau der Grund dafür ist, dass die schwarzen Kerle hinter uns her sind? Schließlich ist es das Schwert ihres früheren Herrn, und ich zweifle nicht an der Macht dieser Waffe.«
»Aber, aber … das hieße ja …« Rai fand keine Worte.
»Das heißt, dass der Botenreiter nicht von irgendwelchen Straßenräubern, sondern von den Zarg ermordet wurde. Und das bedeutet auch, dass sie hier bald auftauchen werden. Denn hier ist das Schwert viel ungeschützter als im Palast von Tilet. Da sind vier Gardisten wohl kaum ein Hindernis!«
»He!«, unterbrach ihn der Soldat, den die anderen Brostan nannten, ärgerlich. Er war gerade in den Raum gekommen, um die erste Wachschicht an der vorderen Tür zu übernehmen, und hatte die letzten Worte Barats mitangehört. »Was redet ihr da für einen Mist zusammen. Wenn jemand das Schwert will, muss er erst durch diese Tür und an mir vorbei. Und das werden ich und mein Freund hier«, er strich liebevoll über das lange Schwert an seiner Seite, »auf keinen Fall zulassen.« Brostan schien seine Selbstsicherheit wiedererlangt zu haben. Er bezog polternd Stellung auf einem Stuhl direkt an der Eingangstür.
»Du, Kleiner«, er deutete mit dem Kinn auf Rai, »sag mir lieber, wie du das gemacht hast. Zuerst in den Palast rein, an allen Wachen vorbei, dann die Tür aus den Angeln gesprengt … oder war das etwa dein schwarzer Freund, der, der sechs meiner Kameraden umgebracht hat?«
»Das war nicht mein Freund, bei allen Göttern!«, entfuhr es Rai.
»Ach nein? Na, ist ja auch egal«, redete der Soldat weiter. »Der ist schließlich tot, und du wirst dich den Rest deines bescheidenen Lebens im Steinbruch abschuften, wenn du Glück hast. Aber jetzt erzähl doch mal, wie das war im Palast?«
Unter anderen Umständen wäre Rai durch solche Fragen sehr geschmeichelt gewesen und hätte bereitwillig Auskunft gegeben. Allerdings war er von Barats Ausführungen noch so mitgenommen, dass er lieber schwieg, um die vielen stürmischen Gedanken in seinem Kopf etwas zur Ruhe kommen zu lassen.
»Na ja, wenn du nicht reden willst«, sagte der Gardist mit einem Achselzucken, »dann rede ich halt!« Es war Brostan deutlich anzumerken, dass er sich abzulenken versuchte. Er erzählte, wie sie der Kommandant Garlan Fedochin nach dem Raub des Schwertes fertiggemacht habe und wie die ganze Palastwache zusammen mit vielen Soldaten der Stadtgarnison, insgesamt mehr als zwei Hundertschaften, noch in derselben Nacht ausgerückt sei. Und lachend spottete er darüber, wie die Diebe ausgerechnet ihm und seinen Kameraden im erstbesten Dorf in die Hände gelaufen seien. Irgendwann fielen ihm keine Geschichten mehr ein, die er noch hätte erzählen können, was ihn schließlich dazu übergehen ließ, auf seinem Stuhl wippend ein Soldatenlied zu
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