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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Unterwelt. In göttlichem Zorn entbrannt, strafte er Kaloqueron auf schreckliche Weise. Cit verbrannte mit heißen Strahlen Kaloquerons Reich so lange, bis sich Land und Wasser trennten, und er verurteilte Kaloqueron dazu, für immer im Meer weilen zu müssen. Bajula durfte nie wieder das feste Land verlassen, um ihren Gemahl zu treffen. Alle Nuben wurden ebenso an Land gebunden und waren dazu verdammt, in alten Bäumen zu hausen. Aus Wut über diese ungerechte Strafe bissen die Nuben fortan jedem, der ihrem Baum zu nahe kam, die Zunge ab, auf dass er niemals mehr eine Lüge erzählen könnte. Xelos jedoch vermochte von dieser Zeit an sein eigenes Reich nicht mehr zu verlassen, weil er das heilige Feuer an den Toren zur Unterwelt, das nur den reinen Seelen den ungehinderten Durchtritt gewährte, nun selbst wegen seiner schmählichen Tat nicht mehr durchschreiten konnte. So wurde er auf ewig zum Gefangenen seiner eigenen Hallen. Sein Zorn ist jedes Mal zu spüren, wenn die Erde bebt oder ein Vulkan seine verheerenden Feuerströme über das Land ergießt.
    Kaloqueron sucht hingegen noch heute einen Weg, seine Geliebte Bajula wieder in die Arme schließen zu können. In seiner Wut und Sehnsucht peitscht er das Wasser zu meterhohen Wellen auf, während seine verzweifelten Rufe als heulende Winde über die See brausen. Und wenn die dicken Nebelschwaden vom Meer her über das Land streichen, dann heißt es von alters her: »Kaloqueron liebkost seine Braut.«

    Trotz des harten Winters und der sehr knapp gewordenen Vorräte war es den Seewaithern irgendwie gelungen, eine ganze Reihe an Köstlichkeiten zusammenzutragen. Auch die reichen Bürger der Stadt hatten, um sich die Gunst der Bevölkerung zu sichern, eine beachtliche Großzügigkeit an den Tag gelegt. So waren fünfzehn stattliche Ochsen, Hunderte von Enten, Gänsen und Hühnern, drei Dutzend Kaninchen, eine bunte Vielfalt an Fischen und als besondere Leckerei zehn ausgewachsene Hirsche geschlachtet worden. Außerdem türmte sich eine nicht überschaubare Menge an Backwaren auf der mehr als hundert Schritt langen Tafel auf dem Seewaither Marktplatz sowie dreißig Fässer Wein, fünfzig Fässer mit Bier und mehrere Dutzend Karaffen mit dem berüchtigten Tileter Rachenputzer, einem starken Rum. Die Ochsen hatten schon seit dem frühen Nachmittag an langen Spießen über dem Feuer gebraten, die Hirsche waren wenig später gefolgt. Ein herzhafter Bratenduft legte sich wie eine Glocke über die ganze Stadt, sodass auch die letzten Zögernden ihrer Nase zum Marktplatz folgten. Alle hofften, wenigstens an diesem Festtag den Hunger der vergangenen Wochen vergessen zu könne. Doch um zu verhindern, dass die Leute schon vor den Abendstunden über die Tafel herfielen, waren an allen Straßen zum Marktplatz Gardisten postiert worden, die keinem außer den Bediensteten und Köchen Zutritt gewährten. So herrschte eine erwartungsvolle Spannung in den Straßen der Stadt. Die Menschen drängten sich eng um den Marktplatz und warteten darauf, dass endlich die Sonne unterging.
    Auch in der Kriegerschule Ecorim war die Vorfreude auf das Fest aus allen Gesichtern zu lesen. Die Schwertübungen an diesem Tag waren – sehr zu Artons Ärger – durch mangelnde Konzentration mit zahlreichen Blessuren und blauen Flecken vonstattengegangen. Arton hatte die Übungen frustriert vor der Zeit abgebrochen, nachdem selbst die Drohung, dass alle heute vom Festmahl ausgeschlossen werden würden, nicht zu einer disziplinierteren Übungsweise geführt hatte. Er gab allen den Rest des Nachmittags frei. Wie er es vermutet hatte, lungerten die meisten nun tatenlos irgendwo auf dem Gelände herum und versuchten, die Zeit totzuschlagen. Besonders die jüngsten Mitglieder der Schule schienen nichts als Unsinn im Kopf zu haben, indes waren auch die älteren der Schülerschaft kaum als vernünftige Vorbilder zu bezeichnen. So hatten es sich Meatril und Targ nicht nehmen lassen, zum Marktplatz zu schleichen, um einige Neuigkeiten über die geplanten Leckereien zu erhaschen. Der hünenhafte Deran hatte, weil ihm nichts Besseres einfiel, einen Streit mit seinem jüngeren Bruder Estol begonnen, Eringar malte sich zusammen mit Arden, Derbil und Tarana aus, was es heute alles bei dem Festmahl geben würde, Megas saß wie immer schweigsam daneben, und Daia hatte sich zurückgezogen, um sich für das Fest zurechtzumachen.
    Arton gesellte sich nicht zu den anderen. Er saß in dem kleinen Zimmer im ersten Stock und

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