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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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bevor er es schaffte, sich wieder zu erheben, saß bereits die junge Kriegerin auf seinem Brustkorb mit den Knien auf seinen Oberarmen. Sie drückte ihm den scharfen Stahl an die Kehle.
    »Nun sagt, bin ich es wert, mich mit Euch zu messen, Arton? Wie ist es?«, keuchte sie.
    Sie war jetzt seinem Gesicht ganz nah. Ihr Duft erinnerte Arton an frische Waldluft nach einem Gewitter. Er war überwältigt. Diesen Sieg über ihn hatte Tarana nicht nur dank ihrer Geschicklichkeit im Kampf errungen, gleichermaßen bezwungen war er durch ihre katzenhafte Schönheit: ihre grünen Augen, die ihn erschöpft, aber in ungebrochenem Kampfgeist anfunkelten, und ihre langen rabenschwarzen Haare, die ihr in sanften Locken bis über die Schultern hinab reichten und nun sacht sein Gesicht berührten. Trotz alledem war er viel zu stolz, als dass er sich ihr ergeben hätte. Deshalb packte er ihr Schwert mit einer Hand am Griff, mit der anderen an der blanken Klinge und drückte es über seinen Kopf nach oben. Dass dabei die Waffe tief in seine Hand schnitt, spürte er kaum. Er rollte sich herum, sprang auf und entriss der überraschten Tarana das Schwert.
    Zum allgemeinen Erstaunen warf er es diesmal weit von sich und sagte laut: »Ja, Tarana, du bist es mehr wert, dich mit mir zu messen als jeder andere, mit dem ich bisher gekämpft habe!«
    Tarana erhob sich mühsam, aber entschlossen. Beide standen mit hoch erhobenem Kopf einander gegenüber. Es war ein magischer Moment: Keiner der Umstehenden gab einen Laut von sich, Blut tropfte aus Artons rechter Hand auf den Boden, Taranas Haare wehten wie ein Banner im Wind. Die beiden blickten sich direkt in die Augen, und für einen einzigen Herzschlag konnte Tarana durch den schützenden Panzer sehen, den Arton um sich gelegt hatte. In den Tiefen seiner Augen entdeckte sie das Glitzern seiner Gefühle für sie. Im nächsten Moment war alles vorbei, als hätte jemand in einen dunklen Brunnenschacht eine Fackel geworfen, die erlischt, sobald sie den Brunnengrund erreicht.
    Arton war entsetzt darüber, wie seine Gefühle für kurze Zeit die Oberhand über ihn gewonnen hatten. Ihm wurde bewusst, dass seine Bewunderung und lange zurückgehaltene Zuneigung für Tarana auf das Deutlichste sichtbar gewesen sein mussten. Was ihn allerdings beinahe noch mehr erschreckte, war seine Gleichgültigkeit gegenüber den Umstehenden. Es zählte in diesem Moment nur Tarana. Er hätte alles dafür gegeben zu wissen, was sie jetzt dachte. Doch dann meldete sich plötzlich sein Verstand zurück, dem es sehr wohl darauf ankam, wie die Schüler und vor allem sein Bruder über ihn urteilten. Er musste nun die richtigen Worte finden.
    Nach kurzem Überlegen sprach er mit der gewohnten Kälte in der Stimme an alle gewandt: »Bei diesem Gefecht konntet ihr vieles lernen. Gebt niemals auf, traut niemals eurem Gegner und zeigt kein Mitleid!« Es klang wie ein Vorwurf, obwohl Arton es eigentlich nicht so meinte. Er blickte auf seine zerschnittene Hand, als hätte er die Wunde eben erst bemerkt. »Macht jetzt weiter mit euren Übungen!«
    Daraufhin kehrte er dem Kampfplatz den Rücken zu und schritt, ohne sich umzublicken, zum Haus.
    Die Schülerschaft scharte sich um Tarana. Alle redeten und fragten durcheinander.
    »Ich habe noch nie einen solchen Kampf gesehen!«, meinte Eringar anerkennend.
    Arden legte den Arm um Tarana und sagte: »Na, da hast du dem alten Griesgram aber gezeigt, wie eine Wildkatze kämpfen kann. Ich fürchte nur, das wird seine schlechte Laune nicht bessern!«
    Deran und Targ versuchten, sich gegenseitig den Kampf zwischen Arton und Tarana noch einmal vorzuführen, während ihnen ihr jüngerer Bruder Estol gelangweilt zuschaute. Auch Meatril und Daia beglückwünschten Tarana, die zunehmend verlegen wurde und sich Hilfe suchend nach ihrer Freundin Derbil umsah. Diese begriff sofort.
    »Haltet mal alle den Mund!«, polterte Derbil mit ihrer rauen Stimme. »Ihr umschwirrt die Kleine« – sie nannte ihre Freundin immer so, obwohl Tarana fast eineinhalb Köpfe größer war als Derbil – »wie die Fliegen den Mist. Lasst sie doch erst einmal ausruhen.«
    Sie führte Tarana ein gutes Stück weg von der Gruppe und setzte sich mit ihr im Schatten der Gartenmauer auf einen Stein. Liebevoll legte sie den Arm um ihre Freundin, während sie wartete, bis Tarana wieder zu Atem gekommen war. Mit dem Feingefühl, das man in einer langen Freundschaft für den anderen entwickelt, hatte sie sofort gespürt, dass Tarana

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