Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
bitter.
Als er seinen Fluchtplan schließlich verworfen hatte und aufblickte, waren sie der Pforte des Gebäudes schon so nahe, dass ein Angriff auf Megas wegen der Distanz zwischen ihnen sowieso nicht mehr möglich war. Der Eingang, der den sicheren Tod im Feuer bedeutete, kam immer näher. Er wusste, nach dem Überqueren dieser Schwelle würde er seine Schule nicht mehr lebend verlassen. Er musste vorher etwas unternehmen. Nur was?
Noch immer war der Pfeil seines Bewachers auf ihn gerichtet. Er ging ein Stück hinter ihm, sodass ihn Arton nicht durch einen plötzlichen Angriff überraschen konnte. Nur noch wenige Schritte trennten ihn von seinem Verderben. Er konnte nichts tun, jeder Fluchtversuch hätte den sicheren Tod bedeutet.
›Das Verderben soll Euch folgen wie ein hungriger Wolf, und es wird Euch verschlingen im Moment Eurer Schwäche!‹ Wie ein Echo hallten die Worte von Thalias Mutter durch seinen Kopf. Der Moment schien gekommen.
»Steckt die Schule jetzt an!« Megas’ Befehl war ein Todesurteil. Er begann, auch Tarana in Richtung Eingangstür zu stoßen. Sie sollte Artons Schicksal teilen.
›Es ist vorbei‹, dachte Arton nüchtern. Diese Gewissheit brachte eine kühle Ruhe mit sich.
Der Mann, der Maralon trug, erreichte das Tor. Doch als hätte er einen Geist gesehen, hielt er plötzlich erschrocken inne. Im kaum erleuchteten Inneren der Schule war eine Bewegung wahrzunehmen. Ein Schwert schwebte schwerelos im Torbogen. Obwohl kein Mond am Himmel stand, schien das Metall ein schwaches silbriges Licht widerzuspiegeln, dessen Quelle nicht auszumachen war. Der Assassine tat einen zaghaften Schritt rückwärts, das Schwert folgte ihm. Eine große Gestalt trat nun aus dem Schatten des Gebäudes. Erst jetzt war erkennbar, von wem die Klinge geführt wurde. Es war Arden. Seine Hände umschlossen das Heft von Ecorims Schwert.
Als der Assassine erkannte, dass es sich nicht um ein fliegendes Dämonenschwert, sondern um einen augenscheinlich sterblichen Gegner handelte, reagierte er in eingeübter Gewandtheit. Er warf in einer geschmeidigen Bewegung die Leiche Maralons von der Schulter und riss das lange, gebogene Messer aus seinem Gürtel. Wie ein Blitz traf ihn Ardens Hieb. Er durchschnitt sein Messer mühelos und spaltete den Körper des Assassinen beinahe in zwei Hälften. Nach dem Schlag blieb Arden jedoch stehen, ohne Arton oder dessen noch verbliebenen Bewacher zu beachten. Sein Blick haftete verzückt auf dem glänzenden Schwert, das in seinen Händen ruhte.
Indes hatte Arden seinem Bruder die erhoffte Gelegenheit verschafft. Artons zweiter Bewacher war durch das jähe Ende seines Gefährten wie gelähmt. Ohne nachzudenken, wirbelte Arton herum, machte zwei Sätze und trieb dem Assassinen die Faust ins Gesicht, bevor dessen Pfeil die Sehne verlassen konnte. Wie von Xelos’ Hammer getroffen, ging dieser zu Boden. Arton hob den Bogen auf und legte hastig einen Pfeil auf die Sehne. Doch er musste sich für ein Ziel entscheiden. Mit einem Schuss auf den Fackelträger, der gerade das Holz in Brand stecken wollte, konnte er seine Schule retten. Daraufhin würde jedoch Tarana durch Megas’ Dolch den Tod finden. Schoss er auf Megas, würde seine Schule verbrennen.
Arton spannte den Bogen. Die Sehne schnitt tief in seine Fingerkuppen. Über den Pfeil hinweg konnte er Megas’ ungeschützte Kehle sehen. Arton war ein guter Schütze. Er musste den verdammten Verräter mit einem Schuss töten, wenn er Tarana helfen wollte. Seine Finger lösten sich von der Sehne. Der Pfeil pfiff unaufhaltsam auf sein Ziel zu. Aber der junge Erenor hatte einen Moment zu lange gezögert. Megas war ebenfalls ein erfahrener Kämpfer. Er hatte instinktiv die Gefahr erkannt und gerade, als der Pfeil abgeschickt worden war, Taranas Körper schützend vor den seinen gezogen. Er war etwas kleiner als die Istanoit, sodass er hinter ihr völlig verborgen war. Das Geschoss bohrte sich in Taranas Brust. Mit einem leisen Stöhnen brach sie zusammen.
Die Nacht um Arton verengte sich auf einen einzigen Punkt: Taranas regungslose Gestalt. Er ließ den Bogen fallen, stolperte ein paar Schritte nach vorn, stürzte. Weder die Feuchtigkeit des Grases nahm er wahr noch das Brennen seiner leeren Augenhöhle, als sein Gesicht auf den klammen Boden schlug. Er bestand nur noch aus diesem brodelnden Ungetüm in seinem Kopf. Es konnte nicht sein! Ein finsterer Albtraum Versehrte seine Welt. Sie war tot! Tot! Die Gewissheit durchpflügte seinen
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