Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
Thorgrim aus dem Sattel. »Und Thorgrim«, brummte der Elf. »Dass alles war mit Sicherheit kein Spaß. Fragt die Bewohner des Dorfes.« Kelthran blickte zu Celena. »Wobei, es gibt weitaus elegantere Arten, dem Schöpfer gegenüber zutreten. Das hier war ungehobelt, stillos und ohne jede Freude am Töten.«
»Welch ein Glück, dass ihr euren guten Geschmack für das Töten nicht eingebüßt habt, Kelthran«, meinte Celena zynisch.
Den zynischen Unterton überhörend, strahlte der Elf sie an. Denn obschon er das Leben liebte, stand er dem Tod mit gewissem Gleichmut gegenüber. »Würdet ihr solch einen Tod dem eines angenehmeren vorziehen?«
»Im Vertrauen?«
Die Spitzohren des Elfs wurden sogleich noch spitzer. Erwartungsvoll schaute er sie an.
»Ich ziehe es vor, im Bett zu sterben.«
»Ein wenig langweilig. Findet ihr nicht?« Mit Bedauern verzog Kelthran seine elfischen Züge zu einer Maske von Frustration.
»Oh! Wo denkt ihr hin. Nicht schlafend! Wenn, durch … seine Hand.«
Die Augen Kelthrans weiteten sich. In ihnen blitzte romantisches Entzücken, beigemengt mit beinahe krankhafter Lust.
»Entzückend! Auf dem Gipfel der Lust, den Tod durch die Hand des Geliebten. Welch anmutiger Gedanke. Womöglich mit dankbarer Beihilfe und gegenseitiger Bezeugung von Wonne.«
»Allerdings, einzig die Sauerei danach, vermiest mir den Gedanken«, wähnte Celena mit spitzem Unterton in ihrer Stimme.
Bestätigend nickte Kelthran. »In der Tat, eine unschöne Angelegenheit, wenn sich der Todgeweihte in seinem letzten Akt des Lebens entleert.«
»Genau! Und aus diesem Grund ist am Tod nichts Schönes zu finden.« Mit diesen Worten entfernte sich Celena. Kelthran, sowie auch der zerknautscht dreinblickende Zwerg sahen ihr irritiert nach.
»Eine Frau mit Widersprüchen«, meinte der zurückbleibende Elf.
»Dann geht einfach euren Pflichten als Mann nach«, knurrte Thorgrim in seinem zwergischen rollenden Akzent. »Rute entpacken, die Beine auseinander und …«
»Lasst gut sein, Thorgrim. Es ist nicht jeder ein ungehobelter Holzklotz wie ihr.«
In den Augen Kelthrans glomm ein Hauch von Verliebtheit, erkannte Celena mit einem Blick zurück zu dem Elfen.
* * *
Die knarzende Stimme seines Bruders echote noch immer in seinen Ohren. »Das Gift des Bösen ist ein Todesurteil.« Diese Worte hatte ihm Terzios an den Kopf geschmissen. Wie recht dieser damit hatte. Selbst wenn er, Morco, sich die Frage gestellt hatte, wie nützlich es möglicherweise sein könnte. Dann aber hatte er abgelehnt, als er erfuhr, was es bedeutete. Sie waren verdammt dazu auf den Tod zu warten, der ihr Leben deutlich verkürzte. Dieser Schrecken war kaum zu ertragen. Unvorstellbar für jeden anderen.
Es war unvorstellbar. Hatte er deshalb das Recht Folter zu genehmigen oder zu dulden?
Er dachte an die erbarmungswürdigen Seelen, die im unterirdischen Teil seines Landhauses verweilten. Sie gingen nicht auf sein persönliches Konto. Denn wenn er jemanden tötete, so hatte er nie wirklich gequält.
Trotzdem plagte ihn die Schuld. Sich dessen bewusst, wandte sich der San-Hüter dem einzigartigen Objekt zu, welches ihm gestattete die Sterne zu erforschen. Es erlaubte einen kleinen, flüchtigen Blick in das Universum zu werfen.
Es war Folter für Geist und Körper. Es griff in der Tat das Recht auf Leben an. Es konnte weder gegeben noch entzogen werden. Und doch nahmen sie, die sie sich San-Hüter nannten, einfach das Recht dazu.
Morco schüttelte sein Haupt. Wollten sie wirklich denen folgen, die sie als grausame Herrscher ansahen? Wollten sie wirklich wie jene werden, die mordeten, brandschatzten und sogar vergewaltigten? Sie, die San-Hüter, waren nicht besser. Sie waren schlimmer.
Nachdenklich legte Morco sich einen Zeigefinger auf die Lippen.
Wollten sie tatsächlich so sein?
Manche Taten, manche Schritte mochten unverzichtbar sein zum Wohle aller. Das sagte der Orden. Doch war es tatsächlich so? Gab es tatsächlich stets nur einen Weg? Ein Ziel? Eine Wahl?
Es trat einst jemand in seinem Leben. Sie hatte wahrlich jeden geschulmeistert, der ihr über den Weg gelaufen war. Wilna, die alte Magierin. Sie war bereits alt, zumindest in den Augen eines jungen Mannes, wie er es damals war. Seine Einheit, wie es der Zufall wollte, wurde nach Hadaiman beordert. In den kleinen Hafenstädten Küstenbruchs liefen sie sich über den Weg. Wie jedem, hatte auch sie ihm versucht klar zu machen, dass er sicherlich die Wahl gehabt hatte. Entweder wollte er ein
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