Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
sich eine letzte Hoffnung, um den Hauch der alten Zeit erneut über die Welt wehen zu lassen. Nicht um Altes neu aufleben zu lassen, sondern um die Menschen daran zu erinnern, was war.
Deirdre begriff in ihren Studien: Es war des Menschen Verhängnis, das er vergaß. Der Drachen war die Weisheit der Sterne und die Sterne waren der Sitz des Einen und seinen Göttern. Etwas Kaltes berührte die Hand der Zauberin. Kluge rehbraune Augen blickten sie an, als sie aufschaute.
»Mich würde es nicht wundern, wenn du Gedanken lesen könntest«, raunte sie dem Struppeltier zu.
Wie zur Bestätigung winselte der Hund auf. Ihr Gegenüber regte sich Es war Sebyll, die sich an ihrem Feuer bequem gemacht hatte. Mit unergründlichem Blick schaute die Gryposfrau die Zauberin an.
* * *
Lutek hatte sich mit Kelthran, Thorgrim und zwei Hütern am darauffolgenden Tag zur Nahrungssuche verabredet und waren früh abmarschiert. Celena schlenderte derweil gelangweilt alleine durch die Ruinen. Ihre Augen blieben auf eine Truhe haften, die durch äußere Gewalteinwirkung ein wenig lädiert schien.
Die Kiste, welche sich ohne große Einwende öffnen ließ, barg einen wahrlich alten Tropfen und einige wenige Silberstücke. Ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, steckte sie sich die Münzen pfeifend in ihren kleinen Beutel.
Der Inhalt des geborgenen Schatzes, welches sie wenig später vor sich hertrug, sah durchaus noch trinkbar aus. Allerdings war die Schrift auf den Gefäßen bereits verblasst und kaum noch zu entziffern. Schalk stand ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben, als sie an jenen dachte, den sie mit ihrer Errungenschaft beehren wollte.
Er saß entfernt von den anderen an einem kleinen Feuerchen. Nach seiner mürrischen Miene zu urteilen, schien er es vorzuziehen, alleine zu bleiben. Celena war das in diesem Moment egal. Sie war zwar nicht in Feierlaune, doch ein Schlückchen in Ehren … Thorgrim wusste mit Sicherheit Derartiges zu schätzen. Also, warum nicht auch dieser vor sich hinbrütende Kerl.
Tatsächlich waren Belothars Gedanken mehr als verworren. Auf nichts konnte er sich lange konzentrieren. Eine Sache lag ihm auf den Magen. Immer und immer wieder, einem sich unaufhörlich drehendem Mühlrad gleich, schwirrte der eine Name in seinem Bewusstsein herum. Nacud. Es war jedoch nicht sein alter Mentor, welcher überraschend vor ihm stand. Es war seine Waffenschwester. Voll beladen mit Gefäßen, grinste sie ihn schelmisch an.
»Wie wäre es mit ein paar Schluck geistvoller Erfrischung?«
Ohne eine Einladung seinerseits abzuwarten, ließ sich Celena neben ihn in auf den Boden fallen. Grinsend reichte sie eine der bauchigen Gefäße vollen rot trüben Mostes weiter.
Die festsitzenden Verschlüsse sträubten sich nicht lange dagegen, das kostbare Tröpfchen gefangen zu halten. Ein lauter Blubb und die Stopfen landeten im Schnee. Herzhaft stießen die beiden Freunde an.
Der erste Schluck breitete sich mit süßer Aufdringlichkeit in der Mundhöhle aus. Vergorener Traubensaft kitzelte den Gaumen. Man mochte die Flüssigkeit nicht die Kehle hinunterrutschen lassen.
»Auf was trinken wir, Verehrteste?« wollte Belothar in Erfahrung bringen.
Allzu oft kam es nicht vor, dass sie gemeinsam rauschträchtige Behältnisse leerten.
Celena stülpte spitzbübisch die Lippen vor. »Ich weiß nicht!«
Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Vielleicht, weil ihr …« Sie stupste, ihn mit dem Finger der freien Hand auf seine Brust. »Ihr saht so einsam aus«, feixte sie.
»Ach?«, murmelte er mehr oder weniger zwischen den Lippen hervor. Nicht weil ihm dazu nichts weiter einfiel, sondern weil die junge Frau neben ihm sehr nahe herangerückt war. So nahe, das er ihre pochende Halsader bewundern konnte, während ihr Geruch seine Nase umströmte. In seinem Brustkasten liefen urplötzlich Pferde im Galopp, obschon sie ihm früher einige Male nähergekommen war. Celena war unerreichbar für ihn, das wusste er. Er begehrte sie jedoch weiterhin und das vermochte er nicht abstellen. Er versuchte daher, die aufkommende Erregung von sich zu stoßen. Es musste der Wein sein, erklärte er sich selbst.
»Außerdem«, fuhr sie mit leiser, rauchiger Stimme fort, während sie die Riemen an ihrer Rüstung aus den Schnallen befreite. »Ich werde durchaus lockerer. Und ihr seht aus, als könntet ihr ein wenig Spaß vertragen.«
Schneller als ihm lieb war, hatte sich Celena aus ihrem Panzerkleid geschält. Mit einem weiteren Schluck begutachtete sie die
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