Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
Augen gefährlich zusammen.
»Seid ihr euch dessen sicher? Was eurer Meinung nach sollte ich darüber wissen?«
»Ihr habt danach gesucht und das Heilmittel gefunden. Nacud ist alles andere …«
Celena blinzelte überrascht ihr wütendes Gegenüber an. Mit allem hatte sie gerechnet, nicht jedoch mit einer Kritik an dem wiedergekehrten Kommandanten der San-Hüter. Warf Nacuds Rückkehr mehr Fragen und damit verbundenen Zweifel auf, als sie dachte?
»Das hat euch nicht zu interessieren«, sprach sie just weiter ohne den vorhergehenden Satz zu beenden. »Ich möchte nur eins wissen. Woher habt ihr das Heilmittel und wo ist es versteckt?«
Celena versuchte in ihr Gesicht zu blicken, welches trotz Fackellichts im Halbschatten verborgen blieb.
»Man hat euch zwangsverpflichtet. Sehe ich das richtig«, stieß sie in bitterer Erkenntnis aus.
»Mein Vater hat den Orden freundlich bei sich aufgenommen, nachdem ihr so freundlich ward, die Festung als deren Hauptquartier anzubiedern«, fauchte Jolana auf. »Der Dank dafür war, dass sie ihn zu einem von den ihren machen wollten. Er starb dabei. Bei mir dachte man, das es besser war mich an der kurzen Leine zu halten.«
»Ich wusste nicht … « begann Celena wurde jedoch von der Tochter des Hauses unterbrochen.
»Ich möchte nicht zu einem Scheusal werden. Ich nicht und …«
Abermals brach Jolana ihr Reden ab. Es war nicht der Satz, den sie nicht zu Ende führen konnte. Es war ihr weiterer Gedankengang, den sie nicht auszusprechen wagte.
In zunehmenden Maße beunruhigte Celena das, was die Frau vor ihr von sich gab oder nicht von sich geben wollte. Es war nicht allein der Zweifel, welche die junge Frau dazu bewegte unerlaubt bei ihr aufzutauchen. Es war ebenfalls nicht die Rache, wie sie anfangs vermutete. Etwas Stärkeres ließ sie kämpfen. Die Liebe zueinander und weitaus stärker war die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind.
Colen der mit steigender Nervosität den Eingang des Verließ nicht aus den Augen gelassen hatte, zerrte plötzlich Jolana von Celena fort.
»Ihr tragt ein Kind unter eurem Herzen, nicht wahr?« schoss sie ihre Vermutung der sich Entfernenden entgegen. Sie traf. Jolana blieb wie angewurzelt stehen. Ihr Gesicht zeigte im Fackelschein Verbitterung gemischt mit großer Verzweiflung. Sie senkte den Kopf ab.
»Bis zu dem Zeitpunkt des Ritus wusste ich nicht, dass ich schwanger bin«, bestätigte sie murmeln. Sie blickte mit einem unübersehbar gequälten Ausdruck in ihren Augen auf.
Celena fühlte in diesem Augenblick mit ihr. Sie selbst hatte die Befürchtung haben müssen, niemals ein Kind bekommen zu können. Was wusste man von Ungeborenen, die infiziert wurden? Was bestand einem Kind vor, wenn es geboren wurde, sofern es die Vergiftung im Mutterleib überlebte? Darüber schienen sich die San-Hüter keine Gedanken gemacht zu haben. Sie nahmen einem wirklich alles was ein Leben lebenswert machte.
»Helft mir hier heraus«, keuchte Celena auf, »… und ich werde euch helfen. Bitte!«
Die Frau blickte unergründlich in Celenas Gesicht. »Ich komme wieder!«, versprach sie, bevor Colen sie endgültig von ihr fortzog.
* * *
Vereinzelte Fackeln, die ihr spärliches unruhiges Licht abgaben, warfen schaurige Schattengestalten an die grauen Wände der Gänge. Einer dieser Schatten bewegte sich langsam vorwärts in Richtung der hinteren Kerker. Jolana hielt ihr Wort. Mit den Waffen Celenas, die sie zuvor gestohlen hatte, schlich sie zurück zu der Gefangenen. Ihr Freund Colen war nicht mitgekommen. Aus welchen Grund auch immer.
Vor Celena, die brav an der Wand hängend verweilt hatte, blieb sie stehen. Mit kritischem Blick fixierte sie die Gefangene.
»Ihr wolltet mir helfen. Könnt ihr das wirklich?«
Celena hatte geangelt. Sie hatte aus Vermutungen heraus den richtigen Köder ausgeworfen. Der Fisch zappelte bereits am Haken und es galt, diesen an Land zu holen. Es war an der Zeit Bündnisse zu schmieden. Dazu konnte und wollte sie dieser leidgebeutelten Frau nichts mehr vorspielen. Zudem hatte sie genug davon, mit Händen über dem Kopf herumzustehen. Es war alles andere als bequem. Sie setzte ihr grimmigstes und zugleich entschlossenstes Gesicht auf, zu dem sie fähig war.
»Ich werde mein Bestes geben«, knurrte sie. »Ja, es gibt dieses Heilmittel. Allerdings wurde es gestohlen. Ich werde es wieder beschaffen.«
Jolana schüttelte ihr Haupt. »Das allein genügt nicht«, meinte sie im düsteren Ton. Ihr Gesicht war schmal, kantig geschnitten mit
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