Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
Vermutlich hat Jeamy jenen Namen mit Freuden ausgesucht. Der von mir gewählte Namen hat sie sicherlich angewidert.«
Er verschränkte in abwehrender Haltung die Arme und blickte mürrisch auf die unter ihnen liegende Festung. Indes Terzios mit stoischer Ruhe stumm seine Pfeife zurück in den Beutel verstaute.
Es war an der Zeit Schwarzfels seiner Aufwartung zu machen. Nicht, weil er meinte, Celena und Lutek, sein Sohn könnten in Gefahr schweben. Nein, es war die Gewissheit, dass die Tochter des Hauses Tousard durchaus alles unter Kontrolle hatte, wenngleich ihr Plan riskant war. Mit aller Wahrscheinlichkeit waren ihr die Hüter aus der Festung auf halben Weg entgegengekommen. Die Vorgehensweise des Ordens war einfach zu berechenbar.
»Es sieht aus, als ob du den Beiden alsbald zur Hand gehen wirst. Gut so!« stellte Morco fest. »Unterstützung wäre vom Vorteil, sollte bei der Tousard in ihrer Unternehmung nicht alles derart verlaufen, wie sie es sich vorstellte.«
»Sollte mich deine plötzliche Sorge stutzig machen? Möglicherweise hast du für unvorgesehene Wendung gesorgt.«
»Beim göttlichen Schöpfer, bewahre«, warf Morco ein. »Was dort unten auch geschieht, damit habe ich nichts zu tun. Sollten jedoch Worte der Überzeugung nicht fruchten, um gegen mich eine Armee aufzustellen, werden wohl oder übel die Waffen sprechen müssen.«
Die müden Knochen erhebend, streckte sich Terzios ausgiebig.
Überzeugung oder wie Celena meinte nicht Überzeugen, war nicht der Grund seiner Sorge. Der Umstand, dass sein Bruder ebenso hier war, bereitete ihm Kopfzerbrechen.
Morco wusste, dass er, Terzios, kein Dummkopf war. Ebenso wusste Terzios, das Morco der Feind war und ein Meister der Manipulation. Seine Mittel dahin gehend waren offensichtlich und doch wiederum gerissen und einfach. Morco schien stets zu seinem Vorteil abzuschätzen.
Es fiel Terzios schwer es sich selbst einzugestehen, denn er zog wie sein Bruder alles in Betracht.
Er wandte sich ab, ohne Morco weiter zu beachten und stapfte durch den frischen Schnee zu den lagernden Gefährten zurück. Keiner von ihnen hatte den heimlichen Besucher wahrgenommen, der ein leises ironisches "Viel Glück" hinterher wisperte.
* * *
Anstatt Wilnas Geist stand eine junge Frau mit zweifelnden grimmigen Ausdruck im Gesicht vor Celena.
»Seid ihr irrsinnig geworden? Ihr habt mit euch selbst gesprochen, Tousard«, sprach diese Celena an. Sie war jene junge Hüterin, welche Jascal in der Halle gehässig beäugt hatte. Hinter ihr stand ein junger Mann, der mit einer Fackel in der Hand Celena musterte.
»Manchmal spreche ich mit mir selbst«, bestätigte die Gefesselte murrend, da sie sich den Schmerzen in ihren Handgelenken bewusst wurde.
»Wer seid ihr«, murmelte sie mit schmerzverzogenem Gesicht.
»Mein Name lautet Jolana Korden. Ich bin die Tochter von Lord Nordert Korden, den sie ermordet haben.«
War sie der Schlüssel zum Erfolg, dachte Celena angesichts der Aussage dieser Frau. Sie konnte sich eins und eins zusammenrechnen, was sich vermutlich für ein Drama zwischen dem Orden und der Familie der ehemaligen Besitzer ereignet haben musste. Diese Frau war aus einem guten Grund hier. Nicht um sie abzuholen, damit Jascal Gericht über sie halten konnte. Nein, es war Rache. Das bestätigte der Blick, der so gehässig auch sein mochte, ein Funken Neugier in sich trug. Jascal hatte in seiner Naivität ihr unwissentlich eine Karte zugespielt.
»Sollte mich das beeindrucken?«, fragte sie daher mit gespielter Belanglosigkeit. Eine Faust schoss unmittelbar ins Gesicht Celenas.
»Ihr … habt meinen Vater auf den Gewissen«, zischte Jolana wütend.
Celena spuckte das Blut der aufgesprungenen Lippe von sich und schwieg.
Vermutlich hatte sie diesen Mann tatsächlich auf dem Gewissen, da musste sie der jungen Frau recht geben. Sie hatte einst dem Orden Schwarzfels als Hauptquartier Hadaimans vorgeschlagen. Damals wusste sie nichts über die Machenschaften des Ordens.
Der junge Mann hinter Jolana regte sich. Er fasste die Frau an der Schulter. »Wir sollten gehen, bevor man uns erwischt.«
Sie schüttelte die Hand von sich. »Ich muss es wissen, Colen.«
»Was es auch sein mag, ich weiß nichts«, giftetet Celena gekünstelt.
Aufgrund der kurzen Äußerung des Mannes ahnte sie, das Jolana ohne Wissen der anderen hier unten war. Sie sollten sie nicht in die Halle bringen.
»Ich hörte anderes. Was wisst ihr über eine Heilung?«
»Nichts!«
»Ihr lügt!« Jolana kniff ihre
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