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Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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unstet war er auch. Für einen kurzen Moment überkam der jungen Frau Mitleid mit dem Mann, der ihr Leben verpfuscht hatte. Und tief in einem Winkel ihres Herzens, zeigte Celena Dankbarkeit. Denn im anderen Fall hätte sie Lutek nicht kennengelernt. Allerdings bedrohte in diesem Moment Nacud das Leben eben jenes Mannes und das nicht nur mit der Schneide eines Dolches.
Jascal trat in diesem Augenblick mit dem gefüllten Becher an Lutek heran, der entsetzt einige Schritte zurückging. Nacud folgte mit drohendem Dolch, während Jascal mit dem Kelch nachsetzte. Schließlich drückte das Kohlebecken in den Rücken des Osgosaianers und niemand wagte es, dem Treiben im Zentrum der Halle Einhalt zu gebieten.
»Trinkt! Beweist das ihr würdig seid«, kratzte Nacuds Stimme durch den Saal. Offensichtlich bereitete ihm die vernarbte Verletzung am Hals beim Sprechen Schmerzen, da er sich räusperte. »Es muss sein.«
»Was soll daran würdig sein«, knurrte Lutek. Er ließ Nacud nicht dazu kommen weitere Worte zu finden, nahm den Kelch, lächelte zu Celena hin und setzte den Becher an die Lippen.
Celena pendelte zwischen schierer Agonie nichts tun zu können und einer instinktiven Ruhe der Gewissheit. Obschon jeder einzelne Muskel in ihr danach schrie zu Lutek zu eilen, war sie unfähig sich zu bewegen.
Schon setzt Lutek den Kelch wieder ab. Mit ungerührter Miene reichte er diesen an Jascal zurück, der den Inhalt mit kritischem Blicke maß.
Nacud trat einen Schritt zurück. Augenblicke verstrichen. Stille.
Nichts geschah.
»Unmöglich! Das ist unmöglich«, sprach Jascal leise vor sich hin. Er stierte Lutek an, dann blickte er auf den Kelch in seiner Hand. Ohne ein weiteres Wort führte er seinerseits den Becher an seinen Mund.
»Nein!« kam der gellende Schrei aus Celenas Kehle. »Es wird euch umbringen.«
Jascal hörte nicht auf den warnenden Ausruf und schluckte den restlichen Inhalt in sich hinein. Gebannt von dem morbiden Schauspiel wagte sich weiterhin keiner der Umstehenden sich zu bewegen bis der Kommandant von Schwarzfels das erneute Schweigen brach. »Das ist alles ein Schwindel. Nichts. Ich verspüre nichts.« Er wandte sich schulterzuckend den Anwesenden zu, als er sich plötzlich versteifte und aufstöhnte. Sein Gesicht verzog sich zu einer Pein geplagten Miene. Mit einem gurgelnden Schmerzensschrei sackte Jascal auf die Knie.
»Ich verbrenne! Macht das es auf …« Seine Stimme erstarb mitten im Satz und er kippte vornüber zu Boden.  

    * * *  

    Jascals treu ergebene Ordensbrüder und Schwestern tauschten sich untereinander Blicke aus. Einige unter ihnen schüttelten betroffen ihre Häupter und senkten die Waffen. Um so entschlossener hob der Rest wütend die Klingen an. Die bis dahin unterdrückten hitzigen Gemüter heizten sich auf. Die angespannte Situation wollte kippen.
Celena, deren Blick zu Jeamy und den Gefährten hinüberwanderte, erhaschte ein Zwinkern Kelthrans. Resigniert neigte sie ihr Haupt leicht zur Seite.
»Steh uns bei, göttlicher Schöpfer« hörte sie aus dem Munde der alten osgosainischen Hüterin, bevor sich in der großen Halle die Hölle auftat.
Von Kelthrans Armbrust schnellte ein Bolzen los, durchbohrte einen der gegnerischen Hüter. Der zweite folgte, fand sein Ziel und schleuderte diesen durch die Wucht zu Boden. Gleichwohl hatte Jeamy ihr spitzenbewehrtes Geschoss abgefeuert. Sofort hagelte es Pfeile auf die Gefährten von den zuvor am Rande aufgestellten Bogenschützen. Terzios, der am Fuß getroffen wurde, streckte im Taumeln einen weiteren der Gegner nieder. Thorgrim packte sich eine kleinere Wurfaxt, die er am Gürtel trug. Mit Schwung holte er aus, drehte sich einmal im Kreis und hieb zielsicher in den Bauch des größeren Menschen neben ihm. Der feindliche Hüter sackte erstaunt auf seine Wunde blickend auf den Boden.
Celena, deren schweißnasse Hand noch immer die Himmelsschneide umklammerte, hechtete geradewegs zu Lutek hinüber. Gerade rechtzeitig, um den hinterhältigen Streich Nacuds abzuwehren. Beschäftigt, die Hiebe des alten Kommandanten zu parieren, erkannte sie aus den Augenwinkeln mehrere der Jascal-Getreuen, die plötzlich ihre Waffen fallen ließen. Zwei derer ergriffen das Hasenpanier, ein weiterer wurde von seinem eigenen Kameraden niedergestreckt. Sie gewahr für einen Augenblick Lutek, der hinter ihrem Rücken auftauchte und seitlich an ihr vorüberhuschte. All dies geschah derart rasch und doch war es für Celenas Augen seltsamerweise verzerrt und langsam.

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