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Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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gegen die Wahrheit einzuwenden? Wir fahren damit besser als mit der Lüge«, entgegnete er postwendend mit gekränkter Stimmlage.
»Es streifen genug Irre durch die Lande, die behaupten, König zu sein. Und es gibt ebenso viele Wahnsinnige, die erzählen, sie hätten mit Göttern gesprochen. Also wieso sollte ausgerechnet sie …« Celena deutete auf Jolana, die sie unmittelbar unterbrach.
»Halt! Wir haben keine Zeit für Streitereien. Im Übrigen glaubt euch niemand diesen Unsinn. Ich auch nicht! Was das Heilmittel betrifft, ist eher daran zu glauben, denn dieses Gerücht ging schon lange vor eurer Abgesandten herum. Warum also solltet ihr diesbezüglich ein falsches Gerücht in die Welt setzen. Ihr spielt ein riskantes Spiel, Tousard und dennoch spielt ihr es gut. Das muss man euch lassen.«
Während Jolana das sagte, blickte sie nachdenklich zu den weiterhin diskutierenden Männern im Zentrum der Halle.
»Es bleibt uns nur eine Möglichkeit. Erklärt … nein, besser ist wenn ich ihnen mitteile, was ich aus euch herausbekommen habe, bevor ihr mich überwältigtet.«
Die Ankündigung der angeblichen Gefangennahme nötigten Luteks Brauen dazu, sich zweier Torbogen gleich über seinen Augen zu erheben. Celena schürzte indes die Lippen.
»Ich erzähle ihnen, dass die Heilung die Vergiftung nur eindämmt. Und ich sage, dass ihr nicht zur Gänze davon befreit seid«, fuhr Jolana mit ihrer Idee fort, während ihre Augen weiterhin auf die Halle unter ihnen gerichtet waren.
»Das Blut des Drachengezüchts, welches wir mitbrachten, tötet die San-Hüter«, wandte Lutek ein. Seine Stimme offenbarte ein kaum wahrnehmbares Zittern. »Es ist weitaus giftiger und die Hüter sind nicht länger immun dagegen.«
»Seid ihr es?« Jolana funkelte ihn an.
»Ich weiß es nicht!« Lutek zuckte mit den Schultern.
Celena jedoch kannte die Antwort auf diese Frage. In dem Augenblick da die Tochter Ithnamenas sich von ihr erneut abwandte, zwinkerte sie Lutek rasch zu. Dieser deutete ein leichtes Nicken an und unhörbar für jedermann klatschten sich die beiden in stiller Einstimmigkeit ab.
Ihr Plan zeigte die erste Frucht aus dem Samen den sie gesät hatten. Das vorgespielte Gezänk zwischen ihnen war derart überzeugend, dass sich die Wahrheit dahinter als kaum glaubhaft erwies. Im richtigen Augenblick eingesetzt erwies sich das Wahrhafte , welches als unvorstellbar galt, als nützliches Werkzeug. Im Gegensatz zu den Schöpferhäusern, den politischen Ränkespielen der Adligen oder den Machenschaften der Orden und Gilden veränderte sie nicht die Richtigkeit des Sachverhalts. Denn Jahrhunderte zuvor hatte die Gesellschaft die wirklichen Begebenheiten derart zu ihren Gunsten verdreht, dass man den daraus entstehenden Lügengeschichten mehr glauben schenkte. So wurden aus wahrhaften Geschichten Legenden und aus der Lüge wurde Wahrheit. Und genau darum ging es letztendlich. Diesem Lügengerüst des San-Hüterordens musste ein Ende bereitet werden. Dass ausgerechnet Jolana dafür herhalten musste, versetzte Celena einen leichten Stich in der Herzgegend. Diese Frau hatte einiges mitmachen müssen. Vielleicht war sie zur falschen Zeit am falschen Ort, doch diente sie unwissentlich für eine gute Sache. Die Frage der jungen Schwangeren hing allerdings wie eine drohende, nach Verrat riechende Wolke über sie.
»Nun, ich denke, es ist es wert dieses Risiko einzugehen«, verkündete die Kriegerin, um die nach Antwort lechzende Frage aufzulösen.
»Gut! Vergesst nicht, wir hatten eine Abmachung, Tousard. Enttäuscht mich nicht«, gab Jolana schließlich von sich. Alsdann legte sie ihre Waffe beiseite und richtete sich auf.  

    * * *  

    Mit gezückter Klinge, die andere Hand auf Jolanas Schulter, trieb Celena die Hüterin vor sich in den Saal hinein. Jascal verlor jedwedes Interesse an seinen Gesprächspartner angesichts der neuen Situation.
»Was hat das zu bedeuten?«, giftete er mit schneidender Stimme der näherkommenden Gruppe entgegen.
»Das soll bedeuten, dass ihr mir das gebt, was Morco stahl. Und … ihr mich und meinen Gefährten unbehelligt laufen lasst«, zischte Celena hörbar hinter Jolana hervor. Ihre Augen ließen nicht von den umgebenen Hütern ab. Einige von ihnen hatten unweigerlich ihre Hand an ihre Waffen angelegt. Jederzeit bereit zuzuschlagen. Anderen sah man vorausgegangenen Zweifel in ihren Gesichtern spiegeln, der sich mit ihrem Kommen verstärkte. Es sollte ihre Aufmerksam nicht mindern, denn Meinungen konnten sich

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