Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
ließ und nun zu ihm spricht. Uns fehlt nur eines. Der Glaube zueinander.«
Wilna ergriff sich einen der Stühle und setzte sich zaghaft nieder. Die Düsternis wich aus ihrem Gesicht. »Ihr sprecht von Lutek?«
Celena nickte.
»Er hatte immer wieder beteuert, dass der Schöpfer in einer Vision ihn zu uns geschickt hatte. Wir haben darüber gelächelt. Denn es hieß, er spricht nur zu Karmaste. Zu wem sonst sollte er sprechen?«
Sie ließ die Frage eine Weile auf die Anwesenden wirken.
»Ihr wisst die Antwort. Er spricht zu seinen Kindern. Nicht in Worten. Noch nicht! Er gibt ihnen Zeichen, Visionen. Vielleicht suchte er sogar nach dem Kontakt zu ihnen. Es sind die Götter, die uns benötigen. Was benötigen wir von ihnen? Das schrieb Morena auf ein Pergament. Dem göttlichen Schöpfer geht es nicht anders. Er ist auf uns angewiesen. Er kann ohne seinen Sohn, seine Kinder nicht existieren.«
»Morena? Morena hat nie an den Schöpfer geglaubt«, bellte Belothar verachtend.
»Habt ihr es etwa? Habt ihr daran geglaubt, dass er gegenwärtig ist? An ihn glauben oder wissen das er vorhanden ist, sind zwei grundverschiedene Dinge. Ich denke Thiamet weiß, das es ihn gibt. Und ihrer Worte in ihrem Buch haben mit Sicherheit Morena beeinflusst.«
»Ich habe ebenfalls einige Worte hinzuzufügen«, meldete sich Terzios, seine Pfeife in der Hand haltend. Unschlüssig blickte er das Teil an. Er entschied sich, den Tabak nicht anzuzünden.
»Celena, ihr habt in euren Überlegungen, die ihr bisher geäußert habt, recht. Allerdings muss ich eine Sache berichtigen. Es gab in der Tat einige der Hüter, die nach den Kindern suchten und scheiterten. Die einen um sie vor Unheil zu beschützen, die anderen um sie für sich zu nutzen. Die Zahl dieser Hüter war klein, sehr klein.« Er seufzte verhalten auf, bevor er weitersprach. »Ich war es, der Kommandant Nacud darum bat, Belothar und euch zu rekrutieren.«
Celena sank in sich zusammen. Diese Nachricht hatte sie nicht erwartet. Sie blickte verstört zu Belothar, der ebenso ratlos wie verdutzt dreinschaute. Schnell fing sie sich wieder. In ihrem Verstand hämmerte es.
Ihr wurde bewusst, dass es einen Sinn haben musste. Weshalb sonst sollte der alte Nacud jemanden wie sie rekrutieren. Die, die keinerlei Felderfahrung oder Kampferfahrung hatte, von Führungsqualitäten ganz zu schweigen. Sie, die zuvor nie auf Leben und Tod gekämpft hatte, bis auf kleinere spielerische Übungen mit ihrem Bruder.
Ihre Gedanken wurden von Terzios unterbrochen.
»Ich war es unter anderem, der darum bat, dass man euch aus dem Kampf heraushielt. Aus diesem Grunde wurdet ihr auf ungefährliche Mission geschickt. Ich war es, der Thiamet bat euch zu retten, als eure Truppe überfallen wurdet. Allerdings musste ich die alte Hexe davon überzeugen, dass ihr die Richtigen ward. Es war in eurem Interesse. Ich war stets in eurer Nähe.«
Erschüttert über das Bekenntnis stand Belothar gebeugt, jeglicher Muskel schien erschlafft. »Alles war eine Lüge«, murmelte er.
»Nein!« Terzios schüttelte müde den Kopf. Aus seinen Augen glomm Traurigkeit. »Es liegt an dem freien Willen. Es waren eure Entscheidungen, die den Weg bereiteten. Entscheidungen, die der Schöpfergott für seinen Plan nicht beeinflussen konnte. Das war sein Problem in all der Zeit. Der freie Wille war die Stärke, auf die er baute und hoffte.«
Hin und her gerissen zwischen Schock und Erleichterung setzte sich Celena auf den nächstbesten Stuhl. Sie räusperte sich. Es gelang nicht, den Kloß aus dem Hals zu verjagen. Ihre Stimme versagte ihren Dienst und klang heiser.
»Wilna, ihr sprecht stets von Pflichten und von Schicksal. Was, wenn Lutek mein Schicksal ist? Es meine Aufgabe ist, ihn zu beschützen.«
»Glaubt ihr wirklich an das Schicksal?«
»Jedem ist eines vorbestimmt. Nur nicht, das andere darüber entscheiden, welches uns bevorsteht. Nennt ihr es etwa Schicksal, von den San-Hütern zwangsrekrutiert zu werden. Kann es Schicksal sein, Kirchenkrieger in ihre Abhängigkeit zu treiben, um sie an sich zu binden? Ist es Schicksal Zauberkundige einzusperren, um sie unter Kontrolle zu halten. Ist es Schicksal jene zu jagen und zu töten, die in Freiheit leben möchten? Nichts von alldem ist Schicksal. Nicht das Schicksal selbst oder der Schöpfergott kann es beeinflussen. Weder die Elfen oder Zwerge spielen sich derart auf. Nur der Mensch meint, dies zu können. Nein. Jeder für sich bestimmt durch seine Entscheidung seinen Schicksalspfad. Und ich
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