Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Flüsternden Bruderschaft war. Jener, über die Grenzen hinaus berüchtigten Assassinengilde von Arvelis.
»Wieso sollte ich mich einem Assassinen anvertrauen«, zeigte er weiterhin sein Misstrauen.
»Entweder ihr vertraut einer aus der Bruderschaft oder ihr nehmt mit denen vor euch Vorlieb.«
Aus dem Schatten schälte sich ein fein gezeichnetes Gesicht einer jungen Frau.
»Entscheidet euch schnell!«, zischte sie im eindringlichen Ton.
Sie musste einen Ausgang kennen. Wie sonst war sie hier unten erschienen? Die dunkelhaarige hatte recht und seine Entscheidung viel zu ihren Gunsten aus. Er folgte der Unbekannten tiefer in das Gewölbe hinab.
* * *
Vor ihm prasselten die Flammen des Lagerfeuers leise vor sich hin, indes Lutek aufmerksam in dem Buch las, welches er mitgenommen hatte. Die Informationen, die darin standen, waren mehr als interessant. Mit einer gewissen Sucht mehr zu erfahren, konnte er es nicht zur Seite legen.
In einiger Entfernung saß schweigsam die junge Assassine, die ihn aus dem Gewölbe unterhalb des Schöpferhauses herausgeführt hatte. Sie hatte sich mit dem Namen Karthia vorgestellt. Seitdem sprach sie kein Ton mehr. Es gab so manche Momente, in dem er aufschaute und zu ihr hinübersah.
Durch ihre blauen Augen fühlte er sich sehr an Celena erinnert. Das war auch das Einzige. Alles andere war das absolute Gegenteil seiner Liebe. Karthia hatte dunkelbraunes kurzes Haar. Ihr Gesicht wirkte blass und fahl. Ihre Gestalt kam ihm hager und ausgemergelt vor.
Auffällig an ihr war ihr nervöses, fahriges Verhalten. Ständig blickte sie um sich. Gerade als er erneut zu ihr hinüberblickte, erklang ihre feine Stimme in diesem Augenblick. Er schmunzelte in sich hinein.
Sie hatte sich entschieden, ihr Schweigen aufzuheben.
»Und? Etwas Interessantes gefunden?« wollte sie von Lutek wissen.
Er antwortete nicht. Er war nicht bereit der Fremden das zu erzählen, was er gerade las. Sicher, er erzählte gerne und viel von Geschichten und Legenden, aber diese Zeilen in diesem Buch waren offenbar nur für ihn bestimmt. Es erzählte vom göttlichen Schöpfer und seiner Geliebten Karmaste.
Es waren Geschichten, die er sicherlich kannte. Darüber hinaus aber sprach aus den Seiten etwas heraus, was Lutek bisher nicht für möglich hielt. Der Text war voller Andeutungen gespickt und geheimnisvoll. Es wurden keine Namen genannt, noch waren irgendwelcher Motive für so manches zu finden. Trotzdem öffnete es einem die Augen.
In einem Absatz war die Rede von jenen, die seine Worte vernahmen. Dabei sagten die Schriften, der Schöpfergott würde nur zu Karmaste reden. Hier in diesem Buch wurden mehrere erwähnt, die diese Gabe besaßen. Alle Jahrhunderte gab es sie und verschwanden wieder unter mysteriösen Umständen. In einem anderen Absatz beschrieb der Schreiber, dass jene von dem Schöpfergott auserwählt waren. Seine Beziehung zu diesen war besonders und er liebte die Auserwählten mehr als alle anderen der Schöpfung.
Lutek war, als ob dieser Foliant wie von selbst erzählte.
In einem Abschnitt war von der Hoffnung des Schöpfers die Rede, die er ihn diese Wenigen setzte. Oder von der Notwendigkeit jener, die er für seine Existenz benötigte.
Es war ihm, als ob das Buch ihn mit diesem Satz ansprach.
Sicher, er selbst sprach stets davon, dass der Schöpfer mit ihm sprach. Er schüttelte sein rotes Haupt. »Nein! Nicht ich!« belog er sich selbst.
»Habt ihr das Lügen derart verlernt?«
Luteks Kopf fuhr zu der Frau herum, die mittlerweile näher zum Feuer gekommen war.
»Was? Wie meint ihr das?«, fragte er erstaunt.
»Ihr ward doch ein Spion, richtig?«
»Nein, nein! Sicherlich verwechselt ihr mich.«
»Kaum«, brummte plötzlich eine männliche Stimme dazwischen.
Lutek sprang hoch. Er hätte sich ohrfeigen können. Er hatte kurzweilig gespürt, dass sich jemand anderes in der Nähe befand und nicht rechtzeitig darauf reagiert.
Eine Gestalt schälte sich aus dem Dickicht. In den Augen des Neuankömmlings glomm die Habgier eines Menschen, der gefunden hatte, was er suchte. Nicht der kleinste Ansatz eines Barthaares befand sich in seinem Gesicht und sein kurzgehaltenes Haar war ordentlich zurechtgelegt.
»Ihr habt eure Aufgabe gut gemeistert. Danke das ihr auf ihn aufgepasst habt«, knurrte der Mann zu der jungen Assassine hinüber.
»Das war mein Auftrag. Ich vermute, dass er hiermit beendet ist? Wenn ja, hätte ich gerne meine Belohnung!«
»Wie ihr wünscht!«
Der Mann trat auf sie zu, zog blitzschnell
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