Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Verbitterung, als sie den Kopf wieder hob.
»Ihr habt vermutlich recht. Es ist an der Zeit und diese beiden sind nicht die San-Hüter von einst.«
Der Blick Terzios glitt zu Belothar und Celena hinüber. Er nickte bestätigend. »Nein, das sind sie nicht. Sie sind durch und durch anders.«
»Genug Zeit vertrödelt«, bellte Belothars Stimme durch den Raum. Sie ertönte fest und befehlsgewohnt. Genauso, wie man es von einem König erwarten sollte. »Fakt ist, wir müssen uns in zwei Gruppen aufteilen. Die eine stattet Adelus auf der Bergfestung einen Besuch ab. Wir sollten nicht vergessen, ihm Blumen und Kuchen mitzubringen.«
Celena und die anderen quittierten den lahmen Witz mit einem Augenrollen, was Belothar nicht zu stören schien. Er redete munter weiter.
»Celena schwingt die Hufe zu ihrem, na ihr wisst schon. Ach, rettet einfach nur Lutek.«
»Was ist los, eure Majestät? Sagt es schon«, forderte Kelthran den König heraus. »Sagt das schöne Wort!«
Belothar schaute unergründlich den Elf an.
»Meint ihr? Also schön! Dann geht und rettet euren geliebten Gefährten, Celena. Wusstet ihr, dass man den Ehemann auch Gefährte nennt?«
Entsetzen stand plötzlich in Celenas Gesicht.
»Ist nicht wahr, oder? Beim Schöpfer. Lutek hat vergessen, mir einen Antrag zu machen!«
»He! Für solche Witze bin ich zuständig. Als Nächstes wollt ihr den Königsthron? Vergesst es!« bläffte Belothar und grinste verschmitzt.
Thorgrim blinzelte und räusperte sich, um sich bemerkbar zu machen. Die buschigen roten Brauen fragend anhebend, deutete er auf Sebyll. »Wer soll unser Küken außer dem Kleiderständer dahinten noch begleiten.«
Sebylls Augen funkelten böse zu dem Zwerg hinüber.
»Ihr werdet es mit Sicherheit nicht sein, sprechendes Bierfass«, konterte die blonde Frau. »Nur Celena und ich werden gehen. Eine weitere Person ist beim besten Willen nicht möglich. Die Grenze liegt selbst für mich nicht um die nächste Biegung.«
Hände klatschend stand Terzios von seiner Sitzfläche auf. »Dann ist hoffentlich alles geklärt. Mein Vorschlag! Wir treffen uns auf halben Weg.«
»Burg Rotstein!« bestätigte Celena mit einem Nicken. »Und wir satteln am besten die Pferde«, wandte sie sich zu Sebyll.
Sebyll verzog das Gesicht, als ob Celena gerade einen Witz abgelassen hätte. »Ihr braucht kein Pferd satteln, Liebes. Ihr habt mich anstatt!«
Wie Schuppen fiel es der Kriegerin von den Augen.
»Ich vergaß! Ihr seid eine Formwandlerin.«
»Nein, das bin ich nicht!« Lächelnd sah Sebyll zu Terzios, ging auf Celena zu und strich ihr sanft über das schwarze Haar. »Ich bin etwas ganz anderes«, raunte sie ihr zu.
* * *
»Du musst springen. Es gibt nur diesen einen Weg!« donnerte die tiefbässige Stimme. »Spring!« Flehende Augen sahen ihn an. »Jetzt! Jetzt!« Brennender Schmerz durchfuhr seinen Körper und riss ihn in die Wirklichkeit zurück. Er hing immer noch gefesselt in dem nasskalten Raum. Die Ketten am Handgelenk hatten die Haut aufgeschürft und schabten sich im stetigen Eifer weiter in das Fleisch hinein. Seine schmerzverzerrten Augen richteten sich auf das vergitterte Fenster, welches mehr einem winzigen Loch in der Mauer glich.
Ein schwarzer Rabe saß vor dem kleinen Loch. Er bewegte ruckartig sein Köpfchen, schabte mit dem Schnabel am Metall und pickte den steinigen Boden ab. Mit einmal stellte der Vogel sein Kopf in Schieflage und sah Lutek aus gelb funkelnden Knopfaugen an. Krächzend breitete er die Schwingen aus und verschwand mit flatterndem Geräusch.
Striemen und aufgeplatzte Haut bezeugten die Brutalität derer, die ihn gefangen hielten. Nicht eine Körperstelle hatten seine Peiniger verschont. Das Salzhaltige Wasser was sie ihm überschütteten, floss über die Wunden und erzeugten den brennenden Schmerz, der sich durch und durch fraß.
Er hatte gelernt Schmerzen zu ertragen und kämpfte verbissen dagegen an. Ein ungewolltes Zittern überkam ihm, als etwas Kaltes über seinen Rücken strich, um sich nachfolgend auf eine der offenen Striemen zu pressen. Der Pein intensivierte sich. Kein Laut kam von Lutek.
»Hast du nun deine Erinnerung zurück bekommen?«
Morco tauchte wieder vor Lutek auf. Allen Speichel, den er aufbringen konnte, spie er seinem Gegenüber ins Gesicht.
»Widerspenstig!« Der Peiniger wischte sich regungslos den Rotz ab. »Versteh ich das richtig? Es bedeutet, nein!«
Morco nickte dem anwesenden Helfer zu. »Zieht ihn wieder hoch.«
Die Ketten rasselten und Lutek spürte
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