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Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Merkel
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Auswüchse, die sich blitzschnell vergrößerten und zu Schwingen wurden. Ihr Kopf änderte sich zu der Form eines Raubvogels, während die wundervollen langen Haare einem Federkleid wichen.
Schnell wuchs das Gesamtbildnis zu einem vielfachen empor. Es hatte nicht lange gebraucht da stand vor ihnen ein Wesen, das teils Raubvogel, teils Löwe war.
»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, ich habe ein Krug Bier zu viel getrunken«, flüsterte Thorgrim in seinem zwergischen rollenden Akzent.
Kelthran brummte unverständlich, während Belothar mit zittriger Hand auf das Tier deutete.
»Ihr seht es doch auch alle oder habe ich Halluzinationen. Ist das die Verwandlung? Sagt mir, dass ich wach bin!«
»Nein!« Celena keuchte auf und schritt auf das Wesen zu.»Das ist Sebylls wirkliche Gestalt. Der Mensch ist ihre Verwandlung.«
Sie suchte mit ihrem Blick Terzios, der sich gerade mit der Hand durch seinen Bart fuhr. Er nickte ihr bestätigend zu.
»Beim Stein meiner Ahnen. Die sind nicht mehr. Sie sind ausgestorben«, brummte Thorgrim auf seiner Axt gestützt.
»Niemals würde der Göttliche seine Schöpfung für immer ausgelöscht wissen. Die Grypos, die noch lebten, wandten sich von den San-Hütern ab, denn sie erkannten die Notwendigkeit der Veränderung. Nicht jedoch ihre Herren, wie ihr inzwischen erfahren habt. Wüsste der Orden von ihrer Existenz, würden sie unerbittlich gejagt, um sie entweder zu töten oder wieder an sich zu binden. So gab der Erhabene seinen edelsten Wesen die Gabe, sich in Menschen zu verwandeln. Leider werden sie immer weniger.«
»Dieser hier ist eine Verwandlung. Ganz bestimmt! Wie soll es anders sein! Die Grypos sind nur noch Mythos und Legende. Sie sind tot«, murmelte Belothar.
Überrascht sah Terzios zu dem jungen König ihm gegenüber.
»Ich bin erstaunt, Majestät! Wer sagt das?«
»Es steht in jedem Buch. Jedes Kind weiß das!«
»Ist das so? Ist euch bisher nicht in den Sinn gekommen, das Geschriebenes nicht unbedingt den tatsächlichen Erzählungen gleichen? Manch Geschichte davon wird beabsichtigt dazugedichtet und einiges wohlweißlich verschwiegen. Da werden Helden erfunden, um ihr Gesicht zu wahren. Es werden Sieger zu Unsterbliche und noch lebende Verstoßene zu Toden erklärt. Es ist so einfach, Geschichte umzuschreiben und damit einen anderen Gesichtspunkt zu vermitteln. Die Zeit ist derer Verbündete, die die Wahrheit vertuschen. Lügen und verdrehte Halbwahrheiten werden zu Legenden und Mythen. Es sind Erzählungen jener, die Macht ausüben wollen.«
Die Ansage Terzios kam an. Belothar verzog geknickt sein junges Gesicht. Nicht ein Wort war von ihm zu vernehmen.
»Ihr wisst die Wahrheit?«, fragte Celena frei heraus.
Der alte Hüter ging auf die Frage nicht ein, half Celena nur ihren Rucksack zu schultern. Dann machte er sich daran, dem Grypos den Sattel überzulegen und die Riemen festzuzurren.
»Sie fliegt sehr schnell. Es wird kein halber Tag vergehen, bis ihr das Ziel erreicht«, ermahnte er die junge Kriegerin.
»Ihr solltet euch am Sattelknauf festhalten. Zügel mag sie nicht, was verständlich ist. Und reißt ihr keine Feder aus«, lächelte er abschließend.
Er half Celena in den Sattel. Der Grypos kreischte laut auf und Terzios nickte verstehend. »Wir sollten ihr Platz machen!«
Kaum waren die Restlichen zurückgetreten, schwang Sebyll ihre Schwingen. Die kräftigen Schläge wirbelten den Staub um sie herauf. Plötzlich machte sie einen Satz in die Luft, landetet wieder und trabte auf die Brüstung zu. Bedrohlich näherkam der Abgrund. Kurz davor stieß sich der Grypos kraftvoll ab und schwebte flügelschlagend hoch. Die Kriegerin versuchte sich verzweifelt an dem Lederhorn des Sattels festzuhalten. Es war ihr zu unsicher. Kurzerhand krallte sie sich in das Federkleid und schmiegte sich an den Hals. Schnell entschwanden sie in den grauen Wolken der Morgendämmerung.  

    * * *  

    Die Wolken, welche dann und wann von bläulicher Leere unterbrochen wurden, schienen unendlich. Mit Mühe und all ihrer Kraft hielt sich Celena fest, während der Wind unerbittlich an ihr zerrte. Die schwarzen Haare flatterten unbändig im Luftstrom des fliegenden Grypos.
Sebyll nahm keine Rücksicht auf ihre Reiterin. Statt langsamer zu fliegen, beschleunigte sie ihren Flug und gönnte ihnen beiden keine Zeit zum Ausruhen. Stets suchte sie Schutz in den Wolken vor neugierigen Augen in den unteren Gefilden. Sie durchbrachen regen - und sturmbeladene Wetterbarrieren, in denen

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