Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
sich geändert, die Regeln. Es wird sich alles ändern.«
»Wie kann …?«
Die gigantischen blauen Augen über ihr zogen sich unwirsch zusammen.
»Erwartet von mir darauf keine Antwort, denn sie ist nicht für euch bestimmt.«
»Weshalb habt ihr mich dann aufgesucht?«
»Weil wir uns schon einmal begegneten und weil ihr anders seid, als all die Mütter, die mir meine Kinder gebaren.«
Er machte mit einer Handbewegung klar, dass er weder Widerspruch noch eine Unterbrechung duldete. Dann beugte er sich hinunter und blickte tief in ihre Augen. Sie spürte, wie er ihre Seele berührte.
»Ich habe euch ausgewählt, weil ihr mir geben konntet, was ich bedarf und auf das ich angewiesen bin. Sobald meine Kinder mir das geben, was ich nicht entbehren kann, wird eure Schlacht die meine sein.«
»Ich verstehe nicht?«
»Ihr werdet begreifen, wenn meine Kinder es verstehen lernen. Lasst euch von ihnen leiten. Denn der Krieg wird hier ausgetragen.«
Der Gigant schwieg kurz.
»Es muss so kommen und es soll so sein. Und es wird keine Waffenruhe geben. Solange nicht, bis ich nicht richtigstellen kann, was ich an Fehlern beging. Erst dann ist es soweit, das ihr entscheiden, müsst.«
Innerlich kleine Details erahnend und trotzdem das große Ganze nicht erfassend, blickte sie die riesenhafte Wesenheit skeptisch an.
»Entscheidung?«
»Die Entscheidung dahin gehend, ob ich bereit bin und ob ihr bereit seid«, wisperte der Gigant.
»Wozu bereit?«, fragte Jeamy verunsichert.
»Genug der Fragen«, donnerte seine Stimme, in der ein Hauch von Emotion herausklang. Er wandte sich von der Hüterin ab.
Leicht verblasste seine Gestalt. Schließlich drehte er sich erneut um. In den Augen des Hünen sah man Traurigkeit.
»Diese Auseinandersetzung wird hier ausgetragen. Die Verdorbenheit des Bösen muss enden. Die San-Hüter mitsamt ihrem Orden müssen enden. Nur dann könnt ihr euer Schicksal selbst bestimmen«, sprach der gigantische Krieger ein letztes Mal, bevor er sich in wabernden Nebel auflöste. Den Hauch von Schöpfung und Zerstörung gleichermaßen mit sich nehmend. Perplex von dem, was sie eben erlebt hatte, starrte Jeamy immer noch auf den Punkt, an dem der gigantische Krieger verschwand.
Langsam begriff ihr Bewusstsein, was sich abgespielt hatte.
»Oh Jeamy, du hast dem göttlichen Schöpfer gegenübergestanden«, murmelte sie leise zu sich selbst.
Es war das zweite Mal. Sie erinnerte sich an die erste Begegnung. Jene Nacht, in der sie mit voller Leidenschaft, gepaart mit all ihrer Liebe, diese mit ihm geteilt hatte. Die Nacht, in welcher der göttliche Schöpfer Morcos Körper in Besitz nahm, ihn zu seinem Leihvater machte, und mit ihr ein Kind zeugte. Ihre Morena.
* * *
Das provisorische Zelt war klein geraten und bot wenig Platz für zwei. Aneinandergekuschelt, die Kälte der Nacht draußen gelassen, genoss Celena die Wärme Luteks. Zärtlich strich er ihren Bauch. Sie mochte es, wenn er mit seinen Fingern ihre Linien der Muskeln nachfuhr.
»Du sagtest mir einmal«, begann Lutek leise das Gespräch. »Ich sei, wie ich bin und ich sollte mir eingestehen das Töten … Spaß bereitet, ich deshalb jedoch nicht entgleiten würde.«
Celena seufzte auf. Offensichtlich war in Lutek der Kampf neu entfacht. Angesichts der neuen Entwicklung in seinem Leben verstand sie ihn. Selbst an seiner Vision hatte er zwischenzeitlich gezweifelt und jetzt hatte sich erneut Zweifel entflammt, aufgrund dessen, was er über sich selbst erfahren hatte.
»Wenn wir keine Zweifel hätten, wie sollen wir abwägen, was richtig und falsch ist? Zweifel stärkt die Überzeugung, die wir haben oder es ändert sie«, antwortete Celena ebenso leise.
»Da ist was dran, an dem was du sagst. Es ist nicht Zweifel, den ich habe. Ich begreife nicht, wieso ich ausgerechnet ein Kind des Schöpfers sein soll. Sollten das nicht eher gute Wesen sein?«
»Du hast nur das gemacht, was man dir beibrachte. Aber deswegen bist du nicht schlecht, Lutek. Du bist in deinem Herzen ein guter Mensch, ein sehr guter Mensch.«
Auf Luteks Stirn legten sich Furchen.
»Das … das hattest du mir nie gesagt!«
»Du hattest nie gefragt und mir die Möglichkeit dazugegeben«, lächelte Celena. »Schau mal, du liebst das Abenteuer. Du liebst den Nervenkitzel der Jagd und sicherlich auch ab und zu des Tötens. Du bist aber deswegen nicht dem verfallen, sondern hast mehr aus dir gemacht, weil du daran glaubtest. Und du hast trotz der Zweifel, an deinem Glauben festgehalten.«
Lutek erhob
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