Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
hatte möglicherweise seine Menschlichkeit gefunden. Wir wissen es nicht.«
Über die Mundwinkel Belothars kroch ein trauriges Lächeln.
»Danke! Ich hatte es gebraucht, darüber zu reden.«
»Dafür sind Freunde da. Und eben weil ich eure Freundin bin, sage ich euch, Majestät. Dieser Wahnsinn muss enden.«
Bedächtig nickte Belothar. »Ich versprach euch, dass wir einen Weg finden werden. Wir werden es beenden!«
Celena drückte fest die ihr gereichte Hand des Königs.
Freundschaft, Waffenbruder. Das besagte der Händedruck. Doch er besagte mehr, viel mehr als das. Celena fühlte dieses undefinierbare Wissen mit jeder Faser ihres Körpers.
»Eine Frage, werte Freundin. Habt ihr Lutek von mir und Morena erzählt?«
»Nein! Es ging in all den Neuigkeiten unter. Ich werde es ihm erzählen, sobald sich die richtige Gelegenheit dazu bietet.«
»Dann schuldet ihr mir ein Treffen mit Kerzenschein.«
Celena blickte schmunzelnd zu dem Zelt, in der Sebyll verschwunden war und bisher nicht wieder heraustrat.
»Es gäbe weniger Ärger, wenn ihr sie einladet«, bemerkte sie spitzbübisch dreinblickend.
»Meint ihr? Womöglich bekommen wir Kinder mit Federn unter den Achseln. Irgendwie fasziniert mich dieser Gedanke nicht.«
»Versucht es!«, munterte Celena den jungen König auf.
»Was soll ich versuchen? Ein Treffen oder das mit den federtragenden Kindern?« Belothar kratzte sich überlegend am Kopf.
»Wie wäre es mit beidem!« grinste die Kriegerin.
Kapitel 7
Das unaufhörliche leise Geräusch des seltsamen Vierecks auf dem Tisch beruhigte. Kommandant Morco saß in seinem Arbeitszimmer und starrte sinnend auf die komplexe Konstruktion. Das Gebilde war von Zwergen geschmiedete und mit Runen und Schriftzeichen unbekannter Herkunft versehen. Zwischen diesen befanden sich kleine Rillen. Das Innere schien hohl, denn darin befand sich etwas, das in rhythmischer Folge leise vor sich hin klopfte. Ein schlaues Zwergenbürschchen musste es einst geschaffen haben. Was es darstellte, wofür es gebaut wurde und was sich im Innern befand, war nicht herauszufinden.
Gefunden hatte er es tief im Innern dieser felsigen Welt. An einem Ort, an dem sich bisher kein menschlicher Fuß gewagt hatte. Er entdeckte die längst vergessenen Ruinen einer einst prunkvollen unterirdischen Stadt der Zwerge. Mitten in den Trümmern hatte er diese außergewöhnliche Konstruktion gefunden.
Morco stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab und erhob sich. Mit wenigen Schritten umrundete er das wuchtige Mobiliar und trat an ein weiteres Objekt heran, das ebenfalls aus dem Metall der Zwerge geschmiedet wurde. Es bestand aus mehreren ineinandergreifenden Röhrchen. Kristalle, die derart fein geschliffen waren, dass sie durchsichtig wurden, hatte man eingebaut. Dieses Stück hatte nicht unweit des anderen Artefakts gelegen und es hatte im Gegensatz zu dem anderen eine eindeutige Funktion.
Es eröffnete den Blick in den weit entfernten Himmel, von denen die anderen Oberflächler nicht die geringste Ahnung hatten. Es zeigte weit entfernte Punkte so nah, das man glaubte davorzustehen. Eine brillante Erfindung eines unbekannten überaus klugen Zwerges, die nur er besaß. Morco nahm das Teil desinteressiert in seine Hand.
Andere Gedanken bahnten sich einen Weg in seine Gehirnwindungen.
Der Verlust seines Neffen war letztlich keiner. Er hatte sicherlich vorgehabt, ihn als Lockvogel zu benutzen. Die Falle war von ihm gut vorbereitet. Und doch kam ihm die Befreiung Luteks letztendlich gelegen. Was er dem Jungen angetan hatte, würden seine Gefährten nicht auf sich beruhen lassen. So oder so, ob aus Vergeltung oder Neugier, sie würden zu ihm kommen.
Deshalb hatte er sein ursprüngliches Vorhaben fallen lassen. Weshalb dafür Zeit und Mühe verschwenden, um sie zu sich zu locken? Außerdem gab es wichtige Gründe für sein Umdenken. Sein Vorhaben wäre möglicherweise gescheitert, wenn er Lutek weiter bearbeitet hätte. Dahin gehend hatte er die Befürchtung, dass der Göttliche in stärkerem Maße eingegriffen hätte.
Nein, allmächtig und allwissend, wie alle dachten, war dieser große Schöpfer ganz und gar nicht. Sein Blick war durch das unsägliche Leid getrübt. Jenes Leid, welches sich die Völker dieser Welt in eitler Verblendung selbst zufügten. Doch er war deshalb nicht gegangen. Er war überall zu finden. Seine Spione waren ein einfacher Stein am Wegesrand, ein Baum inmitten des Waldes oder gar ein Wolf oder Hirsch. Nichts entging ihm und
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