Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
zerbrochen Stuhl lagen am Boden und mitten in dem Durcheinander sah man Blut. Es war nur eine feine dünne Linie des Lebenssaftes, die direkt zur Wand führte.
Celena kniete daneben und tippte vorsichtig mit ihrem Finger in das Blut. Verstört schaute sie die Wand an.
»Unmöglich das hier eine Tür ist? Nichts ist zu erkennen.«
Terzios schritt neben sie und berührte die Wand mit seiner Handfläche. Nachdenklich wiegte er seinen Kopf hin und her.
»Es ist keine Tür im herkömmlichen Sinne. Die Wand an dieser Stelle vibriert leicht. Das ist ein Durchgang dämonischer Herkunft.«
Die braune Farbe in Celenas Gesicht, wich der weißen. Entsetzt sprang sie auf die Beine und zog ihre beiden Schwerter.
»Könnt ihr sie öffnen?«, fragte sie.
»Ich bin kein Dämon«, grinste Terzios. »Wobei … der Geist Wilnas, der mich übernommen hat - er könnte es schaffen.«
Er setzte seine Handfläche zurück an die Wand und schloss die Augen. Ein schwacher rötlicher Schimmer flackerte auf und legte sich über die gesamte Fläche der Wand. Es tauchte den Raum in ein düster wirkendes Licht. Gleichzeitig ertönte ein leises Grollen, der Boden erbebte leicht und die Wand löste sich auf. Stufen kam zum Vorschein, die scheinbar bis weit unterhalb Thelerms hinabführten.
* * *
Die eilig gebastelte Fackel flammte zischend auf, als Terzios sie mit Gemurmel magisch entzündete. Den Schein der Flamme vor sich folgte die Gruppe dem Gang, der nach der Treppe tiefer hinabführte.
Wie die magische Pforte zuvor glühten die Wände auf.
Pulsierende gelbgrünliche Linien durchwirkten aderartig den düsteren Schein. Das flackernde Licht der Fackel verstärkte den Eindruck, in den blutigen Innereien eines gigantischen Ungeheures zu wandeln.
Immer und immer wieder zweigten andere Gänge ab. Wäre die angetrocknete Blutspur nicht vorhanden, würden sie sich unweigerlich verirren. Einige Male hatten sie die schwer erkennbare, kaum von dem rötlichen Licht zu unterscheidende Spur, verloren. Falsch abgebogen fanden sie sich des Öfteren in einer Sackgasse wieder.
Celenas Stimme erklang unerwartet über die bisher schweigende Gruppe hinweg. Erschrocken darüber drehten sie sich zu ihr hin.
»Einen Moment! Ich bin gleich wieder zurück«, sagte sie im lockeren Ton. Im nächsten Augenblick war sie in einer Abzweigung verschwunden.
»Was ist los?« kam Belothars neugierige Frage.
Celenas schwarzes Haupt spähte um die Ecke. Verlegen lächelte sie.
»Habt ihr nie das Bedürfnis, euch zu entleeren?«
»Das ist nicht euer Ernst. Nicht hier?«
Peinlich berührt blickte Belothar zu Boden.
»Wo sonst?« ertönte es aus der Biegung heraus.
Eine Weile später tauchte die Kriegerin lächelnd wieder auf.
»Und noch jemand? Wer weiß, ob später dafür Zeit ist.«
Die Rast, so ungewöhnlich der Ort auch war, wurde begrüßt.
Tatsächlich war der eine oder andere in der Abzweigung verschwunden und kam mit einer recht zufriedenen Miene zurück.
Befriedigt, von ihrem Drang erlöst, marschierte die Gruppe weiter. Kurz darauf mussten sie der Spur zufolge abbiegen.
Nach und nach wurde der Gang breiter.
»Fällt euch was auf?«, fragte Terzios, der vorneweg ging.
Er wartete nicht auf Antwort.
»Das Pulsieren wird stärker und die Wände enthalten knotige wabbelige Wülste. Ich glaube, wir kommen langsam dem Ursprung näher.«
In der Tat sah es mittlerweile aus, als ob sie durch ein stetig pulsierendes Organ wanderten, von dem fleischartige Geschwulste heraussprossen. Ekelerregendes Sekret tropfte davon herab und roch stark nach Fäulnis.
Die mittlerweile tröpfchenartige Blutspur, der sie bisher gefolgt waren, war derart verblasst, dass sie kaum noch auszumachen war.
»Beim haarigen Allerwertesten meines Großvaters«, grölte Thorgrim lautstark. »Wohin führt das?«
»Still Thorgrim!«, flüsterte Celena und drehte ihren Kopf zu dem Zwerg hin. »Dein Gebrüll ist sicherlich bis oben in Thelerm zu hören.«
»Und?« Der Kurze zuckte die Schultern. »Dann wissen die Wachen wenigstens, wo wir sind, können sich durchgraben und uns beistehen.«
Hinter der nächsten Biegung blieb Terzios abrupt stehen und deutete geradeaus. »Dort geht es nicht mehr weiter.«
Lutek schob sich von hinten an Terzios vorbei.
»Wartet hier! Ich schau mir das genauer an«, wisperte er und huschte weiter. Am Ende des Ganges inspizierte er die Wand, die plötzlich aufgetaucht war. Er winkte lächelnd seine Kampfgefährten zu sich.
»Das ist eine wahrlich meisterhafte Arbeit. Kaum
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