Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
wirklich mit ihr das Lager geteilt?«
»Warum fragst du gerade jetzt danach?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht weil es mir in diesem Moment wichtig erscheint.«
»Ach! Ja, habe ich«, gab Celena zu. »Steht es nun zwischen uns?«
»Nein, nein! Ich hätte nur gewollt, dass du mich gefragt hättest.«
Celena kräuselte ihre Lippen zu einem schelmenhaften Lächeln.
»Höre ich da gerade heraus, das du gerne dabei gewesen wärest?«
»Nun, es hätte zumindest meinen Erfahrungswert erweitert«, feixte Lutek. »Angenommen, ich hätte ein Auge auf eine Frau geworfen und sie würde mir ein Angebot unterbreiten, wie es Isande bei dir tat. Was würdest du machen?«
»Ich bestehe natürlich darauf, dich zu begleiten.« Celenas Lächeln wurde zu einem Grinsen. »Das verstehst du doch? Ich kann dich nicht aus den Augen lassen.«
In den Augen Luteks blitzte es verdächtig auf.
»Ich habe einen Vorschlag! Sollte es einmal zu solch einer Situation kommen, wäre es angebracht, darüber zu reden und gemeinsam zu entscheiden.«
»Eine gute Idee!«, flüsterte sie und hauchte ihm einen Kuss auf seine Lippen.
Thorgrim, der mit ihnen am Tisch saß und ihrem Gespräch lauschte, war kurz davor, vom Stuhl zu fallen.
»Ich will euch ungern stören, doch könntet ihr beiden bitte ein weniger anzügliches Gesprächsthema wählen?«, brummte er.
»Etwas anderes fällt uns gerade nicht ein. Aber es war sowieso beendet«, kicherte Celena und stand auf, um Terzios am Tresen aufzusuchen. Standhaft versuchte der alte Hüter sich gegen den widerlichen Geruch zu stemmen, den der Wirt ausströmte. Aufgefüllt von seinem eigenem Bier stammelte er unzureichende, nicht verständliche Worte Terzios entgegen.
»He!« Ein grobschlächtiger Mann, dessen Bierfahne die dem des Wirtes nicht nachstand, stieß Celena unsanft an.
»Ich glaube, ich sehe nicht richtig?«, lallte der Betrunkene im feindseligen Ton. »Seit wann geben sich hadaimanische Damen mit osgosainischen Hurenbastarden ab?«
Schwankend deutete er auf Lutek, der sich mit Thorgrim unterhielt.
Ohne Vorwarnung packte Celena seinen Arm und drehte diesen in seinen Rücken. Mit aller Kraft bog sie die Extremität nach oben, sodass der Mann schmerzhaft aufschrie und in die Knie sank.
»Ein weiteres Wort aus deinem schmierigen Mund und ich breche dir dein Genick«, fauchte sie wütend auf.
Mit einem kraftvollen Tritt beförderte sie ihn über einen der Tische, der sofort mit dem Betrunkenen zusammenbrach. Am Boden liegend, richtete sich der lädierte Kerl mit fluchenden Worten mühsam auf. Sein hassverzerrtes Gesicht auf Celena richtend, wankte er zur Tür und verschwand. Umgehend kam Terzios zu Celena, die sich nur teilweise beruhigt hatte.
»Ein neuer Freund?« Er kratzte sich am Kinn.
Celena zuckte mit den Schultern. »Habt ihr etwas von dem Wirt erfahren können?«, fragte sie stattdessen.
»Unser Gesuchter scheint hier in der Nähe zu leben.«
»Gut! Gehen wir ihm einen Besuch abstatten«, knurrte sie, zu Lutek hinüberschauend.
Sie war nicht darüber hinweg, wie der Kerl ihren Geliebten bezeichnet hatte.
* * *
Die stammelnden Worte des Wirtes hatte sich Terzios zusammengereimt und sie richtig zu deuten gewusst. Schnell fanden sie das Gebäude, in dem sich der verbannte Zwerg aufhalten sollte.
Die Tür war nicht verschlossen, was seltsam schien, jedoch nichts zu bedeuten hatte. Trotzdem blieben sie davor stehen.
Celena trat neben Belothar, der sein mürrisches Gesicht nicht abgelegt hatte. Es lag ihm nicht, vor einer Taverne herumzustehen und nicht zu wissen, was im Inneren vor sich ging. Zumal ein geprügelt aussehender Trunkenbold mit hassverzehrtem Gesicht aus der Tür herausstolperte.
»Ich muss mich bei euch entschuldigen, Majestät«, sagte Celena zu ihrem Nebenmann.
»Wofür? Dass ich wie ein dummer Junge da draußen herumstand?«
»Nein. Dafür, dass ich andere Ansichten zu den San-Hütern habe, als ihr.«
»Eure Gründe, nicht gerade freundlich auf den Orden zu sein, sind verständlich. Ihr wurdet durch die Zwangsrekrutierung aus allem, was euch lieb war, herausgerissen und habt euch deren Todesurteil unterwerfen müssen. Es ist euer Recht, wütend zu sein. Ich war es letztendlich auch!«
»Ihr ward nur wütend?«
Belothar ließ augenblicklich seine Schultern hängen.
»Sonderlich begeistert war ich sicherlich nicht. Was ich in dem Moment dachte, wage ich nicht auszusprechen.«
»Es ist schon gut!« Celena schlug verstehend die Augenlider nieder. »Der Krieg mit den "Anderen" stand
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