Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
anschauen zu können, die mit trüben Augen in den Himmel starrte.
»Celena! Du solltest nicht reden.«
Sein Wispern klang rau und besorgt.
»Ich wollte endlich auch eine Geschichte zu Ende erzählen.«
Sie drehte ihren Kopf leicht in Luteks Richtung und zwinkerte, bevor sie hustend die Augen schloss.
»Ich will so nicht sterben«, fuhr sie schwach flüsternd fort. »Nicht jetzt und nicht in den dunkelsten Ecken dieser Welt als Futter der Anderen.«
»Hör auf damit«, knurrte Lutek leise.
»Hörst du? Ich will nicht so enden. Wenn es soweit ist … kümmere dich um mich«, hüstelte Celena schwächer werdend.
Lutek erschauderte, nickte jedoch. »Sollte es soweit kommen, werde ich mich um uns beide kümmern.«
»Nein!« keuchte Celena und bäumte sich leicht auf.
»Ich verspreche, es wird nicht soweit kommen«, erwiderte Lutek erschrocken.
Behutsam strich er der Geliebten die schwarzen Strähnen aus dem schweißnassen Gesicht. Seine Finger wanderten sanft über ihre Wangen. Der Schmerz im Herzen war heftig. Er würde nicht daran zerbrechen. Pein gehörte zu dem dazu, was sie zu bewältigen hatten. Und der Lohn würde sein, in ihren Armen liegen zu dürfen. Sie mussten es schaffen.
* * *
Eigentlich hatte Belothar erwartet, in der dunklen Ecke einer Seitengasse Thelerms auf ein schäbiges und anrüchiges Haus zu treffen. Er wusste in diesem Moment nicht, ob er angenehm überrascht oder mehr besorgt sein sollte, als er vor dem Laden stand. Hier sollte das Heim des Blutmagiers Merthed sein? Mit gemischten Gefühlen betrat er den Laden. Sebyll folgte ihm auf den Fuß.
Der Innenraum war größer als es den Anschein von außen hatte. Überall standen Regale an den Wänden, die ein reichliches Angebot an Waren aufzeigten. In einem Regal gab es allerlei Fläschchen und Gefäße, Mörser und Stößel, die zur Auswahl standen. In einem anderen lagen unzählige alchemistische Zutaten in Form von Pulver, Wurzeln und Pflanzen, um Tränke zu brauen.
»Ist alles in Ordnung? Fehlt euch was?«, fragte Sebyll, während sie ihre Haare lässig nach hinten band.
»Hier fehlen diese kleinen Strohpuppen und die hässlichen winzigen geschrumpften Köpfe. Das muss ihnen ausgegangen sein«, merkte Belothar verwundert an. »Schwefelgestank und das Plärren von Kindern, die auf dem Altar geopfert werden, vermisse ich ebenso.«
»Ihr habt eine eigenartige Vorstellung von Blutmagier«, feixte Sebyll belustigt.
»Ich kenne mich durchaus mit diesem Gesindel aus«, entgegnete Belothar und fixierte seine Brauen drohend nach unten faltend.
»Ich bekomme wahrlich Angst vor euch!« lachte Sebyll auf und trat zu dem Tresen heran. Dahinter befand sich eine Tür, die einen Spalt offen stand und einen Blick in den Raum dahinter gestattete.
Im selben Augenblick als Belothar Luft holte, um ein "Hallo" durch den Raum zu schleudern, erschien in der Tür eine ältere Frau.
Ihr Haar war dicht aufgesteckt und ebenholzfarbig. Die Haut zeigte eine dunkle Bronzefarbe und sie hatte rehbraune Augen. Lächelnd stellte sie sich vor den Besuchern an den Tresen.
»Was kann ich für euch tun?«, säuselte ihre Stimme.
»Wir suchen einen Mann namens Merthed. Er soll sich in diesem Haus aufhalten«, prustete Belothar die angehaltene Luft mit den Worten heraus.
Sebyll rollte mit den Augen, indes die Ladenbesitzerin ein verbittertes Gesicht aufsetzte.
»Das ist mein Bruder. Er ist zurzeit nicht hier. Vielleicht kann ich weiterhelfen«, bot sie an.
»Ein Zwerg namens Jasthar erwähnte den Namen eures Bruders.«
Ihr Blick hetzte durch den Laden.
»Kommt mit mir in das Hinterzimmer. Ihr natürlich auch, eure Majestät. Ihr könnt mich Deirdre nennen.«
Verwunder darüber, dass man ihn erkannt hatte, schloss er sich den beiden Frauen an.
»Wunderbar! Hat man mir König auf die Stirn geschrieben, als ich schlief«, grummelte er.
»Hoheit! Ihr seid stadtbekannt … vor allem in diversen Tavernen«, lächelte die brünette Frau ihn an.«
Sebyll schaute den jungen König verhalten an. »Was? Ich bin erstaunt. Ihr lasst das Hurenhaus aus?«
»Nicht doch! Unsereins lässt sich das Beste vom Besten direkt in sein Gemach bringen. Das haben zumindest einige Adlige erzählt.«
Er grinste gekünstelt, was jedoch schlagartig verging, als er die Utensilien in dem Raum bemerkte. Mit Entsetzen klappte der Mund auf.
In der hinteren Ecke war auf einem Holzbalken ein menschliches Skelett befestigt. Auf dem Tisch vor ihm befand sich ein halber Schädel säuberlich aufgeschnitten, indem vom
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