Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Widersprüchen. In ihrer Scheinheiligkeit zum Glauben an mich, haben sie die Wahrheit dahinter vergessen und begreifen nichts. Was machen sie? Sie setzen all ihre Hoffnung auf die San-Hüter.«
Die letzten Worte sprach er mit sichtlichem Missfallen aus.
Managarm starrte nachdenklich vor sich hin. Abrupt hob sie den Kopf. »Und was ist, wenn die San-Hüter sich ihnen, wie es in den Jahrhunderten zuvor geschah, wieder in den Weg stellen?«, knurrte sie erbost über den Gedanken auf. Sie blickte direkt in die drohend blitzenden Augen des Schöpfers, der mit wahrem Namen Thotodin hieß.
»Sollte das geschehen, Managarm, erinnere ich sie an die Ordnung der Dinge und werde sie gegeneinander aufhetzen«, grollte er.
* * *
»Spring jetzt! Spring im Glauben!« Der wuchtige Aufschlag der riesigen Hand auf der Lehne des Throns beschwor eine Welle des Lichts.
Orientierungslos, halb im Traum erwachte Lutek schlagartig. Gehetzt blickte er sich um, bis er die flachatmende Gestalt, bedeckt von Fellen auf einer Trage liegend, neben sich gewahr wurde.
Ihr habt wieder geträumt?«
Der bärtige alte San-Hüter hockte mit seiner Pfeife im Mund am Feuer gegenüber. Lutek schluckte die aufkommende Frage, die ihn seit einiger Zeit im Kopf herumschwirrte, herunter. Er schwieg eine Weile.
»Darf ich euch etwas fragen?«
»Ihr dürft!«, sagte Terzios.
Lutek setzte sich auf. Er zog seine Knie an den Körper heran und blickte besorgt zu Celena hin. Nervös nagte er an seiner Unterlippe, dann aber fasste er Mut.
»Ihr seid nicht nur ein einfacher San-Hüter. Sagt mir, wer ihr wirklich seid?«
Irritiert sah er zu dem Alten hinüber, der leise ein heiseres Lachen von sich gab.
»Ich glaube, du ahnst es bereits!«, flüsterte er.
»In Thiamets Buch ist von Leihvätern die Rede. Ihr … ihr seid …« Lutek stockte.
»Genau! Ich bin dein leiblicher Vater, Lutek«, vollendete Terzios den Satz.
Er hatte es tief in sich gefühlt und bisher nie getraut ihn danach zu fragen. Jetzt war es raus. Was sollte er ihm sagen. Er atmetet tief durch.
»Ich hatte es geahnt, stimmt. Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, gab er betreten kurz und knapp von sich.
»Ist schon gut. Zuviel war in letzter Zeit auf dich zugekommen. Und vieles mehr wird sich noch offenbaren. Dinge, die dir nicht gefallen werden und anderes die dir Hoffnung geben.«
Der Fuchshaarige zerfurchte nachdenklich seine Stirn. »Du weißt mehr, als du zugeben willst!«
»Ich könnte dir einiges erzählen. Es wäre jedoch gleich der Geschichten, die du kennst.«
Die Rauchschwaden aus Terzios Pfeife formten sich im Licht des Feuers zu geheimnisvolle Gebilde, bevor sie sich mit dem aufsteigenden Qualm der Flammen verbanden.
»Diese Geschichten sind einfach nur Geschichten« konterte Lutek.
»Nicht unbedingt! Jede Geschichte, jede Legende und jede Mythen enthalten Wahrheiten, die im Strudel der Zeit verblassen, Irgendwann erinnert man sich nicht mehr an den wahren Hintergrund. Sie werden somit missverstanden und gefälscht. Es werden wichtige Begebenheiten ausgelassen und Unzulängliches hinzugefügt.«
Terzios deutete mit seiner Hand, in der die Pfeife lag, nach oben in den Nachthimmel. Aufgerissene Wolken ließen die Sterne herabfunkeln. »Dort, diese Sternengruppe.«
»Estrellia und ihr Soldat«, wisperte Lutek dazwischen.
»Richtig!«, seufzte Terzios wehmütig auf. »Viele von diesen Sternen sind Welten.«
»Welten?«
Der Alte nickte. »Es gibt einiges, was wir nicht wissen … ich habe diese Welten gesehen.« Terzios Blick entrückte für einen Augenblick.
»Was erzähl ich da. Hör nicht auf das Gerede eines alten Mannes«, murmelte er. »Wir waren bei dem Sternengebilde und deren Geschichten um sie. Eine dieser Geschichten handelt von einem Mensch, der seiner Liebsten ein Stern zur Hochzeit schenken wollte. Er fand den gesuchten Stern und musste erstaunt feststellen, dass dieser in Wahrheit eine Frau war. Während der Rückreise in seine Heimat bemerkte er, dass er seine Liebste nicht wirklich liebte. Sein Herz gehörte dem gefallenen Stern. Umgekehrt liebte der gefallene Stern den Mann. Und so kam es, dass dieser dem Mann in aller Liebe sein Herz schenkte.«
Während Terzios erzählte, hatte sich Lutek zurück in die wärmenden Felle gekuschelt. Die Stimme des Alten hatte Beruhigendes an sich, das ihn entspannte.
»Wer das Herz eines Sterns sein eigen nennt, stirbt nie«, kam unerwartet die flüsternde Stimme Celenas an Luteks Ohr.
Er wälzte sich auf die andere Seite, um Celena
Weitere Kostenlose Bücher