Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
und trat neben Jeamy. Er hob ohne zu zögern seinen Bogen, auf dem bereits der Pfeil lag, zielte auf das riesige Tier und spannte die Sehne.
Das weiße Untier spitzte die Ohren, seine Augen richteten sich lauernd auf den Schützen. Leise knurrend zog er drohend die Lefzen hoch.
»Nicht schießen!«, flüsterte Jeamy dem tatendrangfreudigen zu. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und drückte ihn samt Schusswaffe nach unten. Unverrichteter Dinge drehte sich das weiße Tier um und lief auf dem Weg tiefer in den Wald hinein.
»Folgen wir dem Wolf«, befahl die Hüterin.
»Was zum Schöpfer war das? Solch einen Wolf habe ich nie zuvor gesehen?« fragte der Schütze und schulterte den Bogen auf seinen Rücken. Jeamy sah ihn mit einem wissenden Blick an. »Das war Managarm.«
»Wer? Irritiert schwang er sich auf sein Pferd. «Ich verstehe nicht!«, murmelte er.
Jeamy sah ihn schmunzelnd an. Er würde ihr nicht glauben, wenn sie ihm erzählte, das sie alle einem Irrglauben folgten. Götter existierten und die Häuser der Schöpfer logen.
»Mein Freund, es gibt mehr dort draußen, als ihr euch vorstellen könnt.« Mit diesen Worten ließ sie ihr Pferd antraben.
Die Spur des Wolfes war nicht zu übersehen in dem staubigen Untergrund des Pfades. Hinter ihr folgte ihre treue Schar. Nicht lange erreichten sie eine Lichtung. Und was sie dort zu sehen bekam, trieb ihr das Entsetzen ins Gesicht. Mit stockendem Atem hielt sie ihr Pferd augenblicklich an, sprang von herunter und schnappte sich ihre Armbrust.
Umringt von einer Einheit San-Hüter sah sie die Gruppe Terzios, der sie tagelang gefolgt waren. Es mussten Hüter sein, denn sie spürte die Anwesenheit von der von Boshaft Infizierten. Abgesehen davon trugen einige das Hüterwappen auf ihrem Harnisch.
Ihr Anführer richtete sein Schwert drohend auf die halb liegende dunkelhaarige Frau, die ihn aus ihren Augen anfunkelte. Jeamy wusste von Terzios Berichten, das dies Celena Tousard sein musste. Ein anderer Hüter hielt einen rothaarigen jungen Mann fest im Griff, der versuchte sich davon zu lösen, während der Rest der Gruppe von Schwertern und Bögen in Schach gehalten wurde. Jeamy bekam die weiteren Worte mit, die gesprochen wurden.
»Sprecht zu eurer Verteidigung«, knurrte der Anführer gerade Celena an.
»Für mein Verhalten werde ich mich nicht entschuldigen«, entgegnete Celena mit schwacher Stimme.
»Wie ihr wollt! Nehmt sie mit«, brüllte er zu zwei Hütern aus seiner Einheit. Sofort sprangen die Genannten zu der liegenden, um sie brutal aufzurichten.
Was fiel denen ein, eine Schwache und verwundetet Frau derart zu behandeln? Jeamy fackelte nicht lange. Zielsicher feuerte sie einen Bolzen vor die Füße der Beiden, die sofort von der Liegenden wegsprangen.
Die blitzschnell neu geladene Armbrust auf den Anführer richtend, befahl sie ihrer Schar abzusitzen und die Waffen bereitzuhalten.
Aus der ersten Starre befreit, blickte der Anführer die Neuankömmlinge an.
»Jeamy?«, fragte er erstaunt die Kommandantin.
»Was beim Schöpfer macht ihr, Jascal?«
Sie trat furchtlos vor den kräftig gebauten Ordensmann, die Spitze des Bolzens auf sein Herz richtend.
»Sie ist eine Verräterin«, rechtfertigte er sich irritiert von Jeamys Auftreten, während in seinen Augen Wut auf klomm. »Uns kam zu Ohren, dass sie gegenüber Dritten das Beitrittsritual verraten hatte. Niemand außerhalb des Ordens …«
Entrüstet unterbrach Jeamy den Hüter. »Das ist eine erbärmliche kleine Liste von Anschuldigungen, die ihr da vorbringt.«
»Sie hat ein zu schützendes Geheimnis preisgegeben. Darauf steht nach dem Ordenskodex Strafe. Die anderen werden die Wahl zwischen Beitritt oder ihrem Tod haben.«
Jeamys Augen wurden gefährlich schmal. »Niemals! Nur über meine Leiche, Jascal. Ihr wisst so gut wie ich, was der Beitritt bedeutet.«
»Bedroht ihr aus diesem Grund andere San-Hüter?« zischte der breitschultrige Hüne, sein Augenmerk auf die Armbrust vor ihm gerichtet.«
»Ebenso wie ihr Jascal. Und ich bin gewillt abzudrücken.«
Jeamy achtete nicht auf das besorgte Raunen in ihrem Rücken. Sie wusste das diese Männer und Frauen, die mit ihr gereist waren, hinter ihr standen. Auch wenn es hieß, ihre Waffen gegen andere Hüter einzusetzen. Klugerweise hatte sie nur jene in ihre Schar genommen, die selbst die Hüterexistenz anzweifelten. Ihnen konnte sie vertrauen.
»Eine noble Tat, jeden zu töten, der den Beitritt verweigert. Man sollte allen erzählen, an welche Dämonen sie sich
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