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Vermächtnis des Pharao

Vermächtnis des Pharao

Titel: Vermächtnis des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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bist.«
    »Ich bin erst seit kurzem zurück.«
    »Und du bleibst?«
    »Kommt darauf an, ob ich Arbeit finde.«
    Sie setzte sich, lud ihn aber nicht ein, ebenfalls Platz zu nehmen. Sie bot ihm auch nichts an.
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Ich versuche, Amotju zu finden.«
    »Die Mühe brauchst du dir nicht zu machen. Unsere Leute stellen Nachforschungen an, und wenn es sein muß, gehen wir zur Polizei.«
    »Was, glaubst du, ist passiert?«
    »Wer kann das sagen? Wir hoffen, es ist keine Entführung um eines Lösegeldes willen. Amotju ist ein reicher Mann.« In diesen Worten lag eine Herausforderung. Die Ehe hatte zwei Vermögen vereint. Huy konnte sich nicht vorstellen, daß Amotju - egal wie groß seine Leidenschaft für Mutnofret sein mochte -aufgeben würde, was er durch diese Verbindung gewonnen hatte, solange Taheb bereit war, eine Ehe ohne Sex zu führen. Sie hatte schließlich Kinder; die Nachfolge war also sichergestellt. Man brauchte nur den Status quo aufrechtzuerhalten.
    »Hatte er Feinde?«
    »Jeder von uns hat Feinde.« Was geht dich das an, fragten ihre Augen, obwohl sie ihn nicht direkt anschauten, sondern irgendwo in Höhe seiner Stirn verharrten. Huy fragte sich, wie sehr seine Anwesenheit sie wohl störte. Wenn Amotju ihr nicht erzählt hatte, daß sein alter Freund wieder in der Südlichen Hauptstadt war...ob sie dann wohl einen Verdacht hatte, weshalb er es ihr verheimlichte? Argwöhnte sie eine Komplizenschaft, auf die sie eifersüchtig sein konnte?
    Huy bemühte sich, die stockende Unterhaltung noch ein Weilchen in Gang zu halten, um weitere Fragen zu stellen; aber bald sah er, daß Taheb mit ihrer Geduld am Ende war und wollte, daß er ging. Außerdem waren die Fragen, die er von ihr beantwortet haben wollte, derart, daß er sie unter diesen Umständen kaum stellen konnte. Wo war Amotju gestern abend gewesen, wenn nicht zu Hause? Und wenn doch, wann vor dem Morgengrauen war er fortgegangen? Und wohin?
    »Du glaubst nicht, daß es irgend etwas mit dem Überfall auf die Herrlichkeit-des-Ra zu tun hat?« fragte er immerhin.
    Sie starrte ihn ausdruckslos an. »Weshalb sollte es? Eine Untersuchung ist im Gange. Das ist doch normal. Weshalb sollte sich daran etwas ändern, wenn man Amotju entführt?«
    »Du hast von Lösegeld gesprochen.«
    »Das Risiko besteht.« Sie hatte genug und stand auf. »Verzeih mir, Huy, aber du warst der Freund meines Mannes, nicht meiner. Ehemalige Beamte des alten Regimes sind in meinem Haus nicht willkommen, und ich wüßte nicht, was unsere Angelegenheiten dich angehen. Ich begreife nicht, was dich zu all diesen Fragen veranlaßt. Hoffentlich nur die Sorge um die Unversehrtheit deines Freundes. Aber ich kenne dich nicht gut genug, um dich ins Vertrauen zu ziehen, und ich habe auch nicht die Absicht, es zu tun.«
    Huy, der Asets lebhafte Wärme vermißte und sich nun auch noch einen neugierigen Schnüffler hatte schelten lassen, ging. Er überlegte, daß Amotjus Flotte im Falle seines Todes auf seinen ältesten Sohn übergehen würde, der nicht viel jünger war als der neue Pharao; bis zu seiner Volljährigkeit würde also Taheb das Geschäft führen. Und was, wenn Taheb wieder heiratete...Plötzlich hätte er gar zu gern einen Blick in die Bücher seiner Firma geworfen, vor allem in die Vereinbarungen zwischen Taheb und Amotju, aber das würde warten müssen. Er durchquerte die Stadt, um mit der anderen Frau im Leben seines Freundes zu sprechen.
    Der Kontrast zwischen den beiden Häusern hätte nicht größer sein können. Wo bei Amotju alles aus kühlem weißen Stein war, fühlte man sich hier bei Mutnofret von warmem, unordentlichem Reichtum umhüllt. Sogar der Hof war mit Teppichen ausgelegt, die, das sah Huy, mit ihren satten Rot- und Indigotönen und ihren wunderlichen, feinverschlungenen und fremdartigen Mustern von weither kamen. Einmal hatte er tief im Süden Elefanten gesehen, und die ägyptische Kunst erinnerte ihn an diese großen grauen Tiere: sie war monumental und offen. Aber hier erinnerte ihn die Kunst an flinke, kleine, pfeilschnelle Tiere, die in Höhlen oder unter Felsvorsprüngen lebten. Viele Farben tanzten dunkel und suggestiv vor seinen Augen.
    Sie begrüßte ihn in einem Innenraum, dessen Möbel mit den schweren Stoffen aus Retennu und Mitanni geschmückt waren, während die Wände mit einem leichteren, schimmernden Material behängt waren, dessen Webmuster Huy völlig unbekannt war. Ein Diener brachte Feigen und Datteln auf einem

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