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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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gefährlich, aber auch nicht rechtens. Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“
    Sie führte Luke durch verlassen liegende Flure und Treppen über eine enge Stiege hoch hinauf in ein kreisförmiges Turmzimmer im Ostflügel des Hauses, von dessen Fenster man die Klippen überblickte – wenn die inneren Läden geöffnet waren. Auf dem Tisch im Erker stand eine große Öllampe. Sie ging hin, schlug die Läden zurück und entzündete mithilfe der bereitliegenden Zunderbüchse geschickt die Lampe, die sofort einen hellen, steten Lichtschein in die Nacht hinaus sandte.
    „Ich nehme an, sie machen heute Nacht einen Törn“, sagte Lucius lakonisch.
    „Ja.“
    „Und die Nachricht von dem Burschen vorhin?“
    „Dass alles für die Heimkehr bereit ist. Jetzt ist der richtige Moment, wegen der Gezeiten, und noch ist es wolkig. Und kein Zollbeamter auf den Klippen zu sehen.“
    „Das ist das Signal für sie, einzulaufen?“
    Sie nickte und sah verstohlen zu ihm auf. „Weißt du, es ist ungesetzlich, einem Schmugglerboot zu signalisieren.“
    „Wie würde mein Ruf leiden, wenn ich jetzt dabei ertappt würde!“
    „Du könntest Unwissenheit vorschützen und alles deiner eigensinnigen Gattin anhängen, die dich unter falschen Vorspiegelungen ehelichte“, sagte sie schalkhaft lächelnd.
    „Ich müsste mich eigentlich wundern, dass du die Hochzeit nicht aufgeschoben hast, um mit ihnen zu segeln.“
    „Es ist der erste Törn seit … ach, ich weiß nicht, seit wann, den ich nicht anführe.“ Sah er ihr Bedauern, als sie über das Meer hinausschaute? „Aber sie kommen durchaus auch ohne mich zurecht. George macht den Captain.“
    „Wirst du also nun, da wir verheiratet sind, nicht von Zeit zu Zeit aufs Meer hinaus müssen?“
    Wie um nachzudenken, legte sie den Kopf schief. „Nein, ich werde nicht mehr mitmachen. Außer womöglich in höchster Gefahr. Ich verspreche es, wenn du möchtest.“
    „Harriette, was bist du doch für ein rätselhaftes Wesen“, sagte er leicht amüsiert, nahm ihre Hand und drückte einen Kuss in die Handfläche. „Deshalb also warst du so angespannt und zucktest bei jedem Laut, und ich fürchtete die ganze Zeit, es wäre die Vorstellung, die Nacht mit mir in einem Bett verbringen zu müssen. Wie eitel von mir, anzunehmen, dass deine Gedanken einzig bei mir weilten.“ Trotz des spöttischen Tons entdeckte er in sich eine Spur von Missgunst, weil es nicht so war, doch auch einen Hauch Schuldbewusstsein. Denn warum sollte es anders sein? „Ich spiele bei deinen Plänen keine Rolle, was?“
    „Das stimmt nicht, ich sorge mich nur, bis sie alle in Sicherheit sind.“
    Offensichtlich kam ihr gar nicht in den Sinn, dass er gekränkt sein könnte.
    „Weißt du, es kann so viel Schlimmes geschehen bei diesem Unternehmen. Wer wird die Familie versorgen, wenn ihr Ernährer dabei zu Tode kommt? Oder eingesperrt wird. Ich bin eine Lydyard, es ist meine Pflicht, mich um sie zu kümmern. Die Fischerleute von Old Wincomlee gehören zu uns.“
    Was ihm seinen gehörigen Platz anwies. „Natürlich. Bist du hier fertig? Dann gehen wir besser hinunter und essen unsere Suppe, ehe sie zu kalt ist.“
    „Ich fürchte, du überschätzt meinen Koch, der sowieso nur aushilfsweise hier ist. Vermutlich war die Suppe vorhin schon kalt. Aber das Fleisch ist vielleicht essbar.“
    Lucius lachte, und jäh fühlte er sich zu dieser erstaunlichen Frau in ihrem romantisch-altmodischen Kleid hingezogen. Er wollte den Augenblick der Nähe auskosten; er nahm sie in seine Arme, sogleich bezaubert, da sie ihm nicht widerstand. Ihr Mund war kühl, und als er behutsam ihre Lippen erforschte, schmiegte sie sich sanft an ihn und schlang ihm ihre weichen Arme um den Nacken. Er zog sie dichter an sich, küsste sie verlangender. Weich öffnete sie ihm ihre Lippen und seufzte leise.
    Nicht hier. Nicht jetzt. Langsam ließ er sie los und trat zurück, verblüfft über das Feuer in seinen Lenden und seine heftige Erregung. Sie hier in dem Zauberkreis des Lampenscheins niederzulegen, aus der seidenen Hülle zu schälen und sie sich zu eigen zu machen! Er musste seine ganze Willenskraft aufbieten, um dem zu widerstehen.
    Seine Braut verdiente ein wenig mehr Finesse, als ihm in diesem Augenblick aufflammender Begierde zu Gebote stand. „Ich bewundere, wie sehr du dich für deine Leute – das sind sie ja wohl – einsetzt“, äußerte er leichthin, froh, dass seine Stimme nichts von dem Aufruhr in seinem Körper

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