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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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jeden Abend ein Glas Milch brachte. Eine solche Ergebenheit verdiente höchsten Respekt. Und Mrs. Winston war so warmherzig und mütterlich, dass Julia sich bei ihr überaus behaglich fühlte.
    Die Haushälterin schob Julia den Teller mit Törtchen hin. »Sie müssen etwas essen, Mylady. Sie sind viel zu dünn.« Sie tätschelte ihren eigenen wohlgerundeten Bauch. »Ich versuche ja ein wenig abzunehmen. Lucy Cockerel, das ist die Haushälterin von Lord Walcott von nebenan, hat mir geraten, jeden Abend vor dem Schlafengehen eine halbe Tasse Essig zu trinken, dann wäre ich im Handumdrehen gertenschlank.«
    Julia verzog das Gesicht. »Bitte lassen Sie sich doch lieber nicht auf so unangenehme Dinge ein. Allein bei dem Gedanken wird mir schon schlecht.«
    »Ich hab’s schon versucht, aber nur einmal. Mehr als einen Schluck hab ich nicht hinuntergekriegt, und davon hab ich die seltsamsten Träume bekommen. Ich träumte, ich wäre eine Kartoffel, die in der Sahnesauce schwimmt, mit Rosmarin und Thymian.« Die Haushälterin riss die Augen auf. »Was das wohl zu bedeuten hat? Es heißt ja, dass Träume die Geheimnisse der Seele offenbaren.«
    Julia kicherte. »Ich denke, es bedeutet, dass Sie vor dem Einschlafen keinen Essig mehr trinken sollten. Jedenfalls hoffe ich von Herzen, dass Träume wirklich nur Schäume sind. Ich habe nämlich einmal geträumt, ich sei ein Schuh, den jemand weggeworfen hatte. Ein höchst unangenehmer Traum, das können Sie mir glauben, und ich weigere mich, daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen.«
    »Bestimmt haben Sie Recht.« Sehnsüchtig blickte Mrs. Winston auf das Törtchen. »Was es mit den Träumen auch auf sich hat, ich bringe das ekelhafte Zeug einfach nicht mehr hinunter.«
    »Das ist gut. Sie brauchen nicht abzunehmen. Jede Frau sollte stolz auf ihre Figur sein, gleichgültig, wie sie auch aussieht«, erklärte Julia aufmunternd.
    Zweifelnd guckte Mrs. Winston an sich hinunter. »Meinen Sie wirklich?«
    »Natürlich.« Julia tätschelte die Hand der Haushälterin. »Sie schauen wunderbar aus.«
    Die Haushälterin strahlte sie an. »Hoffentlich weiß Master Alec, was für einen Schatz er da gefunden hat.«
    Julia legte ein Törtchen auf einen Teller und reichte ihn der Haushälterin. »Wir hatten heute Morgen eine kleine Auseinandersetzung.«
    Mrs. Winston schnalzte mit der Zunge. »Ach, macht er Schwierigkeiten? Geben Sie ihm Zeit. Master Alec kann recht schwierig sein, aber bestimmt kriegen Sie ihn noch rum.« Sie goss Julia eine Tasse Tee ein. »Er hat so eine Art, sich bei einem ins Herz zu schleichen, wenn man es am wenigsten erwartet.«
    Als ob sie das nicht bereits wüsste. Sie nippte an ihrem Tee. »Sagen Sie, Mrs. Winston, ähnelt Alec seiner Mutter?«
    »O ja. Miss Anna war ein wunderschönes Mädchen, und der alte Lord war ganz vernarrt in sie. Es hat ihm schier das Herz gebrochen, als sie mit ihrem Schotten durchgebrannt ist.«
    Es schickte sich nicht, mit den Dienstboten zu tratschen. Julia wusste auch, dass sie die Haushälterin nicht so schamlos ermuntern sollte, ihr haarklein von Alecs Leben zu erzählen. Aber eine innere Stimme raunte ihr zu, nicht so dumm und prüde zu sein. Wenn sie ihrem verlotterten Gatten auf den rechten Weg helfen wollte, brauchte sie alle Munition, die sie kriegen konnte. »Wenn der Earl seine Tochter so mochte, hätte man doch meinen sollen, er erlaubt ihr, ihrem Herzen zu folgen.«
    »Tja, aber der alte Lord hielt Miss Annas Beau für einen dreisten Glücksritter und verlangte, dass sie mit dem armen Kerl nichts mehr zu tun hat.« Sie seufzte. »Miss Anna wollte nicht hören. Sie sagte, entweder ihr Schotte oder keiner.«
    »Daher also hat Alec seine Sturheit.«
    »Stur sind sie alle, sturer geht’s nicht. Der alte Lord war außer sich, als Miss Anna ihm nicht gehorchte, und drohte, sie in ihrem Zimmer einzusperren.«
    »Wie dumm von ihm! Mir ist schon oft aufgefallen, dass Männer, wenn sie mit einer Situation konfrontiert werden, die sie nicht in den Griff bekommen können, sich aufführen wie ein General in einer Schlacht.«
    »Genauso ist es gekommen. Der alte Lord hat getobt wie ein Verrückter.« Mrs. Winston nahm einen Schluck Tee. »Um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: Er wollte nur das Beste für Miss Anna. Er war einfach ein bisschen überängstlich.«
    »Das ist oft so, wenn ein Elternteil allein zurückbleibt.«
    »Wie wahr. Er hat sie abwechselnd verhätschelt und tyrannisiert. Mit dem Ergebnis, dass Miss Anna ihren

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